Diese Spezies ist evolutionär eine der jüngsten. Sie entspringt dem Telefonisten (Homos Prepaidus), jener Art, die vor gut einer 10 bis 20 Jahren die Kinosäle heimsuchte und via Natürlicher Selektion mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. Auf dem Schwarzmarkt verkaufen Wilderer geschossene Telefonisten - begehrt sind vor allem die Handys aus Hartplastik mit Tastatur und monochromen Display – für bis zu 5.000 nigerianische Naira (umgerechnet sind das knapp 20 Euro, für’s Porto fallen Extra-Kosten an). Aus diesem Grund ist der Telefonist ungefähr so selten wie weiße Nashörner oder ein selbstkritischer Til Schweiger. Der Untergang dieser Art lässt sich nicht aufhalten, doch die aus ihm entstandene Subspezies hat dafür jetzt bereits die Kinos förmlich über Nacht eingenommen. Die Rede ist vom sogenannten Leuchtturmwärter (Homos Flatratus). Die Eigenheit dieser spezifischen Erweiterung des Telefonisten ist es, dass der Leuchtturmwärter nicht akustisch durch Telefonate auffällt, sondern visuell, durch das Licht seines Smartphons. In den Lichtspielhäusern dieser Welt durchschneiden die hellen Touchscreens der modernen Handys die Dunkelheit des Kinos und sorgen dafür, dass andere Arten sowie Zuschauer durch das plötzlich aufkommende Licht abgelenkt werden. Da der Leuchtturmwärter seine Lichtshow meist geräuschlos vollzieht, ist er sich gar nicht im Klaren darüber, dass sein Verhalten andere stört. Warum er sein Smartphone im Kino benutzt? Das ist eine Frage die die Wissenschaft seit einiger Zeit beschäftigt. Prof. Werner Minkhoff von der Universität Zürich meinte, bei der Tagung der Cinelogen-Vereinigung in Göteburg 2014, folgendes:
„Wir müssen aufhöre zu glauben, es gäbe nur ein Motiv dafür. Warum bellt ein Hund? Warum mauzt eine Katze? Warum vögelt meine Frau meinen Bruder? Auch dies kann alles mehrere Gründe haben. Vielleicht will die Katze Aufmerksamkeit, vielleicht betritt ein Unbefugter das Gebiet des Hundes, vielleicht kann ich sie nicht mehr anständig befriedigen?“
Minkhoffs These wird aktuell heiß diskutiert, sie wird aber von renommierten Forschungsarbeiten deutlich unterstützt. So wurde in freier Wildbahn bereits Leuchtturmwärter gesichtet, die ihr Smartphone während des Films benutzt um, fürs menschliche Ohr unhörbar (vermutlich Ultraschall), Kontakt zu anderen ihrer Art aufzunehmen (die Experten nennen dies whatsappen). Andere wiederum wollen durch ihr Smartphone erfahren, wie spät es ist und richten dafür die Lichtquelle des Geräts nach dem Magnetfeld der Erde aus (so zumindest der aktuelle, wissenschaftliche Stand). Der Leuchtturmwärter bleibt aktuell eines der größten Geheimnisse des Kinos, vor allem wegen seiner expositionellen Verbreitung. Was gegen ihn hilft? Seien Sie freundlich aber bestimmt. Erklären Sie ihm kurz und prägnant was Sie stört. Dies sollte helfen.
Sind Sie schon einer der genannten Arten begegnet? Wenn ja, wie haben Sie reagiert?