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“The Watcher”: Briefe des Beobachters

Lidanoir

Von Lidanoir in Echt unheimlich: Die wahren Begebenheiten hinter 12 Horrorfilmen

“The Watcher”: Briefe des Beobachters Bildnachweis: © “The Watcher” Netflix | © BuzzFeed Motion Pictures “The Eerie Case of The Watcher”

Im Gegensatz zur Mehrheit der bisher aufgeführten Werken war die von Ryan Murphy und Ian Brennan entwickelte Netflix Mini-Serie nicht sonderlich gruselig oder auch nur spannend. Das gilt dafür umso mehr für die realen Ereignisse, auf die am Besten ein Begriff passt: weird. Weird wie in Weird Tales. Nur dass die Geschichte von Derek und Maria Broaddus, die vor zehn Jahren mit ihren drei Kindern in ihr Traumhaus 657 Boulevard in Westfield, New Jersey, einzogen, nicht der Phantasie entsprungen ist. Wie die Story des Amityville Horror gelehrt hat, gehört bei Häusern vor „Traum“ meist ein „Alb“. Allerdings kam der im Fall der Großfamilie nicht aus dem frisch erworbenen Anwesen, sondern dessen Briefkasten. Genauer: den Briefen, die fortan dort eintrafen. Der erste klang relativ harmlos.

Dearest new neighbor at 657 Boulevard,

Allow me to welcome you to the neighborhood. 657 Boulevard has been the subject of my family for decades now and as it approaches its 110th birthday, I have been put in charge of watching and waiting for its second coming. My grandfather watched the house in the 1920s and my father watched in the 1960s. It is now my time. Do you know the history of the house? Do you know what lies within the walls of 657 Boulevard? Why are you here? I will find out. (…) I see already that you have flooded 657 Boulevard with contractors so that you can destroy the house as it was supposed to be, … bad move. You don’t want to make 657 Boulevard unhappy. Do you need to fill the house with the young blood I requested? Better for me. Was your old house too small for the growing family? Or was it greed to bring me your children? Once I know their names I will call to them and draw them to me... Who am I? There are hundreds and hundreds of cars that drive by 657 Boulevard each day. Maybe I am in one. Look at all the windows you can see from 657 Boulevard. Maybe I am in one. Look out any of the many windows in 657 Boulevard at all the people who stroll by each day. Maybe I am one.

Welcome my friends, welcome. Let the party begin

The Watcher

Weird. Verdammt weird. Aber zumindest in diesem ersten Brief verrät der Watcher mehr über sich selbst (oder Dinge, die man von ihm annehmen soll) als an Erkenntnissen seinerseits über die neuen Hausbesitzenden. Die konnten nichts weiter tun als abwarten, denn der Brief enthält weder konkrete Drohungen noch Beleidigungen. Lediglich eine unangenehme Prosa-Version des The Polices Stalker Songs „Every Breath You Take“. Vorbesitzer John und Maria Woods berichteten auf Nachfragen, dass sie ebenfalls einen „seltsamen“ Brief vom Watcher erhalten hatten. Der landete im Müll. Da kein zweiter kam, wurden die Woods nie die Hauptpersonen einer Netflix Serie. 

© Netflix “The Watcher”


Etwa zwei Wochen später kam der nächste Brief, der die Broaddus namentlich, wenn auch falsch geschrieben, anredete und bezüglich der Bauarbeiter fragte: „Have they found what is in the walls yet? In time they will.” Beunruhigender als diese ominösen Andeutungen waren persönliche Details über die Kinder, die der Watcher „zu sich ziehen“ wollte. Da die Polizei passiv blieb, tat Derek Broaddus das einzig filmische: Er kontaktierte die FBI-Agentin, die als Vorlage für Clarice Starling in Das Schweigen der Lämmer diente. Keine Ahnung, woher er ihre Nummer hatte, aber die Broaddus sind Leute, die für 1,3 Millionen ein Haus gekauft haben. Das beantwortet viele Fragen. Doch Proto-Clarice und die Investigation eines befreundeten FBI-Agenten brachte keine Erkenntnis, die nicht bei flüchtiger Lektüre der Briefe ins Auge springt. 

657 Boulevard  ©  BuzzFeed Motion Pictures


Es folgten weitere Briefe, die gewaltig an den Nerven der neuen Hausbesitzer nagten. Viele dieser Briefe könnt ihr online nachlesen, allerdings ist die Lektüre weder sonderlich spannende noch erhellend. Die Polizei gab schließlich auf, da der Watcher keinerlei Spuren hinterlassen hatte. Alle Briefe waren in einem nahegelegenen Ort verschickt, mit Schreibmaschine geschrieben und frei von Fingerabdrücken und sogar DNA Spuren.  Vielleicht waren die Ermittelnden auch nicht sonderlich motiviert, aufdringlichen Briefen ohne nennenswerten Inhalt nachzuforschen, die zunehmend in kleinkarierte Klagen über die Renovierungsmaßnahmen der Broaddus-Familie übergegangen waren. Das Haus sei früher glücklicher gewesen, jammerte der Watcher. Mr. und Mrs. Broaddus entschieden, dass sie das auch waren, und zogen aus. Zwar machten sie durch 657 Boulevard finanziell etwas Minus, aber diesen Verlust haben die Medien-Aufmerksamkeit und die Netflix-Serie sicher wieder reingebracht. Nach ihrem Auszug kam nur ein weiterer Brief, verfasst in einer kuriosen Mischung aus Häme, Größenwahn und Wehmut nach der gemeinsamen Zeit. 

Maybe a car accident. Maybe a fire. Maybe something as simple as a mild illness that never seems to go away but makes you fell sick day after day after day after day after day. Maybe the mysterious death of a pet. Loved ones suddenly die. Planes and cars and bicycles crash. Bones break.

Wenn die Briefe eines vermitteln, so ist es ein enormes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, einer Aufgabe und persönlicher Anteilnahme - wenn schon nicht am Leben anderer Menschen, dann zumindest der stoischen Existenz eines Gebäudes. Jenem gehört gewissermaßen auch das Schlusswort.

You are despised by the house.

Und ein allerletztes Haha

The Watcher won.

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