Von Smooli in In Großaufnahme: Das Werk der Agnès Varda
am Dienstag, 29 Mai 2018, 22:25 Uhr
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La Pointe Courte dürfte es eigentlich nicht geben. Außerhalb des Systems entstand der Film mit einer Varda als Regisseurin, die null Erfahrungen im Filmgeschäft hatte. Die meisten Darsteller spielten für lau, ebenso bekam der Regisseur Alain Resnais kein Geld für seine Arbeit als Editor. Da dem Film aus technischem Firlefanz kein regulärer Kinostart genehmigt werden konnte, entschied Varda, den Film in Cannes in einem privaten Screening zu zeigen, zudem sie Kritiker und Filmschaffende einlud. Die vertrauensvollste Stimme der französischen Filmkritik, André Bazin, schrieb immer wieder in den höchsten Tönen von Vardas Erstlingswerk. Jahrelang lief der Film in gut besuchten Sondervorstellungen in Paris.
Auszug aus Smoolis Kritik: Mit La Pointe Courte hat Agnès Varda ihren ersten Langfilm abgeliefert und den Filmemachern der Nouvelle Vague die Tür zu einer neuen Art des Kinos aufgestoßen. Varda experimentiert mit Einstellungen, Winkeln, Profilen, Frontalen, mit Tiefe und Details, Humor und Philosophie, Komik und Tragik. Die Kameraarbeit ist überraschend ausgebildet, die Geschichte angenehm realistisch. So ist der Regisseurin ein wunderschöner Film gelungen, der die experimentelle Neugier ihrer Karriere mit den geerdeten Elementen verbindet. Deutlich wird: Varda musste ihren Stil nicht entwickeln, sie ist einfach sie selbst; ihre Filme sind einfach ihre Filme. Ein Werk, das den Zauber in der Welt sucht, findet, genießt und dann - nicht weniger begeistert - den Zaubertrick offenbart.