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Peaky Blinders - Gangs of Birmingham - Staffel 2 - Kritik

Souli

Von Souli in Peaky Blinders - Gangs of Birmingham - Staffel 2 - Kritik

Peaky Blinders - Gangs of Birmingham - Staffel 2 - Kritik Bildnachweis: © BBC ||| Cillian Murphy und Tom Hardy bei geschäftlichen Gesprächen


Wie oft blickt man doch beim Genuss einer Serie auf die Uhr, bemerkt schweren Herzens, obwohl das Qualität irgendwo immer noch hochwertig ist, dass gewisse Handlungsstränge unnötig aufgeblasen werden, weil man unbedingt einen Episodenumfang von (mindestens) 10 Folgen mit einer mindestens 60-minütigen Laufzeit auskleiden muss. Bestes Beispiel war dafür zuletzt die fünfte Staffel des Erfolgsformat „Game of Thrones“, die über weit mehr als die Hälfte der Staffel wenig bis gar nichts zu bieten hatte und erst im Endspurt zu der Klasse zurückgefunden hat, für die man anfangs begonnen hat sich für die Serie wirklich zu interessieren. Als Zuschauer stellt man sich da unweigerlich die Frage: Ist es die Sache überhaupt noch wert? Könnte man die Zeit nicht auch wieder in den Filmgenuss investieren, anstatt sich durch eine x-beliebige Serie zu quälen, um dann letzten Endes doch nur mit zwei bis drei gelungenen Folgen belohnt zu werden? Wie kann sich das Sehvergnügen da überhaupt noch die Waage halten?

Mit „Peaky Blinders“ jedenfalls ist es weitaus angenehmer, beläuft sich die von Steven Knightkreierte BBC-Serie doch auf ein Staffelausmaß von sechs übersichtlichen Folgen, die ob dieser konsequenten zeitlichen Komprimierung überhaupt keine Gefahr läuft, sich in Redundanzen zu verlieren:„Peaky Blinders“ ist eine der wenigen Serien, die weiß, worauf sie hinaus will und von der ersten bis zur letzten Einstellung genau das erzählt, was auch wirklich von Belang scheint. „Von Belang“ bedeutet, dass der Fokus auf die elementare Aspekt innerhalb der Narration gelegt werden, die die Geschichte weiterentwickeln, anstatt sie auf der Stelle herumkriechen zu lassen. Die Ereignisse der ersten Staffel (unsere Kritik dazu findet ihr übrigens HIER) haben ihre Spuren hinterlassen, der kommunistische Freddy (Iddo Goldberg) ist inzwischen seiner Krankheit erlegen, Ada (Sophie Rundle) bekommt von ihrem Bruder Tommy (Cillian Murphy) das Angebot, zurück in den Schoß der Familie zu kehren, besitzen die Peaky Blinders doch inzwischen auch eine Lizenz für ihren Aktivität innerhalb des Wettgeschäftes.

Tommy aber träumt von größeren Zielen: Er möchte expandieren und auch in London Geld verdienen. Das ruft den im Namen der Krone agierenden Chief Inspector Chester Campbell (Sam Neill) wieder auf den Plan, der sich im Finale der ersten Staffel von Grace (Annabelle Wallis) eine Kugel hat einfangen müssen und seitdem nur noch mit einem Stock durch die Gegend humpelt. Dass das schöne Leben in der Legalität für die Peaky Blinders nur ein Teilbereich ihres Daseins ist, macht bereits der Auftakt zur zweiten Staffel eindeutigen: Zwei Damen, komplett in schwarzen Gewändern gekleidet, schieben flotten Schrittes einen Kinderwagen vor sich hin, um diesen dann adäquat vor der Eingangstür des Garrison, dem Pub der Peaky Blinders, zu platzieren: Dass sich in den Kinderwagen keine Kinder, sondern hochexplosiver Sprengstoff befindet, ist von vornherein klar. Dieser Vorfall bringt die Geschichte der zweiten Staffel ins Laufen, Tommy schiebt die Schuld den Iren in die Schuhe und bricht auf zum Vergeltungsschlag. Die Konsequenz davon folgt auf dem Fuße.

Tommy muss sich in den Dienst von Winston Churchill (Andy Nyman) begeben und als verdeckter Agent ein Attentat ausführen, was den Peaky Blinders wiederum eine Exportlizenz vom Kolonialamt einbringt. Und so geraten die Fronten, die sich eigentlich von Grund auf abstoßen, immer näher zusammen, während sich die Gang-Streitigkeiten um die Iren, Juden und Italiener ebenfalls verhärten. Dass man für Alfie Solomon, den Anführer der jüdischen Gang in London, Tom Hardy als Castzuwachs gewinnen konnte, lässt sich natürlich als schauspielerischer Volltreffer verbuchen. Hardy legt die Rolle des Alfie Solomon mit einer brodelnden Grundaggressivität an, die man aus seiner Performance des Dramas „Warrior“ kennengelernt hat: Man merkt es Alfie Solomon jedenfalls im ersten Moment an, dass man es sich mit diesem Mann besser nicht anlegen sollte und seine Machenschaften niemals infrage stellen darf. Allgemein aber muss man sagen, dass sich „Peaky Blinders“ auf seine hervorragende Besetzung verlassen kann, allen voran Cillian Murphy, der hier wohl die Rolle seines Lebens gefunden hat und vollends mit dem traumatisierten Kriegsveteran und resoluten Peaky-Blinders-Boss zusammenwächst.

Dass „Peaky Blinders“ darüber hinaus durch seine handwerklichen Qualitäten besticht, wissen wir seit der ersten Staffel. Allerdings wurden Schnitt- und Kameratechnik in Staffel 2 noch weiter verfeinert, der industrielle Moloch, den Birmingham in den 1920er Jahren dargestellt hat, wird in seinem Zeit- und Lokalkolorit noch greifbarer (auch durch den permanent wabernden Klangteppich); der Dreck, der Schweiß und der Alkohol scheinen direkt aus dem Bildschirm zu quellen und sich in der Räumlichkeit des Zuschauers auszubreiten: „Peaky Blinders“ ist eine schmutzige Serie, verdeckt unter mehreren Schichten Ruß und Blut, aber dabei immer so ehrlich, dass sie diesen Schmutz nicht befürwortet. Tommy ist eine so reflektierte Persönlichkeit, dass sie genau weiß, wie falsch das delinquente Handeln der Peaky Blinders doch eigentlich ist: Es hat nicht mit Ehre zu tun, stattdessen ist das Tun der Organisation nur das Erzeugnis eines äußerst fehlgeleiteten Traditionsbewusstsein. Hier gibt es keine Sieger oder Verlierer, es gibt nur diejenigen, die etwas mehr Zeit gewährt bekommen, bis auch sie flehend auf die Knie fallen. Und genau diese Erkenntnis macht „Peaky Blinders“ so wertvoll.

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Technik: Die Blu-ray von Koch Media (VÖ: 25. Juni) besticht durch ihre herausragende Qualität in Sachen Bild- und Tonauflösung. Während das Bild (Format: 1.78:1) in gestochen scharfer Abwicklung den Industriemoloch des historischen Birmignham noch deutlich greifbarer macht, raunt die saubere Tonebene (darunter auch ein Soundtrack, zusammengesetzt aus Nick Cave, Johnny Cash und den Arctic Monkeys) suggestiv über den Zuschauer hinweg. Das Bonusmaterial beläuft sich zudem auf ein 20-minütiges Making of, in dem der gesamte Cast, als auch das Produzentengespann zu Wort kommen und sich über die Dreharbeiten und die Zusammenarbeit aussprechen. 

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