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Der Stinkefinger der Woche: Satire im Kino

OnealRedux

Von OnealRedux in Der Stinkefinger der Woche: Satire im Kino

Der Stinkefinger der Woche: Satire im Kino

Oh, was war es doch politisch für eine aufregende Woche: Während in Frankfurt Steine flogen und Polizeiautos in Flammen aufgingen – wen interessiert da noch der eigentliche Protest und die wichtige Botschaft dessen – gab es abseits auch noch einen großen Stinkefinger. Hat er, oder hat er nicht? Für Günther Jauch stand bereits letztes Wochenende des Ergebnis fest und so wurde der griechische Finanzminister Varoufakis in der Sendung genau auf dieses Ereignis (wohlgemerkt von 2013) und diese Geste reduziert. Viel mehr noch, die komplette Debatte rund um Troika, Griechenland, Finanzspritzen oder das europäische Wirtschaftsgefälle blieben faktisch an einem Mittelfinger hängen. Doch dann kam kurzerhand Jan Böhmermann mit seinem legendären Medien-Hack und zeigte subversive den Spiegel gegen Bild, Jauch und die vielen anderen Qualitätsmedien, die zumeist im gleichen Chor einstimmen.

Letztlich ist es so auch egal, ob Finger oder nicht, es zeigt, dass die Debatte an sich bereits sinnlos und fragwürdig war und ist. Viel eher zeigt es eine mittlerweile recht fragwürdige Medienlandschaft, in der Schnelligkeit, Oberflächlichkeit sowie Phrasen mehr zählen als Hintergründe, Fakten und gute Fragen. Doch zurück Böhmermann bevor ich komplett abschweife. Satire ist hier das Stichwort. Und Satire ist wichtig. Ist es doch eine mögliche Methode zum nachdenken anzuregen, Diskussionen anzustoßen und auch einmal eine Möglichkeit frech um die Ecke zu denken. Etwas, was wir heute wohl eher selten erleben. Natürlich haben wir Extra 3, wir haben online den Postillon und eben ZDF Neo (doch auch „Die Anstalt“ und viele mehr). Doch angesichts der Meldung, dass mittlerweile Tele 5 das bessere RTL ist, haben wir wirklich eine kleine Bankrotterklärung unserer Medienlandschaft. In einer Zeit, wo Joko und Klaas die Sperrspitze gelungener Unterhaltung sind und Stefan Raab (der es einstmals war) mit seiner 2149 Folge nur noch pure Redundanz hervorruft, fehlt einfach das gewisse Etwas. Die Satire im Alltag. Und auch im Kino – im Film.

Natürlich ist sie heute subtiler, meist eingewoben in komplexen Geschichten, Dramen und Thrillern. Und wenn wir dann doch einmal wirkliche Satire im Kino bekommen, so wird sie zumeist auf Gewalt und sich wiederholende Fäkalwitze reduziert (wie bei „The Interview“, „Planet USA“  oder „God Bless America“). Dabei gab es eine Zeit, in der Satire im Kino ein wirkliches Kerngeschäft war. Als sich Autoren, Regisseuren und Schauspieler noch einiges zutrauten und gerne auch gegen den Zuschauer selbst traten (metaphorisch gesprochen). Die Zeit von Sir Charles Chaplin oder Frank Capra. Ihre Filme sind heute eher vergessen oder gelten als Klassiker der Kinogeschichte. Und wie es so schön heißt: „Klassiker sind Werke über die jeder spricht, aber niemand gesehen hat“. Erinnern wir uns also gerne an „Mr. Deeds geht in die Stadt“ (nicht zu verwechseln mit dem seichten Adam Sandler Remake), „Mr. Smith geht nach Washington“, „Lichter der Großstadt“, „Moderne Zeiten“ oder gar „Der große Diktator“ (besonders dieser - immerhin im Alleingang von Chaplin finanziert). Alle gedreht in den 30er Jahren (bis 1940), als sich die Welt im Umbruch befand, kurz vor einer globalen Katastrophe, die vieles für immer veränderte. Doch ist die Zeit von so lupenreiner Satire vorbei? Wird sie nicht mehr geduldet oder ist gar unbeliebt? In „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ hat sie zumindest noch prächtig funktioniert und sogar in den 80ern konnten Mel Brooks oder „Die Glücksritter“ für ordentlich Seitenhiebe sorgten. Vielleicht ist sie aber auch heute einfach nur schwerer zu erkennen, wie im Falle von „Thank you for Smoking“ oder „House of Cards“ (dem britischen Original).

Mein Plädoyer wäre auf jeden Fall folgendes: Habt mehr Mut zu klaren Botschaften. Natürlich darf sie humorvoll sein, eingebettet in fantasievollen Geschichten, tragischen Reisen oder herzerwärmenden Dramen, doch muss sie deutlich genug bleiben, sodass der Zuschauer sie auch als solche erkennt (oder eben nicht erkennt aber dafür sein Kopf in Bewegung gerät) und wahrnimmt. Der Vorteil wäre klar: Satire regt zum nachdenken an. Und wenn wir eines nicht verlernen sollten, dann ist es das denken und hinterfragen. Denn sonst verkommt schnell ein Stinkefinger zum wichtigsten des Tages. Und die Frage nach dem Warum verkommt zum Beiwerk. Und dies wäre nun wahrlich tragisch.

Mich würde eure Meinung dazu interessieren: Welche satirischen Werke fallen euch noch ein? Welche seht ihr sehr gerne und würdet ihr mein Fazit teilen?

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