Diese Kritik enthält Spoiler.
Da ist er nun: der lang erwartete Stromberg-Film. Das Ende der besten, weil intelligentesten Comedyserie im deutschen Fernsehen. Die abschließende Krönung nach 5 Staffeln, die im Laufe der Zeit kaum an Niveau eingebüßt haben. Geht man mit dieser anspruchsvollen Erwartungshaltung und ein bisschen positiver Anspannung ins Kino, wird man bitter enttäuscht werden.
Störend sind dabei nicht nur Details: schauspielerisch kommt häufig das traurige Niveau deutscher Laienschauspieler zum Tragen (exemplarisch sei hier auf Michael Wittenborn, den Schauspieler von CAPITOL-Vorstand Klaus Klinkhammer verwiesen, aber auch die Darsteller des Busfahrers oder von "Sabbel" sollten nicht auf einer Kinoleinwand zu sehen sein); der Realismus leidet unter unlogischen Elementen wie Turculus „Zigaretten“, der plötzlichen Unterstützung aller CAPITOL-Mitarbeiter für Stromberg (ein grausam kitschiges, abschließendes Ständchen am klassischen Fahrstuhl inklusive) oder dem Verhältnis von Stromberg beziehungsweise Ernie zu Herrn Klinkhammer, welches mehrfach und völlig absurd wechselt; damit einher geht die Eindimensionalität und das geradezu lächerliche Verhalten der Charaktere außerhalb des Main Cast, welches noch eklatanter erscheint als zuvor am Fernseher, wo dies zumindest in derselben Zeitspanne seltener zu beobachten war (siehe die stets leicht zu manipulierenden Mitarbeiter der Schadensregulierung, der opportunistische Herr Klinkhammer oder Jennifer und ihre sprunghafte Gefühlslage zum Hauptprotagonisten); im Gegensatz dazu wird mit erzählerischen Kontinuitätslinien um der neuen Geschichte willen ökonomisch umgegangen (das komplett heruntergekommene Capitolgebäude erstrahlte zur letzten Staffel noch im neuen Glanz, vor allem aber die für alle Protagonisten unsichere Zukunft nach der letzten Folge scheint zum Beginn des Films ohne weitere Hintergrundinformationen auf den gefühlten Normalstand konsolidiert); das Ende ist so unerwartet wie erschreckend unrealistisch, eine für das Format typische Mischung aus Fremdscham und Katharsis wird bewusst auf das neue, kinotaugliche Niveau heruntergestuft, wobei die Orientierung am „großen Kino“ aus Übersee auch darüber hinaus noch evident wird; dies hat zur Folge, dass viele Szenen zur seichten, „klamaukigen“ Belustigung eingebaut wurden, beispielsweise Frau Berkels trunkener Barbesuch, die beabsichtigt satirischen, dafür kaum kreativen und wenig zeitlosen Referenzen auf die Werbungen und Sex-Parties der ERGO-Versicherung oder der mental fragwürdige Busfahrer, dessen Müdigkeit mehrfach thematisiert werden muss, wobei der Witz spätestens ab dem dritten Versuch stark an Charme verliert; begleitet wird dies durch die zeitweise Abkehr von der für Stromberg so zentralen wie konstitutiven Mockumentary-Kamera, die in vielen Szenen von hollywood-esker Action-Kamera ergänzt wird; umgeben von diesen Rahmenbedingungen wirken die politisch inkorrekten Sprüche des „Papas“ inszenierter, gewollter und weniger subtil als im Fernsehformat.
Was bleibt ist ein guter Film, der Dank Autor und Mastermind Ralf Husmann vor allem die Lacher über Stromberg auf seiner Seite hat. Der Main Cast ist schauspielerisch nach wie vor größtenteils hervorragend besetzt, allen voran Christoph Maria Herbst als Stromberg und Bjarne Mädel in der Rolle von Ernie. Die meist gelungene Einbettung traditioneller Protagonisten (Erika, Berkel, Turculu, Strombergs Ex-Frau Birgit sowie seine ehemalige Geliebte Nicole) fühlt sich an wie der versprochene, krönende Abschluss. Zusätzlich erhält Frank-Walter Steinmeier einen gelungenen Cameo-Auftritt. Der Eindruck bleibt trotzdem über den gesamten Film erhalten, dass man hier von der vormals annährend perfekten Serie nur die Light-Version serviert bekommt. Erzählerisch versinkt er ebenso in den Weiten der Mediokrität. Dies mag eventuell darin begründet liegen, dass der Umsetzung für die Leinwand schlichtweg Tribut gezollt werden musste oder die Ideen am Ende der meisten Serien einfach aufgebraucht wirken. Dennoch bleiben der vielleicht doch nicht besten Comedy-Serie Deutschlands leider ein gebührendes Ende und damit die schlussendliche Krönung verwehrt.