{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Monatsrückblick Juni - Souli

Stu

Von Stu in Moviebreaks Monatsrückblick: Juni

Monatsrückblick Juni - Souli

1. Highlights aus den Kinosälen:

Born to be Blue - Biographien renommierter Künstler gibt es häufig zu sehen, zuletzt wurde dieses filmische Feld allein mit "Miles Ahead", "I Saw the Light" und "Get on Up" zu genüge stimuliert. "Born to Be Blue" von Robert Budreau allerdings ist keine abgestandene Retortenware, die sich darauf ausruht, chronologisch die Meilensteine im Leben von Chet Baker abzuklappern, sondern überzeugt als ambitioniertes, mit einem blendend aufgelegten Ethan Hawke in der Hauptrolle versehenes Werk, welches Chet Baker mehr interpretiert, anstatt sich auf einer in lexikalischem Wissen gebetteten Rekonstruktion zu verlaufen. Dieser Film ist lebendig.

Alien: CovenantWie geschickt hier Erwartungen unterlaufen werden, könnte den meisten Zuschauer genau in dem Moment entgehen, in dem sie sich darüber beschweren. Und der Unmut, der ALIEN: COVENANT breitflächig widerfährt, offenbart mehr über den begrenzten Horizont des Rezipienten, als über die Qualität des Films selbst. Natürlich ist ALIEN: COVENANT dramaturgisch und inhaltlich nicht akkurat ausgereift, genauso wie sein aalglatter Digitallook dafür sorgt, das (verhältnismäßig) übersichtliche Budget gelegentlich auszustellen. Wenn man sich allerdings auf die Erzählung einlässt, dann wird man Zeuge einer hochspannenden Reflexion über Erschaffung und Zerstörung, in der an dem von Michael Fassbender formidabel gespielten Androiden zum Ausdruck gebracht wird: Wo Schöpfung stattfindet, ist auch immer Vernichtung existent. Das philosophische Gedankenwelt jedenfalls unterliegt nicht der puren Bedeutungshuberei, stattdessen ist der thematisierte Götterkomplex auch Aufhänger, um biologische Geschlechterspezifizierungen auszuhebeln und heteronormative Muster zu unterlaufen. 

Das Belko ExperimentKeine Frage, THE BELKO EXPERIMENT ist zynischer, (im wahrsten Sinne des Wortes) menschenverachtender Schund. Wenn man den Film aber als moderne Exploitation liest, dann kann man hier durchaus Spaß haben (darf man aber öffentlich nicht zugeben). Wenn McLean und Drehbuchautor Gunn ein größeres Bewusstsein für das satirische Potenzial ihrer Handlung geschaffen hätten, wäre die Nummer hier sogar richtig fein geworden. So gibt es die kompromisslose Verweigerung von Menschlichkeit (Menschen sind hier nur organisches Anschauungsmaterial dafür, wie man sie erledigen kann) ohne sinnstiftende Durchschlagskraft. Aber die niederen Instinkte. Die werden in diesem kurzweiligen Gemetzel wunderbar befriedigt. Bin ich halt n Gorebauer.

2. Flops aus den Kinosälen: 

Wonder Woman - Geht in die richtige Richtung, rückt starke Frauen in den Vordergrund und bricht (bisweilen) mit denen im Superheldengenre inhärenten, glorifizierten Männlichkeitsikonographien. Die werden hier eh mit schönem Camp und angenehmer Naivität befeuert. Und trotzdem funktioniert WONDER WOMAN besser in der Theorie, als in der Praxis. Die feministische Durchschlagskraft nämlich ist ein Gedankenkonstrukt, welches allein schon durch die knappe Bekleidung der Amazonen-Prinzessin ein Stück weit unterwandert ist. Auch wenn Patty Jenkins Gal Gadot nicht als Sexobjekt inszenieren mag, ihr Körper ist gleichwohl Schauwert, an dem es sich zu laben gilt. Ebenso ist Wonder Woman letztlich unbedingt auf die Unterstützung ihrer männlichen Mitstreiter angewiesen, um wirklich etwas zu bewirken und die Empathie, das Herz, die Liebe, zurück in die Welt zu bringen. Da ist der Grundgedanke der Figur nicht wirklich konsequent ausgearbeitet. Dass WONDER WOMAN darüber hinaus auch viel zu wenige, wirklich memorable Bilder evoziert, ist angesichts der Bedeutung von Action-Sequenzen ebenfalls äußerst bremsend. Patty Jenkis besitzt in ihrem Zack-Snyder-Gedachtnis-Be-und-Entschleunigungszwang nicht in der Lage, energetische, mitreißende Set Pieces zu kreieren (auch wenn sie ansehnlich bleiben). Also: Ein toller Film in der Theorie, ein okayer in der Praxis.

3. Highlights im Heimkino:

Pulp Fiction - Ich denke, über PULP FICTION muss man nicht mehr viele Worte verlieren, oder? Was Quentin Tarantino hier abgeliefert hat, ist der Inbegriff von Kult. Von Coolness. Von Kino. Von Liebe zum Kino. Von cineastischer Ewigkeit. 

Shutter IslandVon der ersten Minute an nämlich baut der Großmeister hier auf den durch unsere Sehgewohnheiten ankonditionierten Erfahrungsschatz, der uns weismachen will, in Shutter Island gäbe es tatsächlich ein großes Geheimnis, welches es unbedingt zu lösen gilt. Gibt es nicht. Gab es nie. Shutter Island ist vielmehr ein Werk, welches die Dunkelkammer des Lichtspielhauses bis zuletzt als apparaturerzeugte Realität des Sehens definiert. Und wir, die Zuschauer, sind die größten Idioten in diesem (augenscheinlichen) Labyrinth der Psychosen, welches sich dort auf der Leinwand entlädt. 

I Am Not Your NegroModerner Klassiker. Überzeitlich. In drei Ewigkeiten wird I AM NOT YOUR NEGRO noch als Referenzwerk herangezogen werden, weil er sich nicht erdreistet, Antworten zu geben, aber über seine kraft- und wutschäumenden 90 Minuten in der Lage ist, die richtigen Fragen zu stellen. Es wäre zu harsch, I AM NOT YOUR NEGRO als 'Anklage' zu beschreiben, dafür ist sich der Film zu sehr im Klaren darüber, dass er sich in diesem Falle selbst anklagen müsste. I AM NOT YOUR NEGRO ist vielmehr eine Mediation über die nationale Identität eines Landes, in dem der Hass regiert – und dem man doch, nach Leibeskräften, mit Liebe begegnen möchte. Ein Land, das so glücklich und glatt und gleichzeitig so verantwortungslos und tot ist, wie kein anderes auf der Welt.

Yella Die titelgebende Hauptfigur, großartig von Nina Hoss verkörpert, ist ein Charakter, der niemals ankommt; der immer reist, immer sucht, immer flieht. Die (vordergründige) ausgesprochene Kälte, für die Christian Petzold bekannt geworden ist, steht in Yella in engem Zusammenhang mit einer dem Irdischen vollends entkoppelten Morbidität. Yella ist wie seine Hauptfigur vor allem losgelöst – und Petzold ein herausragender Geschichtenerzähler, der nicht nur das Gezeigte reflektiert, während wir es noch erfahren. Er knüpft das Band zwischen Film und Zuschauer so eng, dass dieser Marsch zwischen den Dimensionen des Seins durchweg paralysiert. Neben dem rasiermesserscharf beobachteten Gesellschaftsportrait, funktioniert Yella als Charakter-Studie, in der sich alles um das Zerstören von Leben dreht, weil man selbst zu selten am eigenen Leben teilnimmt. Die Chance auf Frieden indes flammt immer wieder auf. Man scheint nur zu unterkühlt, um das Feuer zu erkennen. Gespenstisch.

Personal Shopper - Olivier Assayas versteht, das gegenwärtige Kino und die Erwartungshaltungen wie Sehgewohnheiten des Zuschauers nicht nur zu hinterfragen, sondern zu unterlaufen. PERSONAL SHOPPER ist erneut Transzendenz. Man hat ein abgestandenes Plotgerüst mit plakativen Verweisen an das Genre-Kino, bricht aus diesem Rahmen aber dermaßen geschickt aus, in dem man das Diffuse, das Indifferente, das Unbestimmte in den Vordergrund stellt und die Frage offeriert, wie sehr wir inzwischen von Oberflächlichkeiten abhängig sind. Oberflächlichkeiten, wie den greifbaren Handlungsverlauf. Oberflächlichkeiten, wie der Touchscreen, der hier vor allem auf das zwanghafte Verhalten der Hauptdarstellerin hinweist, die Zwischenmenschlichkeit auf Distanz hält, durch die Kommunikation im digitalen Raum aber zu sozialem Handeln gezwungen wird und sich nicht mehr in der Kleidung anderer verbergen kann, sondern nach und nach zu sich selbst findet. Von der wandernden zur fixen Seele wird. PERSONAL SHOPPER ist ohne Zweifel inkohärent, aber genau das ist ein erzählerisches Mittel, um den von Kristen Stewart (Göttin) gespielten Charakter dabei zu helfen, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Ordnung inmitten von Trauer, Selbstverlust, Seelensuche und Reisen in höhere, außerweltliche Bewusstseinsebenen.

4. Flops im Heimkino:

ZweiOhrKükenWie zu erwarten: Kompost. KEINOHRHASEN kann man ja noch als, sagen wir, akzeptable RomCom bezeichnen, die sicherlich auch unter Schweigers begrenztem inszenatorischen Vokabular leidet, aber zu unterhalten weiß. Bei ZWEIOHRKÜKEN hingegen müffelt einem der Retorten-Dampf tränentreibend entgegen: Die Beziehung zwischen Til und Nora ist natürlich in der schwierigen Phase angekommen und ZWEIOHRKÜKEN nimmt das zum Anlass, jedes Geschlechterklischee durchzudeklinieren, um auch aufzuzeigen, wie rückständig das Weltbild der involvierten Parteien doch ist. Frauen sind daher auch entweder Schlampen (Erkennungsmerkmal: Dicke Titten und freie Sexualität) oder brave Kontrollfreaks (Erkennungsmerkmal: Flachland, Brille, Sex gehört in die Beziehung-Devise), während Männer verwegen und juvenil sein dürfen. Sind Männer! Oah. Nee, nervt. Die Cameos von Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht fand ich aber ulkig. Und den ein oder anderen Schmunzler kann ich ZWEIOHRKÜKEN nicht absprechen. Trotzdem, geh weg.  

5. Alles über Serien: 

Die dritte Staffel von Brooklyn Nine-Nine habe ich quasi inhaliert und, immer noch, als eine der besten Comedy-Serien unserer Zeit abgespeichert. Mit 4 Blocks tue ich mich etwas schwer, was aber zuvorderst an meiner Erwartungshaltung liegt - denn eine gute Serie aus dem eigenen Land ist 4 Blocks mit Sicherheit. 

6. Was ich im Juli gucken möchte: 

Filme. :)

7. Filmschaffender des Monats: 

Ridley Scott

8. Die Erkenntnis des Monats:

Weghängen. 


Wird geladen...