Diese Kritik enthält Spoiler.
"Drecksau" hatte ich mit Spannung erwartet und bin jetzt erst dazu gekommen, ihn mir anzusehen. Hierzu nun meine Einschätzung über einen Film, der im Kultsektor wahrlich hohe Erwartungen mit sich brachte:
Man muss schon anbringen, dass alleine der Trailer gewisse Erwartungen schürt. Laut soll es zugehen, absolut abgedreht, was seinen geistigen Vorgänger "Trainspotting" vordergründig in den Schatten stellen mag.
Aber das passiert nicht. Ich bin sehr unvoreingenommen an den Film gegangen, und wurde auch nicht enttäuscht. Ein bisschen typisch britisch wird hier ein Film gezeigt, der zwar schon laut, drogenverseucht und dekadent daher kommt, aber zum Glück die Story dahinter nicht vergisst, was in dem Genre leider gerne mal der Fall ist.
Man verfolgt so den Hauptcharakter in seiner Laufbahn erst mit Abscheu, aber auch Faszination, und wird letztlich immer mehr in seine Persönlichkeitsstruktur hineingezogen. Wo ich anfangs Bedenken hatte, dass das alles etwas oberflächlich bliebe, kann ich zum Schluss sagen, dass mir der Typ einfach nur leid tat. Man wird sozusagen an der Nase herumgeführt, so wie auch Robertsons Kollegen den Mann anfangs als Anpacker und Leaderfigur ansehen, um dann im letzten Drittel die Wahrheit zu erfahren. Sehr intensiv war hierin die Szene, in der sich Robertson als Verlierer outen muss und sich im nächsten Moment wieder völlig aufzuregen. Das macht die schizophrene Art des Charakters tatsächlich irgendwie greifbar.
Mir gefällt die filmische Art sehr gut, die locker sehr amerikanisch anmutet, und ich bin völlig überzeugt von James McAvoys Performance, der wirklich jeden an die Wand spielt. Hier ist der gezeigte Sex nicht selbstzweckhaft angewendet, sondern auch Stilmittel. Man kann also sagen, dass der Film seinen Kult vollends verdient hat.