Bis auf “101 Dalmatiner“, “Amy und die Wildgänse” und “Speed” hatte ich noch nicht viel mit und von Jeff Daniels gesehen. Daher wusste ich gar nicht recht, was er dramaturgisch und darstellerisch alles kann. In “Godless” hat er mich schlichtweg umgehauen, habe ich doch in letzter Zeit nicht sehr häufig eine solche brillante Performance gesehen. Jeff Daniels spielt das Gangoberhaupt mit unberechenbaren Charakter fassungslos authentisch und zugleich psychotisch Angst einflößend.
Damit stellt er alles in den Schatten, was ich bisher auf dieser Ebene sah. Zu meiner Freude ist auch Michelle Dockery (Non-Stop), die ich schon in “Downton Abbey” lieben lernte im Cast inbegriffen und lieferte wieder eine souveräne Leistung ab. Doch ist es Merritt Wever (Birdman), die ihr darstellerisch die Show stiehlt. Als raubeinige, toughe Frau lässt sie sich nichts gefallen und weiß auch in ihrem Charakter sich durchzusetzen.
Ein weiteres, bekanntes Gesicht ist Thomas Brodie-Sangster, den viele vielleicht aus “Game of Thrones” kennen. Mich überzeugte er bereits 2009 als Paul McCartney in “Nowhere Boy“. Auch hier spielt er solide und beweist einmal mehr, dass er das Zeug zum Charakterdarsteller hat. Allerdings stach mir ein anderer Darsteller ins Auge und somit auch meine favorisierte Neuentdeckung Scoot McNairy (12 Years a Slave), den ich tatsächlich schon in einigen Filmen gesehen hatte, nur war er mir nie recht aufgefallen oder in Erinnerung geblieben. Er spielt den langsam erblindenden Sheriff Bill McNue mit solch einer Hingabe, dass man ihn einfach lieben muss.
Für eine Miniserie bietet “Godless” außerordentliche Schauplätze, inspirierende Kameraeinstellungen und großartige Kostüme. Das Setting ist wirklich gelungen und auch das Intro-Design kann sich sehen lassen. Der Intro-Song bleibt schnell im Kopf und auch so ist der Soundtrack passend und eingängig. Was ein bisschen auf der Strecke bleibt ist die Story, die scheint sich ein wenig im Kreis zu drehen. Manche Handlungen bleiben etwas lücken- oder rätselhaft. Der Einstieg war etwas zäh, doch das ist meistens der Fall, denn in der ersten Episode passiert noch nicht recht viel. Dann bekam “Godless” jedoch Aufwind, wenn auch nur einen lauen. Wirklich spektakulär ist die finale Folge und auch die beiden Episoden davor bringen das Publikum endlich so richtig ins Schwitzen. Vielleicht hätte es der Serie besser getan, man hätte die Eisboden kürzer gemacht (eine Folge dauert immer knapp über eine Stunde) und dafür mehr Folgen. So zieht sich das alles ein wenig hin.
FAZIT:
Westernfans sollten die Serie unbedingt einmal schauen, besonders wegen der Atmosphäre, des Settings und natürlich Jeff Daniels um dessen Leistung es schade wäre, sie nicht gesehen zu haben. Für mich reicht es für “Godless” nur für ein “Ganz gut”, allerdings bereue ich es nicht, diese Reise gemacht zu haben.