“Greatest Showman”, magisches Musical mit tollen Choreographien und großartiger Musik.
Inhalt:
"Greatest Showman" ist ein Musikfilm von Michael Gracey mit Hugh Jackman, Michelle Williams und Zac Efron.
Der Film "Greatest Showman" von Michael Gracey erzählt als Live-Action-Musical die Geschichte von P.T. Barnum. Barnum war bekannt für seine Schaustellungen, außergewöhnlicher Raritäten. Außerdem erschuf er den Wanderzirkus mit Tieren und kuriosen Gestalten. In Musical-Nummern erzählt "Greatest Showman" P. T. Barnums Aufstieg als Schausteller. Verkörpert wird er von Hugh Jackman (Logan).
Meinung:
Hugh Jackman (Reminiscence) ist für die Rolle des "Greatest Showman" wie gemacht. Das sagten auch seine Co-Kolleg*innen. Der talentierte Schauspieler, der auch schon am Broadway auftrat, zeigt hier besonders seine Leidenschaft für seine Arbeit. Man merkt ihm regelrecht an, wie viel Spaß Hugh Jackman beim Dreh zu "Greatest Showman" hatte. Vor allem die Gesangeinlagen seinerseits sind professionell und großartig. Ich hatte ihn damals bei der Oscar-Verleihung 2009 zusammen mit Beyonce, Vanessa Hudgens und Zac Efron zum ersten Mal singen hören. Ich war sofort begeistert. In Christopher Nolans "Prestige – Die Meister der Magie" konnte Hugh Jackman sein Talent für Performance beweisen. In "Greatest Showman" sind nun beide seiner Eigenschaften kombiniert und der Film profitiert enorm davon. Dies bezieht sich jedoch nur darauf, dass Hugh Jackman durchaus in der Lage ist, einen Showmaster und Schausteller gut darzustellen, allerdings als P. T. Barnum wenig gut besetzt ist. Was ich meine ist die Tatsache, dass Hugh keinerlei Ähnlichkeiten mit dem Original hat und auch die Maske hierbei nicht nachbearbeitet hat. Im Großen und Ganzen hat der P. T. Barnum im Film mit dem echten so gar nichts gemeinsam.
Kaum Gemeinsamkeiten mit dem echten P. T. Barnum
Hugh Jackman ist ein sehr sympathischer Mensch. Dass er auch anders kann, bewies er in Filmen wie "Prisoners". Er kann durchaus andere Charaktere mimen, als den Strahlemann oder sympathischen Antihelden Wolverine. Diese Eigenschaft machten sich Jenny Bicks und Bill Condon, die Drehbuchautor*innen, sowie der Regisseur Michael Gracey nicht zu nutze. "Greatest Showman" ist ein schöner Film mit viel Magie, Musik und Fantasie. Auch wenn der Streifen ernste Themen anreißt, so ist er mehr auf ein Feel-Good-Movie ausgelegt. P. T. Barnum war keineswegs ein sympathischer Mensch. Lediglich ein sehr fleißiger und arbeitstüchtiger, was dem Charakter im Film schon eher beschreibt. Barnum soll seine Zirkustruppe nicht gut behandelt haben. Keineswegs war er so herzlich und warm, wie im Film beschrieben. Er soll sie eher geprügelt und traktiert haben.
In der Verfilmung nutzt er sie zumindest für seinen Erfolg aus. Barnum baut sein Imperium mit den kuriosen Gestalten auf, doch als er Ruhm und Reichtum erlangt hatte, hat er kaum noch Zeit für diese. Als er auf Jenny Lind trifft, geht er auf Tournee und stellt seine Artisten zurück in die Dunkelheit. So wie es einst deren Familien und die ganze Gesellschaft getan haben.
Die Tournee mit Jenny Lind fand tatsächlich statt und auch dass P. T. Barnum sie in Amerika berühmt machte. In "Greatest Showman" wird eine Liaison zwischen den beiden angedeutet, die allerdings nie stattgefunden hat. Hiermit wollten die Drehbuchautor*innen wohl etwas Unfrieden in die perfekte Ehe zwischen P. T. Barnum (Hugh Jackman) und seine Frau Charity (Michelle Williams) stiften.
Die beiden führen eine traumhafte Ehe, die aus seinem Disneyfilm entsprungen sein könnte. Im Film haben sie 2 Töchter, was mich ein wenig die Stirn runzeln lässt. Barnum und seine Frau hatten nur eine Tochter und das war Caroline. Helen (Cameron Seely) ist komplett dazu erfunden. Im Showbiz ist es immer schwierig, mit Kindern zu drehen. Deswegen werden diese öfters aus dem Drehbuch herausgeschrieben, statt hinein.
Als Biopic fällt "Greatest Showman" sozusagen durch.
Keine echten "Freaks"
Die Produktion von "Greatest Showman" war keinesfalls mutig. Statt wie Ryan Murphy und Brad Falchuk echte Menschen zu casten, die in solchen Zeiten als "Freaks" beschimpft wurden, castete man für "Greatest Showman" Hollywoodschönheiten, die kurios geschminkt wurden. Einzige Ausnahme ist Sam Humphrey, der am Apert-Syndrom leidet. Einen derart mutigen Schritt wie Murphy und Falchuk für die 4. Staffel von "American Horror Story: Frakshow" ist man bei "Greatest Showman" daher nicht gegangen. Vieles macht die Maske, während in der Serie Menschen, mit echten Defiziten eine Chance bekamen. Außerdem sehen die Menschen in Barnums Theater nicht wirklich "kurios" aus.
Ein Albinomensch, der lediglich eine weiße Perücke und etwas weiße Schminke trägt ist nicht sonderlich merkwürdig.
In der Gesellschaft sind Menschen, die "anders" sind noch immer verpönt. Dabei sollte man allen die gleichen Chancen bieten und den Mut haben, in einem großen Hollywood-Streifen den Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Dafür ist "Greatest Showman" allerdings nicht düster genug.
Die ernste Seite von "Greatest Showman"
Ob die Ehe zwischen P. T. Barnum (Hugh Jackman) und seiner Frau Charity (Michelle Williams) wirklich so märchenhaft verlief, entzieht sich meiner Kenntnisse. Es ist schön, wie er sie umwirbt, die beiden auf dem Dacht tanzen und magische Momente teilen. Auch die Kinder scheinen ein glückliches Leben zu haben, doch es gibt auch Schattenseiten. Die Familie wird nicht anerkannt, da den Zirkus in der höheren Gesellschaft kaum jemand ernst nimmt. Das ist kein richtiges Gewerbe.
Hier spricht "Greatest Showman" auch die ernsteren Themen an. Beispielsweise, der Stand in der Gesellschaft. Die "Freaks" waren damals um 1841 verpönt, deswegen versteckte man sie. Sie galten als "Missgeburten", "Aussaht des Teufels" und ähnliches. Menschen, die solche Kinder zur Welt brachten, wurden von der Gesellschaft ausgeschlossen. Schlimm für die Familie aber noch schlimmer für die Kinder, die ja völlig normal waren, nur eben einen kräftigeren Bartwuchs oder anderes hatten.
Diese Thematik wird in "Greatest Showman" angesprochen und auch gut umgesetzt. Protestierende Menschenblasen vor dem Zirkus waren nicht selten. Besonders in Erinnerung bleibt die Frau, die ihre Tochter hinter sich schiebt, nur weil Barnums Schausteller*innen die Manege betreten. Eine andere hält die Hand vor dem Mund. Kurios hierbei ist mehr, dass die Menschen "Andersartigkeit" sehen wollen und dafür sogar bezahlen. Jedoch pikiert oder schockiert tun, wenn es sie erschreckt was sie sehen. Die aktuelle Genderbewegung zeigt dies auch sehr deutlich.
Vor allem die Ablehnung gegenüber "anderes", was grundsätzlich gar nicht "anders" ist.
Die interessantere Liebesgeschichte im Hintergrund
Im Jahr 1885 fusionierte P. T. Barnum mit dem Schausteller James A. Bailey. So entstand "Barnum and Bailey: The Greatest Show on Earth". James A. Bailey kommt im Film "Greatest Showman" allerdings nicht vor. Stattdessen gibt es eine fiktive Figur mit dem Namen Phillipp Carlyle (Zac Efron), ein Mann aus der gehobenen Gesellschaft. Carlyle ist ein angesehener Mann und produzierte selbst Theaterstücke, mit nicht geringem Erfolg. Barnum warb ihn kurzerhand für sein eigenes Unternehmen ab.
Warum man hierfür nicht Bailey genommen hatte, sondern einen fiktiven Charakter einführte ist unklar. Möglicherweise ist über Bailey an sich zu wenig bekannt.
Phillip Carlyle, der im Film von Zac Efron gespielt wird, ist aber dennoch ein Juwel in diesem Film. Nicht, weil Zac Efron ihn spielt, sondern weil Phillip eine ganz eigene Geschichte hat, die für das 19. Jahrhundert ein echter Fauxpas war.
Während Barnum und Charity im Film eine Märchen-Ehe führen, gibt es die beiden Charaktere Phillip und Anne (Zendaya), die sich lieben, aber sich gar nicht lieben dürften. Er ist ein angesehener, "weißer" Mann in der Gesellschaft. Anne Wheeler ist Artistin mit dunkler Haut und noch dazu in Barnums Kabinett engagiert. Im 19. Jahrhundert ein No-Go, dass eine Frau von solchen Stand und keiner "weißen Haut" mit einem jungen "weißen" Mann ausging.
Dies ist die Liebesgeschichte in "Greatest Showman", die weitaus mehr Aussagekraft hat und locker eine eigenständige Geschichte sein könnte. Ein junger Mann, der bereit ist, für die Liebe seinen Stand in der Gesellschaft aufzugeben. Das ist für mich wahre Liebe. Noch dazu, wenn er außerdem bereit ist, sein Leben für sie zu opfern. Leider sind die Momente zwischen den beiden nur kurz, dafür aber sehr intim. In Blicken und kurzen Worten, kann man viel sagen und für das 19. Jahrhundert eher üblich. Diese Thematik, ist besonders wichtig für "Greatest Showman", da P. T. Barnum sehr engagiert gegen die Sklaverei arbeitete.
Zendaya (Spider-Man: No Way Home) wirkt in "Greatest Showman" übrigens sehr reif.
Die Musik in "Greatest Showman"
Neben der Geschichte von P. T. Barnum und seinem Kuriositätenkabinett, ist die Musik tragend für den Film. Als Musical kann sich "Greatest Showman" sehen lassen. Benj Pasek und Justin Paul schufen Meisterwerke für den Film, wie früher einst Alan Menken für diverse Disneyfilme. Der Soundtrack bietet starke Balladen und imposante Chöre. Besonders stark kristallisiert sich "This is Me", gesungen von Keala Settle heraus. Der Song sagt nicht nur aus, was die Protagonistin in diesem Moment fühlt, sondern er kann auch auf jede Person im wahren Leben projiziert werden.
Wie oft fühlen wir uns selbst von Gruppen ausgegrenzt oder nicht ernst genommen? Viele Menschen werden in der Gesellschaft nicht akzeptiert oder gemobbt. Mit dem Internet hat sich dies sogar noch verschlimmert.
Aber auch die anderen Songs gehen ins Ohr und bleiben dort hängen. Lieder wie "Greatest Show" imponieren enorm und laden zum Mitsingen ein. Der Cast von "Greatest Showman" wurde hierfür auch ausgezeichnet gewählt. Hugh Jackman sang bereits in "Les Misérables" und Zendaya startete ihre Karriere in der Disney-Serie "Shake It Up – Tanzen ist alles" und stellte dort ihr Gesangs- und Tanztalent under Beweis. Zac Efron ist bekannt aus der "High School Musical"-Filmreihe und auch in "Hairspray" bewies er sein Können. Keala Settle dagegen sang auf der "Hairspray"-Tournee und am Broadway in "Les Misérables". Ihre Stimme ist kraftvoll und braucht sich auf keinen Fall verstecken.
Die einzige, die in dem Film nicht selbst singt ist Rebecca Ferguson. Zwar hätte sie den Song performen können, allerdings war sich das Team einig, dass The Voice Gewinnerin Loren Allred, die am Song mitschrieb, die Stimme übernehmen sollte.
Die Ausstattung
Neben der Musik kann sich das Setting in "Greatest Showman" auch sehen lassen. Bei manchen Kulissen wurde mit CGI nachgeholfen, aber nicht so schlimm, dass es störend wirken würde. Manche Sets erinnern mich an Tim Burtons "Big Fish". Vor allem das Haus, das abseits im Wald steht, als Barnum Charles Stratton (Sam Humphrey) rekrutiert. Charles Stratton war übrigens wirklich in Barnums Truppe und Barnum nahm auch an dessen Hochzeit teil. Ebenso die bärtige Frau, die im Film von (Keala Settle) verkörpert wird.
Ich bin auch froh, dass keine echten Tiere für die Dreharbeiten verwendet wurden. Lediglich die im Zebralook bemalten Pferde sind echt. Elefanten wurden jedoch per Computer erstellt.
Die Kleider, die Michelle Williams und Rebecca Ferguson tragen sind Märchenhaft, aber auch die Herren sind enorm gut ausgestattet. Ellen Mirojnick schuf hier tolle Kostüme, perfekt auf das 19. Jahrhundert ausgeschnitten. Auch die Kleidungsstücke der Artist*innen sind sehr gelungen.
Fazit:
"Greatest Showman" kann als Film und Musical sehr gut alleine stehen. Die Musik, die Charaktere und die Handlung sind toll. Der Film macht immer wieder Spaß und die Musik lädt zum Singen und Tanzen ein. Allerdings kann "Greatest Showman" nicht als Biopic durchgehen, denn Jenny Bicks und Bill Condon nahmen hier eine historische Figur und formten eine fiktionale Geschichte dazu.
Es gibt viel zu viele Ungereimtheiten, die mit der wahren Figur des B. T. Barnum überhaupt nichts zu tun haben. Dennoch macht "Greatest Showman" Spaß! Ein toller und schöner Film, der viel Magie und die Verwirklichung der Träume beinhaltet.