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amiroquai

Kritik von amiroquai

"Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern." -Alejandro Jodorowsky

Das amerikanische Debüt des Dänen, Nicholas Winding Refn, wurde im Vorfeld so hochgelobt, dass man gar nicht anders konnte als seine Erwartungen ziemlich weit oben anzulegen. Hinzu kam es noch, dass "Drive" bei den Filmfestspielen in Cannes, den Preis für die beste Regie einheimste. Die Story von "Drive" ist recht Simple und wurde schon des öfteren in verschiedenen B-Movies erzählt. Allein in der Hinsicht sollte man die Erwartungen gänzlich zurückschrauben. Wem aber schon die vorigen Werke des Dänen bekannt sind, weiß, dass Nicholas Winding Refn seinen eigenen Stempel auf die recht Simple gestrickte Story, aufdrücken wird...trotz Hollywood. 

Und genau das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür gewesen, warum Ryan Gosling sich Ihn als Regisseur ausgesucht hat. Gosling spielt die Rolle des namenlosen Fahrers mit solch einer unglaublichen Leinwandpräsenz und dabei macht es Refn ihn nicht sonderlich einfach, denn der "Driver" spricht in dem Film nur gefühlte 20 Sätze! 

Aber auch sonst hält sich das Drehbuch mit Dialogen sehr zurück und desto schwieriger wird somit die Ausgangsposition, die sich Refn für die Inszenierung schafft. Genau hier liegt Refn's Stärke: Die Bildkomposition. Das Spiel mit Licht und Kamera wird zu einer Synthese der Dramaturgie und somit zu einem tragenden Element von Drive. Es ist aber auch Goslings minimalistische Charakterisierung des Driver's welcher sich nur durch seiner Mimik ausdrücken kann und er es dabei dennoch schafft mit seiner Wortkargheit den Zuschauer zu fesseln. Kurz gesagt: Goslingt liefert eine legendäre Perfomance ab der sich vor einen Alain Delon und Steve McQueen nicht verstecken braucht! Es sind aber auch die Nebendarsteller (Bryan Cranston aka "Walter White", Albert Brooks, Carey Mulligan, Ron Perlmann) die alle glaubwürdig vor dieser düsteren Szenerie agieren und vorbildlich besetzt sind, auch wenn der eine oder andere leider zu wenig Screentime bekommt.

Refn vergisst auch nicht sich vor dem Genrefilm der 70er & 80er Jahre zu verbeugen: Elemente wie der rosane Schriftzug bei dem Vorspann oder die goldene Disco-Jacke des Driver's und dem in seinem Mundwinkel sitzenden Zahnstocher (siehe Stallones Mainstream Trash-Perle "City Cobra"). Es sind genau diese Kleinigkeitn (besonders auch die Electro-Pop Musik mit einem Hauch New Wave und das perfekte Timing bestimmte Songs zur bestimmten Szenen einzusetzen) die einen Kultfilm und einen Kultcharakter ausmachen. Diese Zutaten haben damals funktioniert und wie man es beobachten kann funktionieren diese auch heute (die Kleidung des Drivers waren die letzten Jahr der Halloween Hit in den Staaten). 

Dennoch kippt das ganze nie ins lächerliche oder Parodienhafte. Refn bleibt dabei sehr unterkühlt und distanziert, was sich m.E. etwas negativ auf die Inszenierung von den Stadtaufnahmen von Los Angeles auswirkt: Es sieht alles so künstlich aus obwohl eine Stadt wie Los Angeles, alleine nur vom Smog nur so pocht. Ein weiterer Punkt, der sich bei Refn's Inszenierung bemängeln lässt, ist seine Inkonsequenz: Der Film ist für einen "neueren" Hollywood- Kinofilm ziemlich brutal in puncto Gewalt ABER Refn schafft es hier dennoch nicht diese Brutalität bis zum ziemlich enttäuschenden Finale konsequent durchzuziehen. Dadurch, dass der Film ruhig Anfängt und alle Beteiligten langsam aber sicher in einen Strudel voller Gewalt hineinzieht, verfehlt Refn es dennoch denn Nihilismus und das Verderben der Charaktere schonungsloser in den Mittelpunkt zu stellen. 

Was zurück bleibt ist dennoch ein Stück Kinogeschichte zu einer Zeit, in dem es für den Hollywood-Mainstream außer teure 3D Kinder-und Teeniefilme nichts mehr zu geben scheint.

Um noch einmal auf das Zitat vom Anfang der Rezension zurück zu kommen: An seinem ersten Hollywood-Film mit soviel "cojones" ran-zugehen...alleine dafür bekommt "Drive" von mir einen extra Punkt! Danke Nicholas Winding Refn & Ryan Gosling für den tollen und mutigen Beitrag!

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