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Jahresrückblick - MrDepad

siBBe

Von siBBe in Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2017

Jahresrückblick - MrDepad Bildnachweis: © Weltkino

DIE TOP 10 FILME 2017:

1. I Am Not Your Negro

Neben The Act of Killing eine der besten und wichtigsten Dokumentationen der letzten 10-20 Jahre. Wer (das moderne) Amerika verstehen will, muss diesen Film sehen.

2. The Killing of a Sacred Deer

Kein anderes Werk aus dem Kinojahr 2017 war derart komisch und zugleich beängstigend wie dieses. Denkwürdige Höhepunkte aus diesem Eisblock von einem Film: Colin Farrells voluminöser Vollbart, der die Aufmerksamkeit des Betrachters unentwegt auf sich lenkt, die denkwürdigste Spaghetti-Szene seit Harmony Korines Gummo und ein Finalakt, bei dem es einem zwischen panischer Verzweiflung und groteskem Wahnwitz beinahe schwarz vor Augen wird.

3. Kuso

Treffen sich David Lynch, Luis Buñuel, David Cronenberg und Takashi Miike in einer Bar...

4. Manchester by the Sea

Ein meisterhaftes Drama der leisen Momente, scheuen Blicke und eindringlichen Ausbrüche, das voll und ganz von seinem alles überragenden Hauptdarsteller getragen wird. Casey Affleck bettet sich in seiner Rolle in diesen filmischen Strom ein wie ein Vulkan, den man für seine ruhige, kraftvolle Ausstrahlung in jeder Szene bewundert, während man gleichzeitig Angst vor dem großen Ausbruch hat. Wie sich der Schauspieler dabei sowohl in Momenten der Isolation wie auch im Zusammenspiel und der Interaktion mit dem Rest des hervorragend besetzten Casts an der komplexen, schwierigen Persönlichkeit seiner Figur geradezu abarbeitet, ist ein Ereignis, das herkömmliche Bewertungsmaßstäbe fast schon außer Kraft setzt.

5. Personal Shopper

Kristen Stewart, die sich 2017 auch durch ihre Beteiligung in Filmen wie Certain Women und Die irre Heldentour des Billy Lynn als großartigste aller Schauspielerinnen behaupten konnte, ist der faszinierende Fixpunkt von Olivier Assayas' Meisterwerk. In diesem wird die zeitgemäße Technologie zum Spiegel un(ter)bewusster Ängste und Erfahrungen, während der Regisseur den Weg von Trauer zum inneren Frieden über wohligen Grusel, irritierende Thrills und abrupte Stimmungswechsel nimmt. Der angespannt über die Tastatur des Smartphones zuckende, zitternde Daumen von Stewart wird dabei zu einem der aufregendsten Seherlebnisse des Kinojahres.

6. Moonlight

Auf autobiographisch gefärbte Weise erzählt Barry Jenkins in wundervollen Bildern vom Leben eines Menschen in drei Akten und formt so das mit reizvollen Leerstellen gespickte Porträt einer einsamen Seele im Konflikt mit ihrer eigenen Identität. Viel mehr erzählt er jedoch von dem, was zwischen dem Offensichtlichen geschieht, was nicht an das äußere Umfeld dringen soll und davon, was unter Umständen auf ewig im Verborgenen verschwiegen werden muss. Im Diner, in dem sich zum Ende hin zwei Menschen nach langer Zeit wiederbegegnen, scheint alles um sie herum stillzustehen, werden Blicke zu magischen Fundgruben und ein ganz spezieller Song zur Brücke, auf der für diesen kurzen Augenblick verbunden wird, was immer schon hätte sein können, aber vermutlich nie sein wird. In diesen Minuten wird Moonlight unendlich und Barry Jenkins unsterblich.

7. Let Me Make You a Martyr

In ihrem Film, der abgründige Milieustudie, Rache-Meditation, Slow-Burn-Thriller und religiös angehauchte Erlösungsfantasie in einem darstellt, setzt sich das Regie-Duo Corey Asraf und John Swab innerhalb der Rahmenhandlung vor allem damit auseinander, wie zwei gequälte Seelen in einer Welt, die sie ganz entscheidend geprägt und gewissermaßen ruiniert hat, wiedervereint werden und gemeinsam einen Ausweg suchen, der für sie eine Form von Erlösung bereithält. Die Lösung, welche die Regisseure nach hypnotischer Langsamkeit, elegischer Finsternis und auslaugender Eindringlichkeit präsentieren, dürfte viele Zuschauer brutal vor den Kopf stoßen und nach dem Ende des Films umgehend zu einer erneuten Sichtung inspirieren. Einen besonders markanten Höhepunkt markiert zudem Marilyn Manson in einer behutsam eingesetzten, aber dafür umso wirkungsvolleren Nebenrolle als philosophischer Auftragskiller und Todesengel.

8. Song to Song

Stilistisch bleibt sich Terrence Malick weiterhin treu, was ihm viele mittlerweile als müde Variation oder Stagnation auslegen möchten. In Song to Song lässt er die Figuren, die greifbare Intimität zwischen sowie die tiefe Verletzlichkeit von ihnen jedoch so unmittelbar spürbar werden wie länger nicht mehr. Dabei schließen sich bei einem der letzten großen Poeten des Kinos unerreichbare Höhenflüge und bittere Verzweiflung nie aus, sondern verknoten sich zu formvollendeten Momenten, in denen die quälende Einsamkeit im Angesicht überwältigender Schönheit glücklicherweise regelmäßig ins Stocken gerät, bevor sie sich einen Weg zurück ins Bewusstsein kämpft.

9. Baby Driver

Das beste cineastische DJ-Set hat 2017 Edgar Wright aufgelegt. Bisweilen fühlt sich Baby Driver im positivsten Sinne wie die Sichtung eines Frühwerks aus Quentin Tarantinos Schaffen an, ohne jemals wie ein bemühter Klon dessen einflussreichen Stils zu wirken. Mit Tarantino teilt Wright seine ansteckende Liebe zu Musik, popkulturellen Verweisen und Versatzstücken verschiedenster Genres. Trotzdem versprüht dieser Film zwischen adrenalingeladenen Verfolgungsjagden, markanten Figuren, wundervollen Kamerafahrten, unterhaltsamen Dialogen, brutalen Einlagen und Momenten echter Spannung eine ganz eigene Energie. Als unwiderstehliche Mischung aus Heist-Film, Musical, Action und Romanze mit einem Protagonisten, der sein Leben vorwiegend über Songs aus dem iPod, Plattenspieler oder Autoradio lebt, wirkt er zugleich vertraut und doch originell. Kein anderer Film hat in diesem Jahr mehr Spaß im Kino bereitet. 

10. A Ghost Story

Als melancholische, im Format einer verblassenden Diashow angeordnete Kino-Symphonie zwischen Leben und Tod, die sich ihrer Schönheit und Vergänglichkeit gleichermaßen bewusst ist, lässt sich A Ghost Story als Liebeserklärung an all jene flüchtige Momente auffassen, die zwischen diesen beiden Welten liegen. In denen eine Gabel voll mit Schokoladenkuchen wieder und wieder zum Mund geführt wird, um den Schmerz zu betäuben, in denen ein einzelner Song, den ein Mensch für einen anderen komponiert hat, jede noch so große Trauer für einen kurzen Moment übertönt und in denen ein kleiner Zettel in einer Wand versteckt wird, um mit der darauf hinterlassenen Nachricht Erinnerungen zu schaffen, die jedem Zahn der Zeit trotzen.


DIE FLOP 5 2017:

1. Das Belko Experiment

Der zynischste, menschenverachtendste Film des Kinojahres 2017. Mit abstoßender Freude am puren Töten zelebrieren Regisseur Greg McLean und Drehbuchautor James Gunn Kopfschüsse, Genickbrüche, Messerstiche und andere Todesarten, während selbst die wenigen Figuren, die einigermaßen Charakter erhalten, von einem Moment auf den anderen rein für den zynischen Effekt geopfert werden. Ein gewaltgeiles Debakel, um das man besser einen großen Bogen macht. 

2. Leatherface

Überflüssiger, miserabel geschriebener, über weite Strecken uninspiriert inszenierter Beitrag ins Texas-Chainsaw-Massacre-Franchise, der als Origin-Story einer legendären Horror-Ikone ebenso massiv scheitert wie als unterirdische Kopie der Werke von Filmemachern wie beispielsweise Rob Zombie. Dieser zerfahrene, unentschiedene Mix aus klischeehaftem Psychiatrie-Wahnsinn, psychotischem Road-Trip, gnadenlosem Rache-Inferno sowie bitterer Nihilismus-Parade ist die lausigste Horror-Gurke des Kinojahres. Höchste Zeit, das Franchise ebenso wie seinen in diesem Jahr verstorbenen Schöpfer zu Grabe zu tragen.

3. Wolves at the Door

Unter dem Deckmantel der grausamen Manson-Family-Morde  entpuppt sich Wolves at the Door als manipulativ-reißerische Interpretation eines unbeschreiblichen Verbrechens, das in billige Spannungsmomente, aufgesetzte Emotionen und abstoßende Effekte übersetzt wird. Gegenüber den realen Opfern verkommt der Horrorfilm daher fast schon zur Grabschändung, bei der die unverständlichen Schicksale nach einem atmosphärisch durchaus gelungenen Auftakt zur voyeuristischen Ergötzung menschlichen Leids missbraucht werden. Ein ekelhaftes Machwerk.

4. Death Note

Adam Wingards bisheriger Karriere-Tiefpunkt. Selbst als eigenständiges Werk versagt Death Note auf ganzer Linie, indem der Regisseur gehetzt von einem Handlungspunkt zum nächsten springt, potentiell interessante Einzelelemente oberflächlich anreißt und den Figuren mit sträflichem Desinteresse begegnet. Aufgrund von Wingards Inszenierungswut ist man sich irgendwann zudem nicht mehr sicher, ob man hier nicht vielleicht einer glatten Parodie aufgesessen ist. Möglich wäre es. Traurig ist es so oder so. 

5. Kong: Skull Island

Ein überwiegend grässlich anzusehender Blockbuster, in dem sich der Abstieg in eine grüne Hölle als Debakel direkt aus der Blockbuster-Hölle entpuppt. Zwischen Ansätzen einer Kritik am kriegsvernarrten Militarismus der USA, einem brutalen Schlachtengetümmel, das Impressionen der Vietnamkriegsfilme emuliert, Gekloppe wie aus den Monsterstreifen der 50er Jahre und womöglich satirisch gemeinten Spitzen verkommt Kong: Skull Island zu einem Musterbeispiel dafür, wie lärmendes Blockbuster-Kino ohne jeglichem Interesse an Figuren in plastischen Bildern ertrinkt und am Ende nichts als Kopfschmerzen hinterlässt.

GEHEIMTIPPS AUS DEM JAHR 2017:

All These Sleepless Nights, The Bad Batch, Ingrid Goes West, Bokeh, Columbus, Nocturama, Una und Ray, The Night of the Virgin, Certain Women, Raw, Die versunkene Stadt Z


10 MOST WANTED FILME 2018:

Lady Bird

Call Me By Your Name

Der seidene Faden

The Death and Life of John F. Donovan

Isle of Dogs

You Were Never Really Here

The Disaster Artist

The Florida Project

The House That Jack Built

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri


MEIN SERIENJAHR 2017: 

Ich habe viele der aktuellen, im Jahr 2017 gelaufenen Serien bislang ausgelassen oder verpasst. Eine Serie, die mein Leben kurzzeitig bereichert hat, sowie drei unglaublich beeindruckende, herausragende Serienstaffeln aus dem Jahr 2017 konnte ich aber glücklicherweise trotzdem erleben:

1. The Leftovers - Staffel 3

Der perfekte Schlusspunkt für eine Serie, die als unvergleichliche Berg- und Talfahrt der überbordenden Emotionen Episode für Episode zu Tränen rührte und so tief in uns Menschen blickte wie kaum eine andere Serie jemals zuvor.

2. Twin Peaks: The Return

David Lynchs und Mark Frosts Rückkehr in ein Serienuniversum, das die Fernsehlandschaft vor 27 Jahren für immer veränderte, ist ein fulminanter Siegeszug für den Künstler David Lynch. Selbst Monate nach der Sichtung der letzten Episode bleibt dieses kuriose, bewegende, irritierende, schockierende, rätselhafte, vertrackte, surreale, verblüffende TV-Ereignis ein eigenwilliges Kuriosum, das es auch noch in vielen weiteren Jahren zu entschlüssen oder auch nur ansatzweise zu fassen gilt. 

3. Master of None - Staffel 2

Eine gewaltige Steigerung zur vorherigen Staffel. Aziz Ansari erschafft große Kunst im kleinen Format, indem er fast jeder einzelnen Episode einen individuellen Charakter voller vielfältiger Ideen und stilistischer Eigenheiten verleiht, während er seiner eigenen Hauptfigur eine Liebesgeschichte beschert, die man derart herzerwärmend schon lange nicht mehr bewundern durfte.

4. Girls

Lena Dunhams Serie über orientierungslose Twentysomethings in New York ließe sich leicht als Woody Allen in Höchstform für Millenials umschreiben. Diese Lobpreisung greift allerdings noch zu kurz, denn die wundervoll geschriebene, herausragend gespielte Serie ist vor allem ein nachvollziehbares, greifbares Stück Lebensgefühl, in dem man sich stundenlang verlieren darf, um anschließend mit erweitertem Bewusstsein durch das eigene Leben zu gehen.

FAZIT:

Die drei Amigos. <3

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