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The Path - Staffel 1 - Kritik zum Sekten-Drama
Von siBBe in The Path - Staffel 1 - Kritik
am Samstag, 04 Juni 2016, 09:10 Uhr
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Eddie (Aaron Paul) und seine Frau Sarah (Michelle Monaghan) sind Mitglieder einer umstrittenen Glaubensgemeinschaft, die mehr oder weniger abgeschottet von der Außenwelt nach ihren eigenen Regeln lebt. Harmonie und Zusammenhalt drohen jedoch in den eigenen Reihen zu zerbrechen, als eine Reihe von unglücklichen Ereignissen über die Gemeinschaft rollt.
Seit dem Serienende von Breaking Bad 2013 ging es für seine beiden Hauptdarsteller, Bryan Cranston und Aaron Paul, karrieretechnisch auch weiterhin erfolgreich weiter. Letzterer kehrte nun nach einigen Filmproduktionen zurück in den vertrauten Serienbereich, in The Path übernimmt Paul zugleich die Hauptrolle und auch die Produktion. Auf insgesamt 10 Folgen erstreckt sich die erste Staffel der Sekten-Serie, die auf dem amerikanischen Bezahlsender Hulu beheimatet ist. Nach Ausstrahlung eben jener ersten Staffel möchten wir hier nun ein erstes Fazit ziehen.
Ein Tornado wütet über New Hampshire und lässt Chaos und Verwüstung hinter sich. Bevor die ersten Rettungswagen eintreffen sind auch schon die freiwilligen Helfer der meyeristischen Gruppierung am Einsatzort, um den schwer angeschlagenen Opfern zu helfen und sie auch sogleich für ihre eigenen Reihen zu gewinnen. Denn traumatisierte Menschen sind bekanntlich leichte Beute. Damit beginnt The Path und führt uns auch sogleich in den abgeschirmten Bereich einer Sekte, die nach etwas Höherem strebt, nach Erlösung, nach dem heiligen Licht.
Schnell werden die wichtigsten Charaktere etabliert, die für die weitere Handlung eine größere Rolle spielen. Hollywood verarbeitet Sektenthemen gern äußerst überzogen und freakgeladen, wenn man einmal Richtung The Wicker Man und Co. denkt, The Path bleibt dabei aber realtiv bodenständig und realitätsbezogen, ohne auf große Schocker zu setzen, stattdessen aber mit vielen Bezügen zu Scientology.
Statt also einen reißerischen Thriller zu generieren ist The Path eher ein Drama mit Sektenthematik. In relativ ruhigem Erzähltempo bekommen wir einen Einblick in eine für uns fremde Welt, die trotz ihrer schrägen Glaubenssätze und Regeln sehr harmonisch und friedlich wirkt. Doch das stabil wirkende Glaubensgerüst gerät schnell ins Wanken, schuld daran ist eine Kettenreaktion von desaströs wirkenden Einflüssen von außen und auch innen, die der Gruppierung zu schaffen macht. Dabei wird ein kritischer Blick aus mehreren Blickwinkeln vorgenommen, woraus The Path seinen Reiz zieht. So gibt es eine Aussteigerin, die sich an der Sekte für den Tod ihres Mannes rächen will und die von den Mitgliedern nun überall gesucht wird. Oder eine Ehekriese zwischen Eddie und Sarah, die darauf zurückzuführen ist, dass in Eddie immer größere Zweifel an seinen Glauben aufkeimen, was in der Welt einer Sarah, immerhin zweithöchstes Rangmitglied, keinen Platz hat. Auch ihr Sohn Hawk gerät immer mehr auf "die schiefe Bahn". Als in die Bewegung Hineingeborener kennt er das normale Leben kaum, bzw. hält sich von Menschen, die nicht zur meyeristischen Gruppierung gehören, stets fern. Sein Weltbild gerät jedoch ins Wanken, als er sich in ein Mädchen von außerhalb verliebt. Aber auch Cal, regional das ranghöchste Mitglied und Anführer der lokalen Mitglieder, liefert einige interessante Ansätze. Nach außen hin gibt er sich stets als Vorbild, hat trotz seiner Vorzeigerolle aber mehr Dreck am stecken als jeder andere. Immer wieder gerät er in den Zwiespalt, eigene Glaubensvorsätze brechen zu müssen, um die Glaubensgemeinschaft am Leben zu halten. Auch trägt er ein dunkles Geheimnis mit sich, das den heiligen Führer der ganzen meyeristischen Gruppierung betrifft.
Es kommt wie es kommen muss, die Zustände in The Path spitzen sich immer mehr zu und entladen sich irgendwann in einem dramaturgisch gelungenem Finale, das unter die Haut geht. Bis dahin mag es für den sensationsverwöhnten Zuschauer ein langer Weg sein, der manch einem von ihnen womöglich zu lang vorkommen wird, dafür hätte The Path gern auch schon vorher einen Zahn zulegen dürfen, langweilig wird es, trotz nicht immer optimalem Pacings, dennoch nie, dafür sind die Charaktere gut genug herausgearbeitet und das brodelnde, sich ankündigende Chaos weiß atmosphärisch zu packen. Man muss nur mit der richtigen Erwartungshaltung an The Path, sich darüber klar sein, dass es vordergründig ein Charakterdrama ist, das sich für seine Erzählung gern Zeit lässt.
Unter den stark geschriebenen Charakteren fällt jedoch einer ein wenig vom guten Gesamteindruck ab: Mary Cox (Emma Greenwell) als traumatisiertes Opfer mit schwerer Vergangenheit, überschreitet die Grenzen der Geduld und Nachvollziehbarkeit das ein oder andere Mal. Ihr Platz in der Serie macht zwar durchaus Sinn, symbolisiert sie immerhin die Gruppe von Menschen, die für manipulative Zwecke am anfälligsten ist, wovon es mehr als genug im Alltag gibt, doch wirkt ihr Agieren einfach zu dümmlich und geht mit der Zeit auch tierisch auf die Nerven. Glücklicherweise gilt das für den Rest der Charaktere aber nicht.
Auf darstellerischer Seite zeigt sich The Path insgesamt sehr stark. Der Lead-Cast, bestehend aus Aaron Paul (Breaking Bad), Michelle Monaghan (Gone Baby Gone) und Hugh Dancy (Hannibal), wird ordentlich gefordert und gibt dabei auch alles. Gerade zwischen den drei Darstellern kommt es innerhalb der ersten Staffeln zu großen Spannungen, was zu einigen Highlights führt.
Doch auch der Nebencast ist gut besetzt und verhilft der Serie zum guten Gesamteindruck.
Zum Ende seiner ersten Staffel wirft The Path noch einige Fragen auf, auf deren Antwort wir uns auf die bereits bestätigte zweite Staffel gedulden müssen. Einige davon beinhalten auch mystisch-religiöse Themen, die die Serie auf ein übernatürliches Level bringen könnten. Dieser Stilbruch mag zur jetzigen Zeit nicht passen, nach aktuellem Stand kann man nur hoffen, dass The Path auch weiterhin bodenständig bleibt und solche Andeutungen lediglich als Visionen oder Einbildungen abtut. Sollten sich die Macher aber dennoch dafür entscheiden dürfte das sicherlich nicht jedem Zuschauer schmecken, da es fehl am Platze wirkt. Abwarten.
Fazit: "The Path" legt mit seiner ersten Staffel einen gelungenen Start hin. Reichlich interessante Charaktere werden etabliert, die Geschichte wird aus vielen spannenden Blickwinkeln beleuchtet. Das volle Potential hat "The Path" aber noch nicht ausgeschöpft. Ein angepassteres Pacing, mehr emotionale Entladungen und dramaturgische Spitzen würden der Serie noch weiteren Aufschwung verleihen. Nichtsdestotrotz auf jeden Fall lohnenswert, "The Path" hat das Zeug, noch richtig groß zu werden. Das Fundament, auf welchem es baut, ist soweit schon Mal gut.
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