Erwähnungen
Videospiel "Tempest Rising" im Test
Von OnealRedux in "Tempest Rising" - Videospiel - Test / Review
am Dienstag, 22 April 2025, 13:10 Uhr
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Die goldene Zeit der Echtzeitstrategie scheint wahrlich schon Äonen her zu sein. Kein Wunder, immerhin hat selbst der Genre-Primus Command and Conquer zuletzt mit Alarmstufe Rot 3 im Jahre 2008 seine Fans begeistern können (und das ist einfach 17 Jahre her). Zwar folgte mit Tiberian Twilight im Jahre 2010 ein weiterer Versuch, doch die Zielrichtung auf kompetitive Matches ohne Basenbau war nur der Sargnagel für das komplette Franchise. Danach wurde es still und große Studios wagen sich kaum noch an das einstige PC-Vorzeige-Genre. Dafür übernehmen jetzt gerne die kleineren Studios ihre Versuche und liefern uns demnächst mit D.O.R.F., Fractured Alliance, Battlefall: State of Conflict sowie Dying Breed (vom legendären Studio MicroProse) jede Menge Stunden voller Schlachten und Kämpfe. Und dann wäre da noch Tempest Rising, der schon früh seinen geistigen Vorgänger nicht verheimlichte und mit der Unreal Engine 5 und seinen Ambitionen herausstach. Ab dem 24.04. (Nachtrag: Da das Spiel aus Versehen veröffentlicht wurde, ist es bereits seit dem 19.04. für alle Spielbar) ist das Spiel nun endlich verfügbar und gerne hören wir dabei wieder „Welcome Back Commander“.

Story
Schlüpfe in die Rolle des Commanders der hochmobilen und fortschrittlichen Friedenstruppe der Global Defense Forces oder der knallharten und verzweifelten Tempest Dynasty in 2 Kampagnen mit 11 Missionen, die es dir erlauben, deine Armee für jede Mission anzupassen, während beide Armeen versuchen, die mysteriösen, aber nützlichen Tempest-Ranken zu verstehen und in den Griff zu bekommen, die unkontrolliert auf der vom Krieg erschütterten Erde wachsen. Weitere Gefahren lauern im Schatten, während die Ursprünge des Tempest enthüllt werden ...
Kritik
Das dänischen Studios Slipgate Ironworks hatte schon früh sehr deutlich gemacht (Tempest Dynasty als Kultgleiche Organisation, GDF(I) Truppen, eine Sammelbare Ressource mit Erntemaschinen etc.), wo sie ihre Inspiration herhaben und von welcher großen Spielereihe sie eindeutig Fans sind. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Tempest Rising wie ein geistiger C&C-Nachfolger anfühlt und auch spielt. Ähnlichkeiten und ein gleiches Spielegefühl sind somit überall erkennbar und durchziehen das Spiel wie ein roter Faden. Ein großes Problem ist das aber nicht: Zum einen fühlen sich Veteranen hier sofort wohl, zum anderen gibt es jede Menge Spielgenuss zu erleben, der einen sogar wünschen lässt, EA hätte dieses Spiel einfach unter anderem Namen produzieren lassen. Der wohlige Nostalgietrip hat zwar nun das energiereiche Tempest statt dem Tiberium, ansonsten lassen sich aber viele Gemeinsamkeiten erkennen. Allerdings führt dies auch zu einem Problem: Tempest Rising muss sich natürlich mit den großen des Franchises messen lassen und genau hier fehlt an vielen Stellen doch etwas Feinschliff. Am Ende – und das können wir schon verraten – ist die Jagd nach dem Tempest aber wohl das beste (Nicht) Command and Conquer seit eben 17 Jahren.

Fangen wir aber erst einmal mit dem größten Schwachpunkt von Tempest Rising an: Der Story! Anders als bei seinem geistigen Vorgänger – mit einer glaubhaften Welt, einem sympathischen Kane und anderen ikonischen Figuren, gedrehten Filmsequenzen (die natürlich nicht im Budget waren) – gibt es in Tempest Rising eher eine schnöde Präsentation, die zwar auch auf Zwischensequenzen setzt, diese aber wenig an Tiefe versprühen. Die Charaktere sind uns dabei ebenso egal wie das eigentliche Treiben auf der Welt nach dem Atomkrieg. Zwar gibt es zum Ende – in beiden Kampagnen – noch einmal ordentlich einen Drive und Überraschungen, doch bis dahin ist es einfach ein langer Weg. Da hilft es auch kaum, dass in den Kämpfen das Tempo immer wieder durch geskriptete Ereignisse herausgenommen wird und diese in einfach viel zu großer Anzahl auftreten. Wer hier wen bekämpft und aus welchen ideologischen Gründen, fällt einfach immer zu oft nach hinten runter. Schade.

Dafür kann aber das Gameplay vollends auftrumpfen: Wie schon in den besten Zeiten des Franchises bauen wir Tempest mit unseren Maschinen ab, haben einen Bauhof, erschaffen damit unsere Basis aus Kraftwerken, Kasernen, Fahrzeugfabriken, Mauern, Verteidigungsanlagen, Radartürmen und sogar Silos (das wohlige „Silos needed“ ist eine wahre Freude) und erschaffen dann eine Armee, die nach dem besten Stein/Schere/Papier Verfahren den Gegner überrollt (oder uns). Wer schon irgendwann in seinem Leben ein ähnliches RTS oder sogar Command and Conquer gespielt hat, wird sich sofort wie zuhause fühlen: Das Einheitenmanagement ist ebenso gleich wie der Aufbau der Menüs und wie wir eben Einheiten/Gebäude bauen oder Feinde angreifen. Wir sammeln Tempest, um uns schließlich überhaupt alles mit Credits leisten zu können. Schon nach wenigen Minuten stellt sich so ein richtiges Nostalgiefest ein, welches noch durch den genialen Soundtrack unter anderem auch von Genre-Veteran Frank Klepacki, gekonnt untermalt wird. Allerdings hat das auch seinen Preis: Innovationen oder gar richtige Neuerungen suchen wir bei Tempest Rising vergebens.

Doch nicht nur dies: Auch Wassereinheiten und ein kreatives Design bei den Karten lassen die Entwickler ein wenig vermissen. Gleiches gilt für die dritte Fraktion, die zwar in der Kampagne ihren Auftritt hat, jedoch selbst noch nicht spielbar ist. Abseits dessen, zeigt sich das Spiel aber vor allem in Sachen Aufbau-, Taktik- und Schlachtendesign von seiner guten Seite. Zwar geht bei größeren Kämpfen etwas die Übersicht verloren (was vor allem kleinere Infanterieeinheiten und deren Spezialfähigkeiten betrifft), doch dafür Rummst es an jeder Ecke und das Gefühl wirklich einer Schlacht beizuwohnen, ist schön präsent in der Inszenierung des Gameplay. Gerade Explosionen und die Wucht dieser bringen ein richtig schönes Spektakel – natürlich auch dank der Grafik – auf den Bildschirm. Und auch am Pacing und dem Balance gibt es wenig zu bemängeln. Während ersteres uns sogar meist gut selbst überlassen wird (Einbunkern funktioniert ebenso gut wie taktiertes Vorgehen), ist das Balance sehr gut geworden, was gerade dem Multiplayer zugutekommen wird. So sind die Fraktionen gut ausbalanciert, haben ihre Besonderheiten und Eigenheiten (die Tempest haben z.B. mobile Sammler) und haben niemals einen großen Eigenvorteil, der nicht durch etwas anderes gestoppt werden kann. Und auch die KI macht einen guten Job dabei, uns ordentlich bei der Stange zu halten. Allenfalls die Wegfindung (ist es ein Bug oder ein Feature) bereitet derzeit noch Probleme.

Ebenfalls gelungen ist der Umfang des Spiels: Neben den zwei Fraktionen, gibt es für diese auch insgesamt zwei Kampagnen, die einen recht großen Inhalt bieten. Insgesamt 22 Missionen warten dabei, wo vor allem die letzteren noch einmal ordentlich Schwung in das Spiel bringen. Auch die Abwechslung steht dabei im Vordergrund: Mal müssen wir uns verteidigen, dann Aufbauen, dann Retten und dann wiederrum mit kleinen Einheiten infiltrieren. Zudem dürfen wir mit Punkten unser Arsenal verbessern, um so noch einmal ein paar Verbesserungen in der Ausrüstung freizuschalten. Das gleiche gilt für die Doktrinen, die wir abseits der Kampagne dann sogar im Multiplayer selbst für uns in der Schlacht nach Belieben freischalten können. Insgesamt alles nichts herausragendes, aber gute Kost, die über Stunden zu unterhalten weiß. Zudem bekommen wir natürlich einen größeren Multiplayer, wo wir in verschiedenen Karten gegen KI oder menschliche Spielerinnen und Spieler antreten können. Schade ist hingegen bislang, dass nur 1:1 und 2:2 Matches gegen echte Spieler möglich sind. Dafür gab es bei unseren Partien keinerlei Probleme mit der Performance oder der Verbindung.
Fazit
Tempest Rising will im Kern gar nicht mehr sein als ein geistiger Command and Conquer Nachfolger. Und dies spürt man in jeder Faser des Spiels. Dabei mischt sich Nostalgie mit einem Wunsch, dass es vielleicht nicht doch noch einen eigenen Nachfolger geben wird. Denn so toll das Spiel auch aussieht (dank Unreal Engine), und so gut sich die Partien trotz Kleinigkeiten spielen, merkt man auch, dass hier vieles nicht ganz Rund ist. Der Kampagne fehlt etwas Tiefe, den Missionen etwas die Highlights und manche Einheiten sind überladen und wirken spielerisch klobig. Es fehlt Feinschliff. Aber ungeachtet der kleinen Mängel, ist dies trotzdem ein Diamant im RTS Genre, ungeschliffen, aber dennoch ein absoluter Diamant. Mehr brauchen wir derzeit auch nicht.
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