{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

happyondr

Kritik von happyondr

Gesehen: Januar, 2017

Diese Kritik enthält Spoiler.

Eine Zurückführung in die Natur oder doch bloß eine Aneinanderreihung von Postkarten-Idyllen? Die Welt, so wie wir durch sie entstanden sind, versinkt allmählich im Anthropozän und wo die Milch der Kuh in vergangenen Tagen als süßer Nektar galt, ist es heute bloß ein kaltblütiger Sklavenmarkt. Sean Penns Regieversuch bewegt sich im Herzen dieses Sklavenmarkts und säht eine Pfärte, die den Menschen aus seiner Vorstellung des kapitalistischen Seins, als ein gnadenloses Kosten-Nutzen-Kalkühl, hinaus geleiten soll- Anstelle dessen bekommen wir jedoch die 148-minütige Heroisierung von Alexander Supertramp zu sehen. Alle lieben INTO THE WILD, weil Christopher den Mut besaß, die Ketten des kapitalistischen Grauens abzulegen und die Metamorphose zu Alexander Supertramp zu wagen. Durch diese Metamorphose vermochte Christopher Bewusstsein zu erlangen und dieses erlangte er auch, als er im Magic Bus seinen letzten Atemzug nahm- Als ein modernes Requiem funktioniert Penns Werk, doch als Konsum- und Wohlstandskritik NICHT. Wir sehen bloß wie die Figur des Christopher eine schön bebilderte Reise unternimmt, lassen uns dabei von derer rebellischen Ader täuschen und blenden die Naivität des Protagonisten aus, der, vom Stolz an die Hand genommen, auf den Spuren von Jack Kerouac wandeln möchte. Anstatt INTO THE WILD zu schauen, könnte man sich auch nackt ausziehen, die GEO lesen und aus voller Kehle schreien: »Sehr her, wie sehr ich das Leben spüre!«

Εἰ μὴ Ἀλέξανδρος ἤμην, Διογένης ἂν ἤμην (= Wäre ich nicht Alexander, wollte ich Diogenes sein.) Die Reaktion von Alexander der Große, nachdem er Diogenes von Sinope auf der Straße besucht- (Diogenes lehnte jeglichen Besitz und Verbrauch ab) und ihn gefragt hatte, was er für ihn tun könnte und dieser ihm antwortete: »Geh mir ein bisschen aus der Sonne.« Für Diogenes ist es eine Lebensbejahung wie ein Hund auf der Straße zu leben, wodurch er versucht »die listigen Dialektiker komödiantisch zu übertrumpfen.« (Sloterdijk), um Bewusstsein zu erlangen, während Christopher durch all seine Selbstdarstellung zu Alexander Supertramp (Alexander der Große) avanciert und mit Schrecken feststellen muss, wie sehr er Diogenes sein wollte.

Wird geladen...