Erwähnungen
"Der letzte Cowboy" - Staffel 1 - Kritik
Von Stu in "Der letzte Cowboy" - Staffel 1 - Kritik
am Donnerstag, 12 Januar 2017, 12:33 Uhr
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Story
Das Leben könnte so schön sein für Hasso Gründel. Er koordiniert beim Staubsaugerhersteller Kattelmann gemütlich vom Schreibtisch aus den Außendienst, bewohnt mit Ehefrau Melanie eine Doppelhaushälfte und um den großen Rest kümmert er sich vorsichtshalber nicht. Das ändert sich schlagartig, als die Firma einen neuen Chef bekommt. Der verkündet als erste Maßnahme: Der Haustürverkauf wird abgeschafft, die Vertreter entlassen und Hasso gleich mit. Es sei denn, er schafft es, innerhalb von sechs Wochen eigenhändig sechzig Exemplare des legendären Kattelmann -Modells Panther 2000 zu verkaufen. Eine Herausforderung, der Hasso sich selbstverständlich stellt. Und die ihn von einem Moment auf den anderen vom warmen Schreibtisch ins wirkliche Leben katapultiert. Mitten hinein in den Alltag und die verwegenen, komischen, tragischen und skurrilen Geschichten der potentiellen Kattelmann -Kunden...
Kritik
Deutsche TV-Serien, ein Trauerspiel? Der Eindruck hat immer noch Bestand, doch seit einiger Zeit regt sich Widerstand. Produktionen wie Weissensee oder Deutschland 83 haben bewiesen, dass auch hierzulande interessante wie sehenswerte Serien von den TV-Sendern realisiert werden. Ganz oben auf der Liste dieser nationalen Serien-Diamanten steht gewiss Der Tatrotreiniger mit Bjarne Mädel. Die Serie wird vom NDR zwar immer noch eher stiefmütterlich versendet, Fans und einen sehr guten Ruf konnten sich die Abenteuer des Heiko „Schotty“ Schottte aber mühelos erarbeiten.
Nun versuchte sich auch der WDR an einer ähnlich gelagerten Serie. In Der letzte Cowboy fährt der Staubsaugervertreter Hasso Gründel (was für ein Name!) Peter Jordan (Soul Kitchen) durch die Eifel und versucht den Staubsauger Panther 2000 an den Mann zu brringen. Das ist kein einfacher Job, vor allem weil er innerhalb von ein paar Tagen 60 Stück verkaufen muss, ansonsten droht der Rauswurf bei der Traditionsfirma Kattelmann.
Genau wie beim Tatortreiniger kommt Hasso durch seinen Job in Situationen, die sich von Moment zu Moment immer mehr ins Absurde steigern. Egal ob ein Musikproduzent plötzlich von einem Fan mit einer Waffe bedroht wird, oder ein frustrierter Ehemann sich einen nackten Putzmann bestellt, um sein Sexualleben wieder in Schwung zu bringen. Für den eher biederen Hasso erweisen sich seine Verkaufsgespräche stets zu einer Ansammlung seltsamer bis kurioser Erlebnisse. Die Formel dahinter ist simple: Hassos Weltbild wird immer wieder auf eine neue Probe gestellt. Im Gegensatz zu Heiko Schotte ist er aber dazu gezwungen freundlich zu bleiben, schließlich will er den Panther 2000 ja verkaufen.
Dass wird alles aber stets unaufgeregt erzählt, eben genau wie beim Tatortreiniger. Was Der letzte Cowboy aber für sich verbuchen kann, ist die stille, subtile Tragik, die sich hinter den einzelnen Geschichten verbirgt und die nur teilweise vom Narrativ aufgedeckt wird. Regisseur Lars Jessen (Fraktus) vertraut dabei auf eine geerdete Inszenierung, die sich mit den Kuriositäten, die sich wie eine Aorta durch die Serie ziehen, zu einer einnehmende Gesamtstimmung verbinden.
Der ganz große Wurf ist das allerdings nicht. Einige Episoden der ersten Staffel wirken trotz ihre Laufzeit von knapp 30 Minuten zu sehr in die Länge gestreckt und die Serie labt sich hin und wieder auch einfach zu sehr an alten Klischees aus der Mottenkiste. Dennoch gehört auch Der letzte Cowboy zu den Serien-Vertretern, die beweisen, dass wir hierzulande mehr können als Der Bergdoktor und Alarm für Cobra 11.
Die DVD
Die erste Staffel der Serie bietet sechs Folgen, die technisch (Bild und Ton) solide umgesetzt und auf dem Datenträger zu finden sind. Im Bonusbereich gibt es Trailer sowie eine informative Dokumentation über den Dreh der Serie sowie ein Potrait-Featurette. Die DVD von Release Company ist im Handel erhältlich.
Fazit
Die Antwort des WDR auf „Der Tatortreiniger „des NDRs erreicht nie ganz die Klasse des Originals. Dennoch bieten auch die Abenteuer des Hasso Gründel ihre starken Momente und Szenen. „Der letzte Cowboy“ ist im besten Sinne eine kleine, unauffällige Serie, die hinter der komödiantischen Fassade eine einnehmende Stimmung aus Absurdität und Tragik bietet. Sehenswert.
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