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Emma Thompson im Interview zu "Saving Mr. Banks"

OnealRedux

Von OnealRedux in Exklusiv: Oscar-Preisträgerin Emma Thompson im Interview zu "Saving Mr. Banks"

Emma Thompson im Interview zu "Saving Mr. Banks" Bildnachweis: © Walt Disney
Gerade erst heute konnten wir euch die Kritik zu "Mary Poppins" präsentieren und passend dazu, folgt am 06.03. mit "Saving Mr. Banks" die Hintergrundgeschichte der Entstehung des Disney-Klassikers mit Emma Thompson und Tom Hanks in den Hauptrollen. Wir haben indes exklusiv für euch Emma Thompson im magischen Interview. Wir wünschen euch viel Spaß:

F: Man kann SAVING MR. BANKS auch genießen, ohne MARY POPPINS zu kennen. Warum aber ist es gerade dieser Film wert, einen Film über dessen Entstehung zu drehen?
A: Bei SAVING MR. BANKS dreht sich alles um die Themen „Familie“ und „Kunst“. Es geht um Leute, die Filme drehen wie MARY POPPINS, aber auch um diejenigen, die sich Bücher wie Mary Poppins einfallen lassen, ihre innere Motivation und die Zusammenhänge mit den Kindheitserlebnissen des jeweiligen Künstlers. F: Wie unterscheidet sich die Film-Mary von der Mary Poppins aus den Buchvorlagen? A: Die Mary Poppins auf der Leinwand war sehr Disney-isiert worden und ist relativ zuckersüß. Sie ist nicht unbedingt sentimental – dafür sorgte Julie Andrews, die ihre Figur ziemlich resolut angelegt hat – aber dennoch ist die Mary aus den Buchvorlagen weit weniger lieblich als Julie. Shepherds Zeichnungen von Mary Poppins basierten auf einer kleinen holländischen Puppe mit einer seltsamen Knopfnase, einer spitzen Schnute und kleinen schwarzen Knopfaugen. Lucinda, eine der Puppen in Beatrix Potters Die Geschichte von den beiden frechen Mäusen hatte genau solch ein verkniffenes Gesicht. Und genau so ist auch die Mary Poppins aus den Büchern. Sie hat keine Lust auf Sperenzchen – an ihr kommt man nicht vorbei! F: Auch die Mary Poppins im Film strahlt eine gewisse Düsternis aus, eine Traurigkeit. Finden Sie nicht? A: Bei Weitem nicht so wie in den Büchern. Düster ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber die Buch-Mary ist dennoch gänzlich anders. In den Büchern herrscht eine grundsätzlich andere Stimmung als im Film, der diese außergewöhnliche, Champagner-Perlen-Lebenskraft ausstrahlt, die auf Disney und die Sherman Brothers zurückgeht. Amerikaner besitzen einen Schwung und eine Lebenskraft, die sich hundertprozentig von P.L. Travers und ihrer betont radikalen, britischen Sicht auf die Dinge unterscheidet. F: In der Zwischenzeit hatten die Sherman Brothers sich schon ins Zeug gelegt, in der Meinung, Disney hätte die Rechte bereits und der Film sei quasi schon in der Produktion. Drei Jahre lang hatten sie dafür geschrieben, als sie plötzlich auftaucht und alles auf den Kopf stellt. Können Sie uns darüber etwas erzählen? A: Ja, das war nämlich die erste Filmmusik, mit der Disney die beiden betraut hatte. Sie waren völlig begeistert, leider hatte Disney ihnen nicht verraten, dass er die Rechte noch gar nicht erhalten hatte. Pamela hatte sich geweigert, irgendetwas zu unterschreiben, bevor sie das Skript gelesen und mit dem Team in Kalifornien alles durchgearbeitet hatte. Erst bei der Zusammenarbeit mit ihr erfuhren die beiden armen Kerle – sie waren noch sehr jung zu der Zeit – dass all die Arbeit, die sie hineingesteckt hatten, eventuell für die Tonne war. Dick Sherman, ein wirklich unglaublich liebenswürdiger Mensch, gestand, dass er Travers nicht ausstehen konnte. Und als sie dann auch noch herausfanden, dass sie all die Arbeit für MARY POPPINS geleistet hatten und der große Meister selbst hatte noch nicht einmal die Rechte bekommen, fühlten sie sich sehr demotiviert. Es gibt eine wunderbare Szenen, die jedoch nicht im Film zu sehen ist, in der alle in eine Bar gehen und die Lieder singen, in dem Glauben, es wäre das letzte Mal. F: Wie war es, diese extrem schwierige Person zu spielen? A: Es war nicht einfach, P.L. Travers gut genug kennenzulernen, um sie zu spielen. Ich brauchte ziemlich lange, um das zu schaffen, denn sie ist so kompliziert. Sie ist weder Fisch noch Fleisch. Manchmal stand sie ganz steif da, dann wieder nicht. Zum Beispiel hing sie in einem Moment ganz relaxed im Kimono herum, im nächsten Augenblick aber war sie total angespannt. Zu meinen Lieblings-Stories, gehört, dass Disney Pamela Travers nicht einmal zur Premiere eingeladen hatte. Doch sie fand es irgendwie heraus und ihr Agent bestärkte sie und sagte „Jetzt sei nicht albern. Natürlich gehst Du hin!“ Also tauchte sie dort auf und sah den Film. Sie schaffte es, sich zu beherrschen, marschierte aber danach sofort zu Walt Disney und sagte etwas in der Art wie „naja, ich bin ja froh, dass es ganz gut gelaufen ist. Aber es liegt noch einige Arbeit vor uns“ – in der Annahme, sie könne noch irgendeinen Einfluss darauf nehmen. Doch Walt Disney sagte bloß „Pamela, der Zug ist abgefahren.“ Und das war’s, es war vorbei. Das war bestimmt ein sehr schmerzhafter Moment für sie, denke ich, aber zugleich bedeutete es, dass sich das Buch gut verkaufte. Sie verdiente viel Geld damit, mehr, als jemals zuvor jemand für die Rechte an seinem Werk bekommen hatte. Damit hatte sie ziemlich gut ausgesorgt und vielleicht verspürte sie zumindest hin und wieder einen Hauch Dankbarkeit.

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