Erwähnungen
Videospiel "Dynasty Warriors Origins" im Test
Von OnealRedux in "Dynasty Warriors Origins" - Videospiel - Test / Review
am Donnerstag, 06 Februar 2025, 11:48 Uhr
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Wenn es um ausufernde Schlachten geht, riesige Armeen, überstilisierte Kämpfer und eine epische wie pathetische Geschichte, dann waren Spielerinnen und Spieler seit jeher bei der Musō-Reihe an der richtigen Adresse. Die verschiedenen Warrior Teile (egal ob Samurai Warriors oder zuletzt die Crossover Hyrule Warriors oder Fire Emblem Warriors) konnte immer ihr Publikum finden und boten riesige Schnetzeleinheiten, die ganz klar auf ein schnelles wie spaßiges Gameplay ausgelegt waren. Mit Dynasty Warriors Origins kehrt nun die Dynasty Warriors Reihe zurück und versetzt uns in die Zeit der drei streitenden Reiche (Three Kingdoms) und damit in eine Epoche voller Verrat, Gewalt, Unterdrückung, Aufständen und Intrigen. Kurz: Genug Möglichkeiten jede Menge Schlachten zu schlagen und dabei tausende (eher zehntausende) Gegner vom Schlachtfeld zu fegen. Wir haben uns einmal in das Gemetzel gestürzt, Schwert, Stab und Äxte ausgepackt und sind mit gigantischer Kraft über die Schlachten gezogen.
Test
Fangen wir beim (leider) größten Schwachpunkt von Dynasty Warriors Origins: Der Geschichte! Denn obgleich das Setting sehr episch daherkommt, immer wieder sich Dinge wandeln und Verbündete zu Feinden werden – oder andersrum – und eine Schlacht nach der nächsten wartet, ist die Story leider am Ende nicht nur oberflächlich, sondern auch gehörig Klischeehaft, verwirrend und leider auch an manchen Stellen langweilig. Als Reisender – den Namen können wir selbst vergeben – streifen wir dabei durch die Lande und stellen fest, dass die Reichen und Adligen nicht nur das Volk unterdrücken, sondern auch Hunger und Pein herrscht. Einige Aufstände später, wird aber klar, dass es sich hier nur um ein Gerüst handelt und sich bestimmte Dinge immer wieder stark wiederholen. Hier ein Verrat, da wird ein Banner plötzlich mit einer anderen Farbe ausgetauscht, da kämpfen wir gegen einen „Helden“, der kurz darauf plötzlich an unserer Seite kämpft und dies untermalt mit unzähligen Dialogen, die vor Pathos nur so tropfen. Zumindest bekommen wir aber einiges an Entscheidungsgewalt in die Hand: Wen wir schließlich dabei helfen die Macht im Land zu übernehmen, bleibt tatsächlich uns überlassen. Dies – und eine Menge Magie und Geheimnisse später – wirft uns dann von Schlacht zu Schlacht, wobei uns die diversen Protagonisten aber immer herzlich egal bleiben. Schade.

Wo Dynasty Warriors Origins aber an seiner Handlung scheitert – die eigentlich eher als Stichwortgeber und roter Faden für die vielen Schlachten dient – gibt es in Sachen Gameplay aber ziemlich fantastischen Spielspaß zu entdecken: Die Kämpfe fühlen sich kraftvoll und wuchtig an, und gerade später im Spiel fliegen wir mit einem unsagbaren Tempo regelrecht über das Schlachtfeld und durch tausende von Gegnern. Dies macht einfach (auch mit dem guten Soundtrack zusammen) unglaublich Spaß und ist dabei trotz starker Wiederholung unglaublich befriedigend. Dies liegt auch am Kampfsystem selbst: Wir können uns so nicht nur diverse Attacken zurechtlegen und immer wieder anpassen, sondern gucken auch nach unseren Waffen (und Statuswerten dieser), verwandeln Edelsteine in Boni, legen uns Ausrüstung an, schauen auf Items zur Bufferung oder Heilung und können am Ende sogar noch einen Talenbaum freischalten, der uns über die Zeit hinweg immer stärker macht oder mehr Gesundheit und Abwehr bietet. Und dann wären da auch noch die Superattacken (selbst wenn man das hundert mal gesehen hat, unglaublich befriedigend) und ein Gottmodus, der uns zusätzlich stärker macht. Aus all diesen Elementen packen wir uns dabei unseren Lieblingsspielstil zusammen der sogar starken Nahkampf oder etwas Fernkampf beinhaltet. Hier fügt sich auch gelungen an, dass wir ein schönes Trefferfeedback bekommen: Gegner fliegen nur so über den Bildschirm, während wir uns Offiziere und Generäle schließlich einzeln vornehmen.

Hier müssen wir dann auch andere Techniken von Dynasty Warriors Origins einsetzen: Wo manche der Offiziere schnell zerlegt sind, haben andere eine gute Verteidigung, die erst gebrochen werden muss. Hier kommt dann auch das Blocken und Ausweichen zum Tragen, was gerade in späteren Schlachten essentiell wird. Spätestens wenn die Gegner eine rote Abwehr oder rote Attacken auspacken, sollten wir vorsichtiger sein, genügend Knödel zum heilen dabei haben und vielleicht auch im Gesamten mehr auf die Gesundheit achten. Durch gut gezielte Angriffe, parieren und blocken, knacken wir schließlich aber auch die größten Feinde. Erstaunlich ist dabei, dass nur an wenigen Stellen die Übersichtlichkeit leidet. Zwar hat die Kamera manchmal andere Missionen als wir, doch mit einem Fokus können wir hier schnell gegensteuern. Einzig bei mehrere Offizieren und hunderten Gegnern gleichzeitig, kommt das System stark an seine Grenzen. Doch auch wir selbst haben später eine kleine Armee im Gepäck, mit dem wir diverse Strategien (wie Sturmangriff, Pfeilhagel) starten können. Hier müssen wir schließlich auch schauen, wann und wie wir unsere Attacken einsetzen, damit wir das beste Potenzial herausholen. Um dabei die Übersichtlichkeit noch etwas zu verbessern, haben wir zudem eine Art Adlersicht, die nicht nur das Spielgeschehen deutlich verlangsamt, sondern uns auch auf besondere Dinge hinweist. Wer nach vielen Spielstunden alle diese Mechaniken gut beherrscht, fliegt wahrlich wie ein Superkrieger über das Schlachtfeld – und dies macht verdammt viel Spaß.

Dies liegt wohl auch an der Inszenierung selbst: Während wir auf der Oberkarte Städte besuchen (uns verbessern, Briefe lesen, Münzen die wir gesammelt haben abgeben oder neue Waffen verkaufen und kaufen), mit NPCs reden und die nächste Schlacht aufsuchen (eine Schnellreisefunktion gibt es ebenfalls), sind die Schlachten das klare Highlight des Spiels. Zwar wiederholen sich die Karten irgendwann stark, und auch der Ablauf ist immer ähnlich oder gleich, doch in den teils langen Kämpfen gibt es so viel zu tun, teils so einen hohen Stresspegel und so eine tolle Inszenierung, dass es einfach immer wieder Spaß macht sich ins Getümmel zu stürzen. Und dies ist dabei wortwörtlich zu betrachten: Mehr als einmal stehen wir tausenden Gegnern, unzähligen Offizieren und anderen Gefahren entgegen und müssen mal verteidigen, angreifen, uns zurückziehen oder sogar kleine Solo-Missionen beschreiten, die zumindest etwas Abwechslung ins Spiel bringen. Die Dynamik der Gefechte ist dabei wohl das Besondere. Wo wir bei anderen Spielen zuvor uns vor allem auf die Eroberung von Basen konzentrieren mussten (in dem wir dort jeweils alle Feinde besiegen), steht nun deutlich mehr Flexibilität auf dem Programm. Mal müssen wir unseren General beschützen, mal feindliche Generäle ins Visier nehmen. Dann wieder gibt es einen gewissen Zeitdruck und an anderer Stelle treten wir eine verzweifelte Flucht vor einem schieren Übergegner an. Nur selten entsteht dabei etwas Frust, weil nicht so ganz klar ist, wo wir denn jetzt eigentlich hin müssen. Durch unsere Pferd (was wir aufrüsten können und uns auf der Oberkarte ebenfalls begleitet), können wir aber später gut von A-B kommen, sodass Hilfe immer da ist, wo sie gebraucht wird.

Allerdings ist das wohl auch eine der kleineren Schwächen des Systems: Wenn wir gerade unzählige Basen erobert haben, Offiziere Reihenweise ins Jenseits schicken oder uns bei Punkt B ins Schlachtgetümmel stürzen, kann es sein, dass unser General an einer anderen Stelle sich verrannt und stirbt. Zumindest müssen wir dann aber nicht ganz von vorne starten: Da manche der Schlachten teils bis zu einer Stunde dauern können, gibt es immer wieder kleinere Speicherpunkte zwischendurch, wo wir dann hinspringen können und es erneut versuchen. Und dann platzieren wir uns nicht mehr bei B, sondern bei G und schaffen das Gefecht. Und wenn uns doch mal die Gesundheit ausgeht – und wir kein entsprechendes Perk haben – dann sammeln wir auf der Karte noch Knödel ein, sodass wir weiterkämpfen können. Einzig das Taktische will sich nicht wirklich einspielen: Zwar können wir mit unseren eigenen Truppen an manchen Stellen Position beziehen und Feinde gesondert beschießen, so richtig Kontrolle über das Kampfgeschehen haben wir allerdings nicht. Hier dürfte Dynasty Warriors Origins etwas Potenzial liegen gelassen haben. In Sachen Grafik ist das Spiel von Omega Force und Koei Tecmo Games grundlegend Solide. Die Gefechte sind teils so Chaotisch, dass uns verwaschene oder nicht ganz so scharfe Texturen sowie hunderte Klongegner nicht ganz so auffallen. Dafür ist die Oberkarte richtig schick geworden und überzeugt mit vielen kleinen träumerischen Details. Im Gesamten für ein Warriors Spiel völlig in Ordnung, zumal selbst bei tausenden Gegner keine Frame-Drops stattfinden.
Fazit
Dynasty Warriors Origins ist wohl nicht der beste Teil der Reihe, liefert aber durch sein Setting, seine Wucht und die riesigen spaßigen Schlachten genug Substanz, sodass ebenso Neulinge wie auch Veteranen sich gut in das Gefecht stürzen können. Zudem ist die Inszenierung so gelungen, dass wir gerne mit unseren Truppen auf Festungen zustürmen und mit unseren Superattacken hunderte Gegner aufs Korn nehmen. Schade ist hingegen, dass die Geschichte uns an vielen Stellen einfach zu egal und beliebig wird und niemals eine richtige emotionale Tiefe erreicht. Wer aber Lust auf gigantische Schlachten und einen völlig überpowerten Helden hat, ist hier genau an der richtigen Adresse. Am Ende macht Dynasty Warriors Origins trotz seiner Einfachheit richtig viel Spaß und ist damit schon früh eines der kleineren gelungenen Perlen des Jahres.
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