04. Two Lovers
Handlung: Das Liebesdrama Two Lovers erzählt von Leonard Kraditor, einem jungen Fotografen mit jüdischen Wurzeln, der nach einer unglücklichen Beziehung und einem Burn out zurück zu seinen Eltern zieht und im Familienbetrieb arbeitet. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra, der Tochter einer befreundeten Familie, verkuppeln. Er scheint durchaus Gefallen an ihr gefunden zu haben. Doch dann sieht er eines Tages eine neue Nachbarin, die gerade ins Nachbarhaus eingezogen ist, und deren Wohnung offenbar von einem reichen, verheirateten Mann bezahlt wird.
Darum in der Top 10: „Two Lovers“ thematisiert in diesem Sinne auch nicht die Liebe per se, sondern wird zu einem Film, der sich mit den Bedürfnissen, dem Verlangen, der Frustration und dem Wunsch nach Veränderungen beschäftigt. Sensibel porträtiert Gray das jüdische Milieu, verliert sich dabei zwar gelegentlich in der Ruhe selbst, versteht es aber äußerst gekonnt, „Two Lovers“ durchgehend menschlich und authentisch darzustellen. Wie im echten Leben, verdrängen die Charaktere in Einzelsituationen jede Rationalität und geben sich dem Moment hin, um später dann mit der Widersprüchlichkeit der eigenen Lage konfrontiert zu werden. Was „Two Lovers“ uns bietet, ist genau das, was sich tagtäglich auf der ganzen Welt ereignet: Die ernüchternde und ebenso reife Realisierung der persönlichen Lebenslage und der eigenen Gefühle, ohne dabei im Pessimismus zu ertrinken.
03. Gladiator
Handlung: Der gefeierte römische Feldherr Maximus wird vom sterbenden Kaiser Marcus Aurelius gebeten, seine Nachfolge anzutreten. Um dies zu verhindern, tötet Aurelius' Sohn seinen Vater und ordnet die Exekution von Maximus und seiner Familie an. Maximus gelingt die Flucht, verwundet wird er von einem Sklavenhändler gefangen genommen und muss sich fortan als Gladiator beweisen. Als Kampfmaschine hat er schließlich nur noch ein Ziel: Rache an seinem Peiniger zu nehmen.
Darum in der Top 10: Commodus ist nicht einfach nur der machtbesessene Nachkomme, der das verlangt, was ihm zusteht. Er ist doch eher der sich Zeit seines Lebens ungeliebt fühlende Sohn, der seinen Schmerz nun durch eine Machtposition kompensieren versucht: Guckt man diesem Commodus in die Augen, sieht man kein durchtriebenes Monstrum, sondern einen kleinen, traurigen, einsamen Jungen, der zu zerfallen droht, wenn man ihn nur etwas zu hart anfasst. Wenn die Kämpfe der Gladiatoren beginnen, die jubelnden Massen auf den Rängen angesichts der perversen Spielchen durchdrehen, dann schreibt „Gladiator“ - rein handwerklich – Filmgeschichte, denn memorabler können derartige Fotografien nicht gestaltet werden.
02. Her
Handlung: Theodore Twombly ist ein vollkommendes Produkt seiner Zeit: Während Programme mehr und mehr das Leben bestimmen, gibt es für den Einzelnen vor allem eines - Einsamkeit. Und so ist auch Theodore vor kurzem von seiner Frau geschieden worden. Doch auch so, gibt es in seinem Leben kaum noch etwas, was ihm Freude bereitet. Und dies obwohl er eigentlich sein Geld damit verdient, anderen Menschen lebensfrohe wie schöne handgeschriebener Briefe zu verfassen. Eines Tages jedoch, begegnet er einem neuem Produkt, welches für immer sein Leben verändert wird: Das neue intelligente Betriebssystem OS 1. Nach dem Beantworten einiger kurzer persönlicher Fragen stellt sich ihm dieses schließlich als charmante Samantha vor. Fortan gibt es wieder Freude im Leben von Theodore. Doch nicht nur das, denn ohne dass er es anfangs merkt, verliebt er sich in das vermeintliche Programm…
Darum in der Top 10: Die Liebe ist weder an verschiedene Geschlechter gebunden, noch ist sie auf die körperliche Ebene angewiesen. Was zählt, ist das Bewusstsein, die Wahrnehmung, das Wesen hinter dem beflügelnden und ebenso zerreißenden Gefühl. Wer die Liebe rational erklären möchte, ihre unbändige Kraft in logische Bahnen lenken, der wird nie den Mut aufbringen, den man nun mal zum Lieben benötigt. Man muss sich nur trauen, es zulassen, die Hand ausstrecken und das Glück greifen, selbst wenn es nicht ewig währt. „Her“, dieses unfassbar sensitive Erlebnis, dieser visionäre, optisch bezirzend entrückte und doch ganz und gar im Hier und Jetzt angekommene Geniestreich, verdeutlicht das auf eine so wunderschöne und gleichermaßen reflektiert-inspirierende Weise, wie man sie in dieser durch und durch menschlich-intimen Einfühlsamkeit lange nicht mehr erlebt hat. Müsste man „Her“ mit einem Wort beschreiben, dann würde man „Echt“ wählen, denn nichts anderes ist „Her“. Jede Träne schmeckt salzig, jedes Lachen steckt an, jeder Schmerz erinnert an die eigenen Erfahrungen. Poesie.
01. The Master
Handlung: Lancaster Dodd besitzt Charisma und Intellekt, die perfekten Voraussetzungen, um zu Beginn der 1950er Jahre Anhänger seines Wertesystems hinter sich zu scharen. Unterstützung findet er nicht zuletzt durch seine hingebungsvolle Frau Mary Sue. Eines Tages trifft Lancaster Dodd auf den Kriegsveteran, Tunichtgut und Herumtreiber Freddie Quell, erkennt sein Potential und nimmt ihn unter seine Fittiche. Es ist der Beginn einer intensiven Freundschaft, die immer wieder von den Dämonen Freddies überschattet wird. Nach anfänglicher Bewunderung bekommt Freddie immer größere Zweifel, ob The Master der Richtige ist, um an ihm seinen inneren Kompass auszurichten.
Darum in der Top 10: „The Master“ bleibt ein Film über Menschen, über Schwächen und Sehnsüchte. Über Menschen, die ein Teil einer standhaften Verbundenheit sein wollen, sich ihrer Natur aber nicht verweigern können und so sämtlichen Autoritäten geradewegs ins Gesicht treten. Wenn Anderson seinen renommierten Master an sich selbst zweifeln lässt, dann wird deutlich, mit welchem Scharfsinn der Regietitan seine Charaktere offenbart. Ohne Vorschriften und ohne Anbiederungen geht „The Master“ seinen Weg und als Zuschauer muss man sich an jeden noch so kleinen Zwischenton klammern, denn sonst rennt einem dieser unkonventionelle Brocken von Film gnadenlos davon.
Und? In welchen Film hat euch Joaquin Phoenix am besten gefallen respektive welcher ist euer Lieblingsfilm mit ihm?