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Interview: Julia Becker

GoldenEra

Von GoldenEra in Julia Becker über Maybe, Baby!

Interview: Julia Becker Bildnachweis: maybebabyfilm.de

Am 26.04.18 startete mit Maybe, Baby!ein Film über die Verwirrungen einer Frau, die vor ein paar der vielleicht wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens steht. Er erzählt die Geschichte von Marie, die mit ihrer Affäre zu einer Berghütte reist, wo sie entdecken muss, dass ihr Mann Sascha wohl eine sehr ähnliche Idee hatte. Erstmals müssen die beiden der Realität in die Augen schauen und sich mit ihren Problemen auseinandersetzen. Wir hatten die Möglichkeit die begabte Schauspielerin Julia Becker zu ihrem Regie-Debüt zu interviewen.

Maximilian: Immer wieder fordert der Film von seiner Protagonistin Entscheidungen: Beschreibt der Titel „Maybe, Baby!“ die verschiedenen Zukunftsszenarien und die Verwirrung zwischen den verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten?

Julia Becker: Genau, der Titel ist doppeldeutig: Zum einen ist „Maybe Baby“ eine Art Flirtspruch und zum anderen beschreibt er die Möglichkeit des gemeinsamen Kindes, die lange Zeit im Raum steht. Es geht um Entscheidungen, die in Bezug auf das zukünftige Leben und die Beziehung der Protagonistin getroffen werden müssen.

Maximilian: Zum Ende des Filmes sagt Marie: Es ist wie mit einem Mops, wenn du den kaufst und mit ihm joggst, wird er auch nicht dünner, der bleibt trotzdem ein Mops. Was sagt diese Metapher aus?

Julia Becker: Man kann Menschen nicht ändern, man kann sie in verschiedene Richtungen drängen oder in Formen pressen, aber am Ende bleiben sie die Menschen, die sie im Herzen sind und waren. Das muss man lernen und damit muss man umgehen können.

Maximilian: Der Film ist recht kurzweilig, was auch daran liegt, dass er schnell erzählt ist. Zum Ende hin gibt es einen Dialog zwischen Sascha und Marie. Dort nimmt sich der Film die Zeit, das Gespräch ruhig und atmosphärisch einzufangen. Warum war Dir dieser Moment so wichtig, dass Du ihn hervorgehoben und in seiner Schlichtheit betont hast?

Julia Becker: Ich fand es wichtig dem Paar nach allem was passiert ist, nach dem Betrug, dem ewigen Umherirren, den ständigen Konflikten, den Moment zu geben, in dem sie ehrlich und sozusagen nackt voreinander sitzen und es aushalten müssen, warum alles so schief gegangen ist. Die beiden und der Zuschauer müssen das mit dem Wissen aushalten, dass Marie schwanger ist. Das ist natürlich doppelt schwer zu ertragen.

Maximilian: Das Ende wirkt konsequent und unerwartet und entgeht dadurch auch dem Kitsch. Wie wichtig war es Dir, nicht kitschig zu werden und wie schwierig ist es bei einer solchen Geschichte, der Verlockung zu entgehen, dem Kitsch zu verfallen?

Julia Becker: Ich wollte den Film möglichst authentisch gestalten, wollte das Verhalten der Figuren aus ihrem Charakter heraus entstehen lassen. So war es mir auch sehr wichtig, dass der Humor nicht gekünstelt wirkt, sondern realistisch, ehrlich und vor allem zu den Figuren passend. Ich wusste auch immer, dass ich ein offenes Ende haben wollte: Kein Happy End, aber auch keine endgültig verschlossene Tür. So funktioniert das Leben letztlich auch nicht. Bei den Voraussetzungen war es eher schwer, kitschig zu werden.

Bildergebnis für maybe baby julia becker

Maximilian: Das geschilderte Beziehungsdrama hätte genauso gut in einer Großstadt oder einem Dorf spielen können. Warum hast Du dich dafür entschieden, das Geschehen in eine Hütte zu verlagern und wofür steht diese Hütte?

Julia Becker: Das hatte zwei Gründe: Zum einen war klar, dass der Film kein hohes Budget bekommen würde. Ich musste also einen Location findet, die keine großen Kosten verursacht. Zum anderen fand ich es spannend, wie die Charaktere miteinander auf engstem Raum konfrontiert werden. Sie können sich zwar eine Weile lang ignorieren, aber früher oder später müssen die Konflikte ausgetragen werden, es gibt keine Flucht.

Maximilian: Haben Dich andere Kammerspiele zu Deinem Film inspiriert?

Julia Becker: Den französischen Film „Der Vorname“, der  ausschließlich in einer Wohnung spielt, schätze ich sehr, wobei der nicht unbedingt viel mit meinem Film gemeinsam hat. Der hat mich vielleicht indirekt inspiriert, aber eine direkte und offensichtliche Vorlage oder Inspirationsquelle gab es für mich nicht.

Maximilian: Im Film müssen Marie und Sascha schmerzlich begreifen, dass ihre Beziehung in einer Krise steckt: Beide haben sie eine Affäre. Sollte das unterstreichen, dass keiner von beiden eine Hauptschuld trägt und die Beziehung als Zwischenspiel beider an sich gescheitert ist?

Julia Becker: Mir war sehr wichtig, dass beide die Schuld tragen, dass sie sich nicht jemanden zuschieben lässt, dass sie nun ehrlich miteinander werden müssen und der Wahrheit ins Auge sehen müssen. Sie müssen die Krise begreifen und können sie nicht länger verleugnen. Dazu zwingt sie die Situation.

Maximilian: Interessanterweise stehen die Affären auch häufig im Fokus. Was war Dir beim Zeichnen dieser Charaktere besonders wichtig?

Julia Becker: Mir war ganz wichtig, dass das keine leeren Hüllen sind, dass sie wissen was sie da machen, dass sie einen eigenen Willen haben. Der Film wäre uninteressant, wenn es nur zwei Protagonisten gäbe und die Affären mehr oder weniger nur Schaufensterpuppen wären. Die Idee des Filmes funktioniert nur durch das Zusammenspiel der vier Charaktere.

Maximilian: Denkst Du, dass sich Beziehungen im Laufe der Zeit geändert haben? Stehen Beziehungen heute vor Herausforderungen, vor denen sie früher noch nicht standen?

Julia Becker: Ich denke die Probleme sind ähnlich, nur dass man heute offener damit umgeht. Durch die Medien wird man heute viel mehr verrückt gemacht, all die verschiedenen Optionen, gibt’s nicht irgendwo vielleicht noch was, soll es das jetzt für immer gewesen sein.

Aber letztendlich gab es auch früher schon Betrug und Affären noch und nöcher, wie die Geschichte ja zeigt – das gehört wohl zur Liebe dazu.  

Maximilian: Was können wir von Marie in Bezug auf Beziehungen und das Leben an sich lernen?

Julia Becker: Man kann lernen, dass es Sinn macht, irgendwann Entscheidungen zu treffen. Das ständige Aufschieben bringt auf Dauer nichts. Wenn man eine Entscheidung getroffen hat, sich für einen Weg entschieden hat, kann es nur noch besser werden, weil man dann zielorientiert handeln kann.

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