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Warum Lila keine schöne Farbe ist: Die erste Staffel "Jessica Jones"

Aurea

Von Aurea in Jessica Jones - Staffel 1 - Kritik

Warum Lila keine schöne Farbe ist: Die erste Staffel "Jessica Jones" Bildnachweis: © Marvel / Netflix / Walt Disney

Inhalt

Nach einer Tragödie, die ihre Welt zerstört hat, lässt sich Ex-Superheldin Jessica Jones in Hell‘s Kitchen in New York City nieder und eröffnet ihre eigene Detektiv-Agentur „Alias Investigations“, in der Hoffnung, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Als sie bemerkt, dass der Grund für ihr Trauma – ein sadistischer Superschurke namens Kilgrave – wieder aufgetaucht ist, setzt sie ihre besondere Gabe ein, um ihn aufzuspüren, bevor er noch mehr Schaden in ihrem oder anderen Leben anrichten kann.

Kritik

Im First Look hatten wir euch ja zum Start der ersten Staffel von Jessica Jones schon einen kleinen Ausblick auf Jessica Jones gegeben. Nun gibt es die erste Staffel für das heimische Regal zu erwerben. Grund genug, einen genaueren Blick auf die 13 Episoden zu werfen.

Jessica Jones basiert auf den Comics von Brian Michael Bendis und Michael Gaydos. Wie bereits Daredevil zeigt uns die Serie mit Hells Kitchen einen Stadtteil von New York, der im Schatten großer Helden wie den Avengers liegt. Hier überwiegen die alltäglichen Sorgen und Nöte. Mit einigen Änderungen den Comics gegenüber ist Jessica in erster Linie eine scheinbar verbitterte, heftig trinkende Privatdetektivin mit einer dunklen Vergangenheit. Feinstes Noir-Futter also, dem sich die Optik der Show stimmungsvoll anpasst. Düstere Gassen, schummrige Kneipen, alles wird in neonfarbene Lichter getaucht und wirkt entrückt und ein bisschen überirdisch.

David Tennant und Krysten Ritter

Mit Krysten Ritter und David Tennant hat die Serie dann auch zwei perfekte Darsteller für ihre Hauptrollen gefunden. Ritter perfektioniert die harte Schale, die ihren Charakter umgibt, jeder ihrer Sprüche sitzt. Doch in den Momenten, in denen ihre Vergangenheit durchschimmert, in denen ihre Motivation klar wird, brilliert sie. Verletzlich, sarkastisch, steinhart: Krysten Ritter wechselt die Emotionen im Sekundentakt durch. So schafft sie es, trotz all der Laster ihrer verkörperten Figur durchweg sympathisch zu bleiben.

Dem steht David Tennant als Kilgrave gegenüber. Nachdem bereits der von Vincent D’Onofrio verkörperte Kingpin in Daredevil die Messlatte für Bösewichte recht hochlegte, marschiert Tennant aufrecht unter eben dieser durch. Kilgrave fehlt schlicht und ergreifend ein größerer Plan. Weltherrschaft interessiert ihn nicht, er braucht kein eigenes Imperium um sich herum. Alles was er will ist der absolute Gehorsam anderer Menschen. Und da er ihre Gedanken kontrollieren kann, ist er unaufhaltbar. Alles in seiner Welt dreht sich nur um ihn. Es ist ein erschreckendes Konzept, und in dessen Schussbahn wird der altbekannte Hut der Gedankenkontrolle in erschreckende Bahnen geleitet. Die Serie macht keinen Hehl daraus, Kilgrave als genau das zu portraitieren was er ist; Ein Vergewaltiger, sowohl im körperlichen als auch im seelischen Sinne. Es wird sich eingehend damit befasst, wie dieses Verbrechen Einfluss auf die Figuren nimmt. Diese behalten dabei stets ihre Würde, es wird niemals auch nur ansatzweise nach billigen Effekten gehascht. Diese Auseinandersetzung mit Trauma durchströmt die Serie und gibt den Figuren Raum und Zeit, sich mit den Konsequenzen auf ihr Leben zu befassen. 

David Tennant als Kilgrave

Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Herausragend sind vor allem Rachael Taylor als Trish Walker und Carrie-Anne Moss als Jeri Hogarth. Trish ist gänzlich anders als Jessica, doch die beiden sind tief miteinander befreundet und unterstützen sich, wo es nur geht. Es ist extrem angenehm, ausnahmsweise mal eine Frauenfreundschaft in einer Serie zu sehen, die sich nicht nur um irgendwelche Kerle, irgendwelche Outfits und irgendwelche Belanglosigkeiten dreht. Hogarth hingegen ist eine eiskalte Anwältin, die Menschen scheinbar nur als Spielfiguren nutzt. Einen ersten Blick auf Luke Cage (Mike Colter), der mittlerweile seine eigene Serie hat, gibt es hier ebenfalls. Einige andere Nebenfiguren stören bisweilen ein wenig den Handlungsfluss. Und das scheinbare Finale der Serie ist bereits in der neunten Episode erreicht. Dort strömen die meisten Handlungsstränge zusammen, bevor sie dann in einem vier Episoden dauernden Nachspiel aufgelöst werden. Der hohe emotionale Einsatz sorgt aber dafür, dass man als Zuschauer in Serie und Figuren investiert ist und bleibt. Die letzten beiden Folgen lassen die erste Staffel dann aber auf hohem Niveau enden.

In erster Linie ist Jessica Jones aber auch eine willkommene Abwechslung aus dem sonstigen Heldengetümmel. Ihre traumatisierte Art zieht sich durch ihren Alltag, und dabei zuzusehen wie sie den Umgang damit erlernt ist durchaus inspirierend. Kilgrave als Antagonist geht unter die Haut, da hier wirklich sorgsamer Aufbau der Figur betrieben wird, bis wir ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen. Nun ist David Tennant generell ein sehr sympathischer Mensch, was die Figur nur noch gruseliger erscheinen lässt. Kilgrave ist keine Person, für die man auch nur ansatzweise etwas Positives empfinden will, doch die Serie fordert ihre Zuschauer in dieser Hinsicht immer wieder heraus. Auch die Auseinandersetzung von Täter und Opfer mit ein und demselben Event ist stellenweise schockierend. Kilgrave macht sich die Welt buchstäblich so, wie sie ihm gefällt. Dass sein gezwungenes Gegenüber daran keine Freude haben könnte, an dem Missbrauch leidet, kommt ihm gar nicht erst in den Sinn. So erforscht Jessica Jones unangenehme Themen. Keine der Figuren kann klar ausmachen, welcher Teil von ihnen selbst zugelassen hat, dass Kilgrave sie so manipulierte. Gibt man etwas nach, was man in sich trägt? Es ist ein Dilemma, welches sich jeden Tag in unzähligen Situationen zeigt. Nicht nur für die gute Detektivgeschichte und die wunderbaren Darsteller, sondern auch für diese Auseinandersetzung mit solchen Themen hat sich Jessica Jones einen festen Platz an der Spitze der Comichelden verdient.   

Fazit

Jessica Jones hebt sich durchaus von den restlichen Superhelden ab. Ihre Geschichte ist düster und scheut sich nicht, Themen wie Missbrauch, Manipulation und Abhängigkeit auf den Tisch zu bringen. Großartig gespielt von allen Beteiligten und eigenwillig inszeniert dürfte sicher nicht jeder Zuschauer seinen Zugang zu dieser ungewöhnlichen Heldin finden. Doch wer sich darauf einlassen mag, der wird mit einer unter die Haut gehenden Geschichte belohnt.

Technischer Part

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Die Blu-ray im Vertrieb von Walt Disney ist seit dem 8. Dezember im Handel erhältlich. Die insgesamt vier Discs sind sicher in einem Keepcase untergebracht, welches von einem hübschen Schuber ummantelt ist. Sowohl die deutsche als auch die englische Tonspur liegen in gut abgemischtem DTS-HD MA 5.1 vor. Besonders zu gefallen weiß das Bild. Es ist schön scharf, die Farben sind satt und kontrastreich, auch wenn aus Stilgründen der Farbton generell ein wenig gedämpft wirkt. Dies passt aber gut zur Geschichte. Extras sind leider keine vorhanden.




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