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Groundhog Day - Tiefenanalyse eines albernen Films

Soren

Von Soren in Es ist Murmeltiertag!

Groundhog Day - Tiefenanalyse eines albernen Films Bildnachweis: © Columbia Pictures

Wir bei Moviebreak haben nicht nur eine besondere Vorliebe für Filme, sondern auch für Festtage. Immer wieder basteln wir euch liebevoll einen Adventskalender, Festtagskritiken und -specials und Halloween widmen wir mit unserem Horroctober sogar einen ganzen Monat mit Horrorfilmkritiken. Als verwegener Reporter, gehe ich jetzt den nächsten logischen Schritt. Ein Drahtseilakt zwischen Tradition und Innovation! Ein Special zum Murmeltiertag! Na gut... Ich gebe zu, dass diesen Feiertag, an dem eine fette Ratte das Wetter vorhersagt in Deutschland eigentlich niemanden interessiert. Aber es gibt mir eine Gelegenheit um eine meiner liebsten Komödien zu schwadronieren! Und täglich grüßt das Murmeltier AKA Groundhog Day.

Es gibt eine Menge Gründe, warum der Film bei mir so beliebt ist. Ein Grund ist, dass Groundhog Day als Rom-Com einigermaßen funktioniert und das Genre mit einigen wenigen Ausnahmen komplett unschaubar ist. Außerdem ist der Film ein großartiges Bill-Murray-Vehikel und in diesem Zusammenhang in so ziemlich jeder Liste in den Top3 landet. Der eigentliche Grund liegt aber darin, dass Groundhog Day als Komödie im wörtlichen und übertragenen Sinne zeitlos ist.

Lasst mich etwas ausholen: Komödien leiden mehr als andere Filme darunter, nicht besonders gut zu altern. Ganz häufig liegt das daran, dass Witze viel damit arbeiten eine Idee aufzubauen und diese dann zu brechen oder unerwartet in eine neue Richtung zu lenken. Um relevant zu sein und wirklich neue Witze zu machen, greifen Komödien sehr oft "aktuelle" Ideen auf. Mit denen kann ein Publikum zwanzig Jahre später aber nicht mehr besonders viel anfangen. Die Charaktere in Wayne's World sind beispielsweise Karikaturen einer Kultur, die heutzutage überhaupt nicht mehr existiert. 90% der Gags über Trends, Ikonographie, Partyszene, Musik und Sprache funktionieren nicht mehr, weil ein moderner Zuschauer gar keine Ahnung mehr hat, was da überhaupt karikiert wird. Wayne's World ist sogar noch ein ziemlich gnädiges Beispiel, weil der Film nicht nur Gags, sondern durch bestimmte Szenen auch Kultwert hat.

Image titleIhr wisst schon...

Groundhog Day vermeidet diese Alterserscheinungen mit ein paar einfachen, aber effektiven Tricks. Es gibt durchaus einige Konzepte in dem Film, die mittlerweile veraltet sind. Hauptcharakter Phil Connors ist beispielsweise Wettermann. Wann habt ihr euch das letzte Mal wirklich den Wetterbericht im Fernsehen angesehen, statt einfach kurz zu googlen? Aber diese Sachen sind nie die notwendige Grundlage für einen Gag. Etwa die Hälfte der Witze beruht auf Zwischenmenschlichkeiten und die bleiben konstant. Solange es in unserer Kultur obligatorisch ist mit nervigen alten Bekannten ein Schwätzchen zu halten, wird diese Szene irgendwie witzig bleiben:


Die andere Hälfte der Gags funktioniert noch, weil sie direkt mit dem Konzept der Wiederholung verknüpft sind. Das Setup für einen Witz ist entscheidend für dessen Erfolg, weil es den Zuschauer geistig dort hin bewegt, wo er sein muss, damit die Punchline funktioniert. Der Zuschauer braucht bei Groundhog Day in vielen Momenten kein Setup, weil der Moment selbst das Setup ist und in der mehrfachen Wiederholung seine Punchline hat.


Damit wären wir auch schon bei der eigentlichen Glanzleistung von Groundhog Day. Der Film ist nämlich nicht nur gut, weil er als Komödie passabel gealtert ist. Was sogar besser wirkt als die Witze, ist das Konzept einer Zeitschleife. Es macht richtig viel Spaß, Phil Connors dabei zu zusehen, sein auf einen Ort und einen Tag begrenztes Universum  in alle Richtungen auszuloten, ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Idee macht so viel Spaß, dass sie seitdem schon unzählige Male erneut verwurstet wurde. In den letzten Jahren war die Idee immer noch essentieller Bestandteil großer Blockbuster wie Edge of Tomorrow oder Doctor Strange. Das Konzept bleibt interessant, aber es ist ist auch eine Herausforderung in dramaturgischer Hinsicht. Die meisten Geschichten arbeiten auf die eine oder andere Art mit Zeitdruck oder Konsequenzen als Triebfeder ihrer Handlung. Wenn man beides suspendiert, wie soll sich dann etwas entwickeln? Man ist gezwungen, sich auf eine innere Handlung zu konzentrieren: Die Charaktere. Im Fall von Groundhog Day Phil Connors. Auch wenn es von Anfang an Spaß macht ihm zuzusehen, muss man zugeben, dass er ein ziemlicher Arsch ist. Er ist egozentrisch, unhöflich, hat an nichts Freude und jeder seiner Witze hat seine Mitmenschen zum Ziel und sollen vor allem verletzen.

Selbst als er mit seiner außergewöhnlichen Situation konfrontiert wird, die sein gesamtes Verständnis des Universum infrage stellen sollte, nutzt er diese Gelegenheit nur um sich zu amüsieren. Sogar die grundlegenste Anteilnahme an anderen Personen ist zunächst nur dadurch motiviert, sich nicht zu langweilen und Frauen manipulieren zu können.


Der einzige Grund, warum er damit aufhört, ist dass er es bei Rita nicht schafft. Bei allen Möglichkeiten, die ihm endlose Wiederholungen eröffnen, gibt es etwas, dass er nicht haben kann. Erst dass ihm eine andere Person eine nicht manipulierbare Grenze aufzeigt, hält ihn von Größenwahn und Depression ab und bringt ihn schließlich dazu das einzige  zu verändern, dass er verändern kann: Sich selbst. Wir können beobachten, wie ein schlechter Mensch zu einem guten wird. Wie jemand einen Fluch der endlosen Wiederholung in einen Segen für sich selbst und andere umwandelt. Es ist ein Paradebeispiel für tragedy plus time equals comedy. Dass sich der Film in seiner Wurzel um eine Charakterentwicklung dreht, erhebt ihn über eine Menge 08/15 Komödien, bei denen die formulaischen Abziehbildcharaktere über drei Filme hinweg dieselben bleiben. Es ist auch der Grundstein für das grundpositive Gefühl, das Komödien vermitteln können.

Ich hoffe euch hat meine ausschweifende Analyse und schamlose Überhöhung eines 24 Jahre alten Films gefallen. Wenn ja, sagt es mir und ich mache sowas öfter. Vielleicht einmal im Monat. Ich habe schon so eine Idee Predator (1987) als Rom-Com zu interpretieren!

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