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Jahresrückblick - Vitellone

siBBe

Von siBBe in Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2016

Jahresrückblick - Vitellone Bildnachweis: © Picturehouse Entertainment

DIE TOP 10 FILME 2016:

1. The Lobster
Auch abseits seiner Heimat bleibt sich Giorgos Lanthimos treu und beweist mit seiner schwarzhumorigen Groteske, dass sich Filme auch auf der internationalen Bühne keinen Regeln oder Eingeständnissen unterwerfen müssen. Rasiermesserscharf entwirft The Lobster eine gesellschaftskritische Parabel über den modernen Menschen und die Oberflächlichkeit von Beziehungen. Ein Film, so voll von kreativ absurden Einfällen und beißender Gesellschaftskritik, dass man ihn einfach lieben muss.

2. Raum
Wohl eins der emotionalsten Filmerlebnisse des vergangenen Jahres. Wunderbar feinfühlig nähert sich der Film seinen zentralen Figuren, haucht ihnen vielschichtige Persönlichkeiten ein und gewehrt dabei ausreichend Platz um alle Gefühle wirklich wirken zu lassen. Eindringlich gespielt und zurückhaltend inszeniert schien der Film im Laufe des Jahres etwas unterzugehen, wahrscheinlich, weil sich alle einig waren wie großartig er doch ist.

3. Der Schamane und die Schlange
Die Reise ins Herz des Dschungels versteht dieser Film gleichsam als eine Reise ins eigene Ich, als einen sich selbst vorgehaltenen Spiegel, der zur Selbstreflektion zwingt. In eindrucksvollen schwarz-weiß Bildern findet der Film ein gelungenes Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Tradition, zwischen Heimat und Abenteuer. Aber auch der Wert von Nachhaltigkeit und Natur steht im Zentrum und wird in Wechselwirkung mit der Menschheit beleuchtet.

4. The Revenant
Fast hätte ich dieses Ungetüm von Film schon wieder vergessen und leider fand ich nicht mehr die Zeit Iñárritus Oscarabräumer einer kritischen Zweitsichtung zu unterwerfen. Im Kino war The Revenant jedoch ein dermaßen eindringliches Erlebnis, welches den kräftezehrenden und dreckigen Kampf ums Überleben wie kaum ein anderes Werk erfahrbar machte, dass ich nicht darauf verzichten konnte. Der Kampf gegen die (menschliche) Natur lebt vordergründig von seinen Darstellern, der wirkliche Star ist jedoch Lubezkis Kamera.

5. Queen of Earth
In bester Persona-Manier entfaltet dieses ungemütliche Drama bei zunehmender Laufzeit eine immer einnehmendere Wirkung und ertränkt seinen Zuschauer in unausgesprochenem Kummer und angestauten Emotionen. Während Kamera und Soundtrack bereits schlimmere Entwicklungen vorwegnehmen, bleibt der Film ganz nah bei seinen Figuren und wird zu einem erdrückend depressiven Erlebnis. Der Feelbad-Film des Jahres.

6. Sing Street
Auf vielen Bestenlisten wird sich dieser Film wohl nicht wiederfinden und zugegebenermaßen geizt er auch nicht mit Klischees und plakativen Emotionen. Wenn jedoch die Musik beginnt und die liebenswerte Mischung aus irischem Charme und Coming-of-Age Romantik ihre Wirkung entfaltet, dann scheinen alle Zweifel weggeblasen und Sing Street wird zum sympathischsten Werk, welches dieses Jahr auf unsere Leinwände projiziert wurde. Der Feelgood-Film des Jahres.

7. The Hateful 8
Beschränkt auf einen einzigen Raum macht Tarantino aus der vermeintlichen Reduktion eine Tugend und bewegt seine Figuren so bedacht wie ein erfahrener Schachspieler. Die Versammlung archetypischer Westernhelden wird schnell zu einer intelligenten Auseinandersetzung mit dem Genre selbst und während nach und nach die Masken fallen, generiert der Film weiterhin Spannung durch seine Ungewissheit. Nicht zuletzt aufgrund seines Soundtracks ein atmosphärisches Glanzstück.

8. The Witch
Unaufhaltsam speist die düstere Atmosphäre das Kopfkino und obwohl über weite Strecken wenig passiert, scheint die Szenerie dennoch randvoll von unterschwelliger Anspannung zu sein. Als würden die finsteren Kräfte, die das Werk umgeben, nur auf eine kurze Unachtsamkeit warten um das komplette Geschehen mit Unheil zu überfluten. Gebannt starrt man auf die Leinwand und hat dabei das Gefühl als blicke diese zurück.

9. Vor der Morgenröte
Auch meine Liste kommt nicht ohne einen deutschsprachigen Film aus und überraschenderweise handelt es sich dabei nicht um den Liebling der Nation, Toni Erdmann. Stattdessen gehört dieser Platz dem kleinen, aber feinen Biopic Vor der Morgenröte, ein Film, der wenig daran interessiert scheint langweilige Fakten aus dem Leben seiner Hauptfigur zu erzählen, sondern stattdessen ein vielschichtiges Bild seiner Persönlichkeit zeichnet. Josef Hader verkörpert den zweifelnden Stefan Zweig herausragend und verleiht seiner inneren Zerrissenheit zwischen künstlerischer Freiheit und politischer Verantwortung ein Gesicht.

10. The Neon Demon
Von vielen Seiten musste sich Refns neuestes Werk vernichtende Kritik anhören. Tatsächlich ist The Neon Demon jedoch keinesfalls die plumpe Kritik an der Modelwelt, auf die unzählige Zuschauer den Film reduzieren, sondern eine von allen gängigen Regeln der Narration losgelöste Reflektion über die Macht der Bilder und die Kunst des visuellen Erzählens. Ausführlich beschäftigt sich der mit Film mit Oberflächen und Äußerlichkeit, weshalb ihm unverdienterweise fehlender Tiefgang vorgeworfen wurde.


DIE FLOP 5FILME 2016:

1. Deadpool
Wirklich enttäuscht war ich weniger von der fehlenden Qualität des Films (schließlich war das nach den Trailern bereits abzusehen), sondern von der breiten Unterstützung, die ihm im Laufe des Jahres entgegenkam. Aber genug davon, über Deadpool wurde schließlich schon mehr als genug geredet.

2. The Danish Girl
Der Inbegriff von furchtbar anbiederndem, emotional manipulativem und historisch fehlerhaftem Oscarbait. Was auch immer Eddie Redmayne hier macht hat nichts mit Schauspielerei zu tun und ist mindestens so lächerlich peinlich wie der restliche Film. Ganz schlimme Nummer.

3. Einfach das Ende der Welt
Sicherlich nicht der schlechteste Film des Jahres, in Anbetracht der Erwartungshaltung aber wohl der enttäuschendste. Mehr dazu in meiner Kritik.

4. Hardcore
Wenn das modernes und gutes Actionkino ist, dann habe ich das Genre wohl nie geliebt. Langweiliger als einem Zweiten beim Zocken eines schlechten Ego-Shooters zuzusehen, inklusive nervigem Kameragewackel und schrecklichen Dialogen. Moralisch fragwürdig ist nicht nur die dümmliche Story, sondern sind vor allem die übertriebenen Gewaltspitzen.

5. Café Society
In den letzten Jahren war ich immer bereit Woody Allen gegenüber jeglicher Kritik an seinem Werk in den letzten 15 Jahren zu verteidigen, hat der amerikanische Altmeister, wenn auch nicht jährlich, doch kontinuierlich ansprechende Werke abgeliefert. Leider ist Café Society eine schreckliche Selbstparodie von jeglicher ernstzunehmenden Qualität befreit. Da kann nicht mal Kristen Stewart etwas ändern.


GEHEIMTIPPS AUS DEM JAHR 2016:

Chevalier
So herrlich böse und entlarvend konnte in den letzten Jahren nur das neue griechische Kino sein. Wunderbar missmutig und überspitzt legt der Film die Lächerlichkeit männlicher Selbstdarstellung und dem damit verbundenen Konkurrenzkampf frei. Köstlich.

Entertainment
Der groteskeste Selbstfindungstrip des Jahres. Zwischen surrealer Bildgestaltung, abseitigem Humor und befremdlichem Soundtrack schlummert ein feinfühliger Kern um das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zusammenhalt. Leider wurde diesem Kleinod sowohl sein Publikum als auch die verdiente Anerkennung verwehrt.

The End of the Tour
Völlig unaufgeregt und ohne typische Klischees nähert sich der Film seinen beiden Protagonisten, formt und entwickelt diese dann vor allem durch ihre Interaktion untereinander. Mit pointierten Dialogen und durch feinfühlige Darstellungen von Jesse Eisenberg und Jason Segel gelingt es ein interessantes Porträt zu entwerfen, was The End of the Tour final zu einer angenehm kurzweiligen Erfahrung macht.


10 MOST WANTED FILME 2017:

La La Land
The Bad Batch
The Snowman
Blade Runner 2049                                                                                                                                                                                                        Certain Women
The Dark Tower
Star Wars Episode 8
Silence
The Killing of a Sacred Deer
Happy End


MEIN SERIENJAHR 2016:

Als Serienmuffel und bekennender Gegner des jüngst entstandenen Hypes könnte ich diese Zeilen nutzen um erneut meinen Unmut über die aktuelle Entwicklung zum Ausdruck zu bringen. Weil das jedoch keiner lesen will und auch mich nicht weiterbringt, berichte ich lieber kurz und knapp über die wenigen Serien, die dieses Jahr über meinen Bildschirm geflackert sind. Wer sich Geheimtipps oder große Kunst erhofft, der wird hier wohl nicht fündig werden und sollte lieber in meiner obigen Filmliste stöbern. Begonnen hat mein Serienjahr mit der zweiten Staffel von Fargo, die obgleich merklich schwächer als die vorangegangene, dennoch zu überzeugen wusste. Dem Hype um Stranger Things musste ich hingegen verdutzt hinterherblicken, nachdem ich nach dem gelungenen Einstieg feststellen musste, dass es sich bei der gefeierten Nostalgie(über)dosis um ein Konzept handelt, dass sich sehr schnell abnutzt und darüber hinaus wenig zu bieten hat. Einen Aufwärtstrend durfte man dafür bei den diesjährigen Folgen Game of Thrones feststellen, einer Serie, die sich nach einigen katastrophalen Entwicklungen wieder gefangen hat. Die Klasse der ersten Staffeln bleibt natürlich unerreicht, aber einige Ansätze lassen Positives erhoffen. Dazwischen gab es wenig Berichtenswertes und noch weniger Memorables. Außer der erneuten Erkenntnis, dass Serien noch weit davon entfernt sind Filmen den Rang abzulaufen.


FAZIT:

Tatsächlich war das Filmjahr 2016 in meinen Augen deutlich positiver als zahlreiche Kollegen verlauten lassen. Wirklich enttäuschend war wohl nur das Blockbustersegment, was jedoch in Hinblick auf die letzten Jahre weder sonderlich überraschend noch wirklich schmerzlich kam. Großartige Momente fand man hingegen eher in den kleineren Produktionen, die es nach längerer Wartezeit doch noch nach Deutschland geschafft haben. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass ein talentierter Regisseur wie Giorgos Lanthimos auch abseits seiner Heimat nichts von seiner Prägnanz verloren hat und sich auch in größeren Gefilden treu bleibt. Außerdem war 2016 ein überaus gelungenes Jahr für das deutsche (Genre)kino. Neben dem prominenten Nachtmahr durfte man innovative Werke wie Der Bunker oder Wir sind die Flut bestaunen und auch international konnte Deutschland mit Vor der Morgenröte und dem gefeierten Cannes-Hit Toni Erdmann glänzen. Ansonsten gab es auf der großen Filmbühne wenig neue Trends, der unverständliche Hype um Superhelden und der unaufhaltsame Drang der Kanonisierung durch Universen hielt weiterhin Einzug und könnte wohl auch nächstes Jahr dafür sorgen, dass Hollywood als Filmmarkt immer uninteressanter wird. Dennoch sollte man natürlich erneut festhalten, dass auch mein Filmjahr durch Verfügbarkeit und Zeit eingeschränkt war (um die 150 Filme mit deutscher Erstauswertung in diesem Jahr sind es gewesen), ich bei weitem nicht alle interessanten Projekte gesehen habe und wohl noch viel mehr lohnenswertes Material abseits meines Wahrnehmung stattfand. Insofern wird man ein gültiges Fazit zum vergangenen Jahr erst in der Zukunft ziehen können.

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