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alexl1966

Kritik von alexl1966

Gesehen: September, 2020

Wer Downton Abbey mag, wird The Restaurant lieben!

The Restarant punktet mit grandiosen Darstellern, die auch die kleinste Nebenrolle noch mit Leben erfüllen, einer tollen Kulisse und ist eingebettet in eine Zeitreise durch die Dekaden nach dem 2. Weltkrieg.

Die Geschichte um die Familie Löwander, die in Stockholm ein Nobelrestaurant betreibt, ist das Vehikel, um den geschichtlichen Kontext der Nachkriegszeit zu beleuchten. Es ist die Zeit des Wirtschaftswunders, was aber nicht heißt, dass aus Dreck automatisch Gold wird. Auch wenn viele Schweden ja immer eine Sonderstellung in Europa zusprechen (schließlich haben wir es mit einer Demokratie zu tun, die auch noch irgendwo ein Königshaus mitschleppt), so sieht man doch viele Parallelen zur Nachkriegsgeschichte in Deutschland. Wer in den 60ern das Licht der Welt erblickte und noch Großeltern hatte, die den Krieg er- und überlebt hatten, kennt solche Geschichten und wird ersteunlich viele Parallelen finden. Das ist mit ein Grund, weshalb man sich bei "The Restaurant" sofort heimisch fühlt.

Der zeitgenössische Kontext kommt besonders  in der 3. Staffel durch, denn viele meiner Generation werden sich noch an die 70er erinnern, in der hierzulande die RAF das Land in Atem hielt. Ähnliche Bewegungen gab es in ganz Europa und auch hier gibt die Serie einen guten Einblick in die Szene der linken Intellektuellen, die sich aus Frust, weil die MAcht des Wortes eben doch keine Wirkung hat, irgendwann radikalisieren. Und dabei oft innerhalb ihrer eigenen Bewegung diktatorisch herrschen. Wem die Thematisierung nicht weit genug geht, der möge sich die filmische Umsetzung von Stefan Austs Buch "Der Baader-Meinhoff Komplex" anschauen.

Und dann haben wir da ja noch die Familie Löwander. Die Protagonisten und Antagonisten (natürlich gibt es in der Familie schwarze Schafe) müssen sich mit allerlei Problemen herumplagen, die exemplarisch für gesellschaftliche Konflikte stehen. Sei es die Selbstbestimmung der Frau, die ohne Mann vorankommen will, Alkohol- und Drogensucht, Homosexualität, Standesdünkel usw....

Das Ganze ist wunderbar verpackt in einstündigen Folgen, die erhöhtes Suchtpotential haben, wenn man auf Erzähl"kino" steht. Wir können kaum davon lassen und haben die dritte Staffel binnen zwei Tagen verschlungen und warten nun auf Staffel 4.

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