Es passiert öfters, dass man eine Pressevorführung besucht, nur weil diese am gleichen Tag wie eine andere stattfindet. Eigentlich war ich in der Stadt um Ang Lees Die irre Heldentour des Billy Lynn anzusehen, aber davor lief in einem anderen Kino noch eine Dokumentation. Problem bei der Sache war folgende: Die Doku fing viel zu spät an und ich hatte Sorge, dass ich Film Nummer 2, der mich weitaus mehr interessierte als der andere, verpassen würde – zumindest den Anfang. Das wollte ich nicht zulassen. Ich entschied also vorzeitig den Saal zu verlassen. Da dieser auch nicht sonderlich voll war, die Kollegen standen bestimmt schon für Die irre Heldentour des Billy Lynn an, war das Verlassen des Saals ein Kinderspiel. Im Foyer des Kino traf ich dann auf einen Mann. Er trank einen Kaffee, blätterte in einer Zeitung und blickte mich fragend an, als er mich sah.
Ich: Hallo.
Er: Hallo. Keine Lust mehr?
Ich: Schon, aber ich hab noch einen anderen Termin.
Er: Aha. Aber der Film hat dir gefallen?
Ich: Naja, war okay.
Er: Okay?
Ich: Das Thema war interessant, aber der sah halt aus wie eine piefige TV-Doku. Im Kino muss man den wirklich nicht sehen. Abends im WDR gerne, aber auf einer großen Leinwand? Nee, muss echt nicht sein.
Er: Verstehe. Na dann, schönen Tag noch.
Ich: Ebenso.
Eilend verließ ich das Foyer, stand in der Auffahrt des Kinos und traf dort auf die Presse-Dame, die gerade eine Zigarette genoss. Es folgte ungefähr der gleich Dialog wie oben beschrieben, jedoch mit einem Crescendo, das mir eine Erkenntnis einbrachte, die mich im Erdboden versinken ließ. Der Mann im Foyer war kein geringerer als der Regisseur. An diesem Tag war mir bewusst, dass ich vermutlich insgeheim und unterbewusst die Mission verfolge Moviebreak ein mieses Image bei Filmemachern zu verpassen.