Diese Kritik enthält Spoiler.
Mit "Silver Linings" bewegt sich Hollywood erstmals in das Themenfeld der psychischen Störungen und behandelt so gesehen das erste Mal wirklich ernsthaft, was Stress in einem Menschen auslösen kann. Dass Bradley Cooper als Protagonist nun auf entsprechenden Kongressen und Seminaren gesprochen hatte, spricht da Bände. Doch lohnt sich der Film auch, um sich selbst als krank zu erkennen und vielleicht auch etwas dagegen zu unternehmen?
Ja und nein.
In der Buchverfilmung wird zumindest nichts Psychologisches erwähnt, der Pats Zustand nachvollziehbar erklärt. Ok, er ist bipolar gestört, rastet gleich aus, wenn er ein ihm wichtiges Utensil nicht findet, aber Hintergründe bleiben schnell auf der Strecke. In ein oder zwei Momenten weiß man, dass seine Eltern da nicht ganz schuldfrei sind, doch bleibt das alles eine lose Verbindungsschnur, was auch im Storyaufbau etwas chaotisch wirkt.
Durch den Figurentrubel Eltern, Tiffany, Bekannte, usw. entwickeln sich auch zu viele Nebenschauplätze, dass der Film auch kaum Raum zur Entfaltung bietet. Was er jedoch aussagt: Unsere "Kranken" sind noch fast normaler als die Normalen, denn auch die haben ihr Sorgen und Nöte. So ist Papa unheimlich abergläubisch, Pats Bekannte führen nicht gerade eine Vorbildsehe.
Damit verbaut sich der Film ein bisschen die Möglichkeiten, psychische Störungen angemessen zu thematisieren. Natürlich ist Pat die Hauptfigur, aber man ist schon fast geneigt, die Hintergründe um Tiffanys Leiden mehr verfolgen zu wollen, weil die Geheimniskrämerei mehr Spannung verspricht. Und auch sonst tingelt die Geschichte ein bisschen im Fahrwasser von Wahrheit und Lüge.
Ohne Kritikpunkte sind mir die Schauspieler aufgefallen. Bradley Cooper ist eine sehr gute Performance gelungen, und Jennifer Lawrence interpretiert auf ihre Art ihre Rolle fantastisch. Ebenfalls positiv: Robert de Niro konnte mal wieder nach etlichen Spaßfilmchen wieder beweisen, wie gut er doch eigentlich schauspielern kann.
Fazit: Ja, ich hatte meinen Spaß an der Tragikomödie, vor allem durch die Schauspieler. Doch wird mir das Thema psychische Störungen zu schnell durchgewischt, einerseits durch die vielen Figuren, andererseits durch die zu zahlreichen Dialoge oder auch durch die etwas konstruiert wirkende Geschichte, vor allem zum Finale hin. Silver Linings ist als nur Anschauungsunterricht auf mittlerer Ebene, aber ein unterhaltsamer und auf angemessenem Dramalevel.