Covid-19 veränderte selbstverständlich auch bei den diesjährigen Oscars so einiges. Doch Pandemie hin oder her, die 93. Verleihung der Academy Awards war ein Debakel und nein, damit sind nicht die ausgezeichneten Filme und ihre Macher*innen gemeint (hier die Liste). Es geht um die Show. Hier der übermüdete Versuch einer Erklärung.
Zum dritten Mal verzichtete das Event auf einen festen Host. Dies bedeutete, dass es keine amüsanten Einspieler oder scharfzüngigen Angriffe gab. Die Verleihung stand ganz im Zeichen der Zweckdienlichkeit. Große Momente blieben aus, wobei man es den Verantwortlichen hoch anrechnen muss, dass die Preisträger*innen ohne Zeitdruck sich bei ihrer Familie, Gott, der Academy und sonstigen Leuten bedanken konnten. Durch jegliches Fehlen eines unterhaltsamen Konterprogramms, sorgten diese teilweise durchaus langen Reden aber dafür, dass sich die Show unglaublich zäh und fade anfühlte. Was wiederum paradox erscheint, wenn man bedenkt wie atemlos und gehetzt die Show von einem Punkt zum anderen raste.
Diese Ruhelosigkeit erreichte ihren ärgerlichen Höhepunkt kurz vorm Ende, als das In Memoriam abgefrühstückt wurde. Da schossen die Namen der verblichenen Filmschaffenden so rasch und pietätlos über den Schirm, dass der Eindruck aufkam, jemand in der Regie hätte das Video mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Aber hey, davor wurden wertvolle Minuten mit einem unnötigen und einfältigen Spiel vergeudet. Einer von vielen „Wollt ihr mich verarschen“-Momenten in dieser freud- und emotionslosen Nacht.
Dabei waren (zumindest) die ersten zwei, drei Minuten vielversprechend und gekonnt umgesetzt. Mit Stilbewusstsein und einem guten Flow stolziert Regina King (erhielt 2019 einen Oscar für ihre Nebenrolle in Beale Street) zur Bühne. Der Name Steven Soderbergh wird als Produzent eingeblendet. Für Verwunderung sorgt seine Nennung nicht. Die Manier der Eröffnung erinnert an seine Filme und wenn es nur deswegen ist, weil die kristallklaren Bilder vom Look & Feel so wirkten, als wären sie mit dem iPhone gemacht, einem Gerät, mit dem der Ocean's Eleven-Regisseur bereits ganze Spielfilme drehte.
Sobald Regina King aber die Bühne betrat, war es aus mit dem Zauber und der Faszination. Was dann folgte, war kein business us usual, sondern eine Bankrotterklärung. Hochglanz schön und gut, aber diese Verleihung war so lethargisch, dünn und im negativen Sinne seltsam, dass ihr gewiss ein negativer Platz in den Annalen der Oscars sicher sein wird.
Ganz große Gewinner gab es nicht. Die Reihenfolge der Kategorien wirkt wild und antiklimaktisch zusammengewürfelt (bester Film nicht als letzte Kategorie?!). Das höchste der Gefühle im Bereich Abwechslung war ein fremdschämiger Moment, in dem Glenn Close sich am Twerking versuchte und vielleicht noch Laura Derns Outfit (schwarzer Monolith steht auf pelzigem Eisberg). Ansonsten war die 93. Oscar-Verleihung wirklich die schlechteste der letzten 10 bis 20 Jahre. Wahrscheinlich sogar ein guter Kandidat für den Titel der miesesten aller Zeiten. Ein Ärgernis und ein weiterer Sargnagel für die einstige Wertigkeit der Verleihung.
Trotz allem, den Gewinner*innen ein dickes "Herzlichen Glückwunsch". Ihr könnt jetzt doppelt feiern. Zum einen, weil ihr einen Academy Award besitzt, zum anderen, weil ihr die Chose auch noch live vor Ort miterleben musstet. Party on! Ihr habt es verdient, genau wie wir es verdient haben sich, wie in den letzten Jahren auch, die Frage zu stellen, warum zum Teufel man sich die Verleihung jedes Jahr wieder anguckt, bzw. antut. Vielleicht wird es das nächste Jahr besser. Kann es eigentlich nur noch. Gute Nacht.
Wie fandet ihr die Show, wenn ihr - wie der Autor - so dumm wart, dafür wach zu bleiben?