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flightattendantlovesmovies

Kritik von flightattendantlovesmovies

Gesehen: Mai, 2016

„The People v. O.J. Simpson: American Crime Story“ basiert auf Jeffrey Toobins Buch „The Run of His Life: The People v. O. J. Simpson“. Die Mini-Serie hält sich an wahre Begebenheiten. Die „American Crime Story“ ist eine Anthologie-Serie, ein Spin-Off von American Horror Story. Die erste Staffel (aus dem Jahr 2016) behandelt den O.J. Simpson-Fall. Für die Serienschöpfer Scott Alexander und Larry Karaszewski ist es die erste TV-Serie – die beiden Autoren haben zuvor bereits die Vorlagen zu einigen biografischen Dramen („Ed Wood“, „The People vs. Larry Flynt“, „Man on the Moon“) verfasst. Wie bereits „American Horror Story“ wird auch „American Crime Story“ von Ryan Murphy produziert. Ryan Murphy hat auch bei einigen Episoden Regie geführt.

Eigentlich wollte ich keinen Film oder gar eine TV-Serie mehr über den O.J.-Fall sehen. Ich habe mich seinerzeit zu sehr über den Ausgang des Prozesses geärgert und dachte auch, es wäre alles gesagt. Nun gilt diese Mini-Serie aber derzeit als mit das Beste, was aktuell das amerikanische Fernsehen in dieser Rubrik bietet und „The People v. O.J. Simpson“ wird jetzt bereits schon als großer Abräumer bei den nächsten Fernseh-Oscars (Emmy Awards) gehandelt – da konnte ich dann natürlich doch nicht widerstehen.

Diese abgeschlossene Geschichte der „American Crime Story“ trifft den Zeitgeist. Im positiven Sinne sind  True-Crime-Formate schon länger angesagt. Im letzten Jahr war es noch The Jinx, die „Serial“-Podcast und natürlich die Netflix-Doku-Serie „Making a Murderer“. Leider hatte ich im Dezember keine Zeit über diese Dokumentation zu schreiben, dieser Fall ist aber so unfassbar und ich empfehle dringend, „Making a Murderer“ zu sehen. Im negativen Sinne sind die Ereignisse, wenn man sich die Polizeigewalt gegenüber Schwarzen und die daraus resultierenden  Unruhen unter der afroamerikanischen Bevölkerung anschaut, leider immer noch aktuell.


Generell ist es immer schwierig, eine Geschichte, deren Ausgang jeder kennt in einen faszinierenden und spannenden Film zu verwandeln. Das ist schon bei Spielfilmen oder einer Dokumentation schwer, als Serie war es für mich – insbesondere in diesem Fall – noch unvorstellbarer.

Noch wie heute kann ich mich an die Bilder erinnern, wie O.J. flüchtig mit seinem weißen Bronco, von einigen Polizeiwagen und zig Hubschraubern verfolgt über den Highway brauste. Diese Bilder wurden damals live im Fernsehen übertragen, in den U.S.A. sogar in allen Programmen. Diesen sensationellen Prozess habe ich ebenfalls noch direkt vor Augen. Es war der Prozess des (letzten) Jahrhunderts – über mehr als acht Monate wurde dieser ebenfalls im TV übertragen. Es gab diese wasserdichte Beweise, die für O.J.s Schuld sprachen und dann diese Sache mit den blutgetränkten Handschuhen. Dieser gesamte Prozess war eine Farce und wurde von einigen Skandalen begleitet und war nachher auch nur noch ein Prozess, bei dem es nicht mehr wirklich darum ging, ob O.J. Simpson schuldig oder unschuldig ist, sondern nur noch darum, dass ein afroamerikanischer Prominenter vor Gericht steht. Es kam wie es kommen musste, der – bis heute – unfassbare Freispruch.

So tragisch die ganze Geschichte ist – Hollywood hätte sie nicht besser erfinden können. Zunächst die schweren Ausschreitungen in L.A. Aufgrund des Freispruchs der Polizisten, die einen Afroamerikaner misshandelt haben, gab es seinerzeit bürgerkriegsähnliche Zustände in Los Angeles. Dann bietet dieser Fall so viel: Eifersucht, Drogen, ein brutaler Doppelmord, ein attraktiver Ex-Footballspieler, Werbestar und Schauspieler und sowas wie ein (afroamerikanischer) Nationalheld, der verdächtigt wird, seine hübsche junge (weiße) Ex-Frau und ihren (weißen) Freund getötet zu haben. Zunächst kooperiert O.J. mit der Polizei, dann aber seine spektakuläre Flucht auf dem Highway, verfolgt von der Polizei und – klar – den Medien. Dann dieser monatelange Strafprozess mit O.J.s Staranwälten, die selbst das Rampenlicht suchten, der Staatsanwaltschaft, den Geschworen (die man auch nicht besser hätte erfinden können), wasserdichte Beweise, aber inkompetente und/oder korrupte und/oder rassistische Polizisten, die an dem Fall arbeiteten. Wenn man sich durch diese TV-Serie noch mal in diese Zeit zurückversetzen lässt, die Anwälte mit ihrer cleveren Strategie betrachtet, diese Geschworenen anschaut und dann das leider schlechte Schlussplädoyer der Staatsanwältin (warum ist sie nicht noch mal auf die eindeutigen Beweise eingegangen?) hört, konnte dieser Prozess nur in einem Freispruch enden.

 
Ich hätte es vorher nicht für möglich gehalten, aber eine Serie ist für den O.J. Fall tatsächlich das beste Format. Ich fand alle zehn Teile durchweg unterhaltsam und habe auch einige neue Informationen erhalten. Wie beispielsweise die „passenden“ Geschworenen ausgewählt wurden und wie es der Jury über die Monate des Prozesses erging und wie sie beeinflusst wurden. Ich fand es faszinierend, O.J.s Staranwälten und Alphatieren Robert Shapiro und Johnny Cochran bei ihrem Machtkampf zuzuschauen. Auch wusste ich nicht, dass O.J.s bester Freund und einer seiner Anwälte Robert Kardashian der Ex-Mann und Vater dieses Reality-TV-Gesindels, ist.

Die Medienlandschaft vor knapp 20 Jahren war auch eine komplett andere als heute. Das Internet (in der heutigen Form) existierte noch nicht, an soziale Medien war auch noch nicht zu denken und auch steckte das amerikanische Gerichtsfernsehen in den Kinderschuhen, es war neu, dass der Nachrichtensender CNN mit einer Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung auf Sendung ging und auch standen die ganzen  Late-Night-Shows (Jay Leno, David Letterman) noch am Anfang. Für die Medien war der O.J.-Fall ein gefundenes Fressen, über mehrere Monate war O.J. Simpson quasi Top-Thema.

Mein Lieblingscharakter der Serie ist die Staatsanwältin – logisch. In ihre Gemütsverfassung konnte ich mich hundertprozentig reinversetzen. Immer wenn sie mal wieder fassungslos war, glaubte auch ich, meinen Augen oder Ohren nicht trauen zu können. Außerdem mag ich ihren Humor. Sarah Paulson ist überzeugend in dieser Rolle und wird voraussichtlich auch den Emmy für ihre Performance erhalten. Schauspielerisch hat mir Courtney B. Vance auch sehr gut gefallen. Er spielt den Staranwalt Johnny Cochran spielt. Er ist aber sicherlich kein Sympathieträger.

Meine Lieblingsfolge ist die 8. („A Jury in Jail“)

Meine Empfehlung: Unbedingt in der Originalfassung gucken.

Mein Kritikpunkt: Ich hätte mir einen anderen Schauspieler als O.J. Simpson gewünscht. O.J. war seinerzeit athletisch, charismatisch und gutaussehend – Cuba Gooding Jr. ist das alles nicht, ziemlich schnell ist mir der Schauspieler Anthony Mackie (The Hurt LockerThe Night Before) als Idealbesetzung in den Sinn gekommen. Mit John Travolta verhält es sich auch immer schwierig, er versucht sein Bestes, aber er bleibt immer irgendwie John Travolta. 

Im Strafprozess, im Jahr 1995, wurde O.J. Simpson schließlich vom Vorwurf des Doppelmordes freigesprochen.

Zwei Jahre später, im Jahr 1997, verurteilte ein Zivilgericht den früheren American-Football-Star dazu, den Angehörigen der Getöteten 33, 5 Millionen Dollar zu zahlen.

Im Jahr 2010 wurde O.J. Simpson wegen eines ganz anderen Deliktes (bewaffneter Raubüberfall und Geiselnahme) zu mind 9 und max. 33 Jahren Haft verurteilt. Er befindet sich derzeit in einem Gefängnis in Nevada.

 

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