Ist die Existenz Lolas Wahrnehmung oder warf etwa das Schicksal Pfeile in die Augen der Liebenden? Tykwer stellt folgende Hypothese auf: »es gibt x, für einige x gilt...« im Kontrast zu »für alle x gilt...« Zwischen schnellen Schnitten, einem Irrgarten aus surrealen Existenzbereichen und Parallelwelten - umrandet von einer technolastigen Untermalung - gedeiht die Überlegung, ob Lolas Marathon einen Akt ihrer Wahrnehmung oder die Verkettung schicksalhafter Ereignisse darstellt. Lola fragt sich am Ende ihres ersten Laufs, der für sie ein jähes Ableben bereit hielt: »Es gibt x (das Ende), doch für einige x (Enden) gilt...« Im Prinzip bindet Tykwer seine Protagonistin 81 Minuten lang an die Frage, was außerhalb ihrer Wahrnehmung überhaupt existieren würde. Auch wenn der Film an die Türen des Konstruktivismus klopft, gleicht LOLA RENNT weniger einer philosophischen Kundtuung, als durchzechten Nächten auf Amphetaminen, sowohl visuell als auch inhaltlich, sodass man leicht vergisst in welcher Szene seiner Wirklichkeit man sich zurzeit befindet. Am Ende darf der Zuschauer entscheiden, ob Lolas Misere aus einem schicksalhaften Gemüt- oder aus Wahrnehmungen bzw. Bewusstseinsinhalten entsprang. »Bist DU etwa gerannt (oder war es das Schicksal, das seinen Lauf nahm)?«