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Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) ist ein vollkommendes Produkt seiner Zeit: Während Programme mehr und mehr das Leben bestimmen, gibt es für den Einzelnen vor allem eines - Einsamkeit. Und so ist auch Theodore vor kurzem von seiner Frau geschieden worden. Doch auch so, gibt es in seinem Leben kaum noch etwas, was ihm Freude bereitet. Und dies obwohl er eigentlich sein Geld damit verdient, anderen Menschen lebensfrohe wie schöne handgeschriebener Briefe zu verfassen. Eines Tages jedoch, begegnet er einem neuem Produkt, welches für immer sein Leben verändert wird: Das neue intelligente Betriebssystem OS 1. Nach dem Beantworten einiger kurzer persönlicher Fragen stellt sich ihm dieses schließlich als charmante Samantha (Scarlett Johansson) vor. Fortan gibt es wieder Freude im Leben von Theodore. Doch nicht nur das, denn ohne dass er es anfangs merkt, verliebt er sich in das vermeintliche Programm…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was ist Liebe? Wo fängt Existenz an? Wie begegnet man einer fremden Welt sowie einem großen Verlust? All dies sind nur einige der essentiellen Fragen, derer sich Regisseur Spike Jonze in seinem neuesten Werk "Her" widmet. Zu viel des guten? In keinster Weise, denn "Her" kann bereits jetzt für sich verbuchen, der wohl kreativste wie philosophischste Film der letzten Jahre zu sein. Und dabei geht es doch eigentlich nur um eines: Um die Liebe zwischen zwei Individuen. Doch hier beginnt schon die Schwierigkeit. Denn während Theodore ein normaler Mensch ist, zugegeben etwas gebrochen sowie melancholisch, aber eben dennoch ein Produkt seiner immer mehr entfremdeten Zeit (Stichwort Handy) und eben körperlich, ist Samantha "nur" ein Betriebssystem. Ein Programm, bestehend aus Codezeilen, aus Einsen und Nullen. Doch Liebe geht weiter, tiefer und ist vielschichtiger, als wir es uns überhaupt vorstellen können. Und so gibt es in "Her" eine bewegende, unglaubliche, traurige, zuckersüße, liebevolle sowie gefühlvolle Reise zweier ungleicher Personen, die Sinnbildlich für alles stehen, wonach wir im Leben suchen.

Regisseur Spike Jonze hat unterdessen bereits lange ein Faible für solch ungewöhnliche Geschichten. Sei dies ein John Malkovich in John Malkovich ("Being John Malkovich") oder eine mehr als fantastische Reise ins Erwachsenwerden ("Wo die wilden Kerle wohnen"). "Her" ist dieses Mal allerdings deutlich schärfer, tiefer und vor allem breiter aufgestellt als seine bisherigen Werke. Hier gibt es nicht nur eine realistische wie zum nachdenken anregende Welt zu bestaunen (leer, kalt, einsam sowie mit einem mehr als eigenwilligen Modestil), sondern eine Liebesgeschichte, die bereits früh einen mehr als ungewöhnlichen Drive entwickelt. Denn während Theodore eine physische Präsenz besitzt, die fabelhaft von Joaquin Phoenix als schüchterner, teils selbstverliebter aber auch suchender dargestellt wird, hat Samantha nur eine Stimme. Es mag zuträglich sein, dass diese von einer mehr als verführerischen wie leise säuselnden Scarlett Johansson gesprochen wird, doch hinter dem Betriebssystem steckt noch viel mehr. Es ist die Frage nach Existenz. Wann beginnt diese überhaupt, was macht sie aus, wo hört sie auf und was ist überhaupt ein Bewusstsein? Für Theodore stellt sich diese Frage kurz nach dem Einschalten von Samantha bereits nicht mehr. Er hat sofort eine humorvolle, lebensfrohe wie nachdenkliche Person vor sich, die seine Seelenverwandte ist.

Diese unglaublich dichte wie ungewöhnliche Liebe, wird zudem von einem mehr als außergewöhnlichen visuellen Stil untermalt. Zwar wurde "Her" mit reichlich Orange ausgestattet, doch die kargen, kalten wie technisierten Kulissen (inklusive eines grandiosen Soundtracks - hier vor allem Karen O mit "The Moon Song") wissen zu gefallen. Doch hier ist für Regisseur Spike Jonze die Reise noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil, denn während sich Theodore sowie Samantha durch viele intime Dialoge immer näher kommen, ihre erste sexuelle Begegnung empfinden sowie gar den ersten öffentlichen Streit vollführen, blickt Jonze bereits über seinen eigenen gesteckten Horizont hinweg. Er beginnt dies mit der Frage, wie denn eine solche Liebe öffentlich wirken kann (was relativ leicht in der Geschichte abgehandelt wird) und endet mit einer allumfassenden nach dem Ende. Denn während sich die Beziehung der beiden auf einem Höhepunkt zu befinden scheint (inklusive eines visuell sehr beeindruckenden Ausflug in Schnee und Einsamkeit), startet eine dramatische Abwärtsspirale, die Theodore schnell bewusst macht, dass Samantha letztlich doch nur ein Programm ist. Oder etwa nicht? Hier muss wohl der Zuschauer in letzter Konsequenz entscheiden, was so von Regisseur Spike Jonze auch gewollt ist. Es bleibt dabei: Hier ist nichts normal, alles möglich und eben (gerade durch die eigentliche Arbeit von Theodore) auch alles schön. Denn eigentlich ist das Leben viel zu kurz für manch gestellte Fragen.

Fazit

"Her" ist trotz seiner anfänglich recht simplen Prämisse einer der tiefgründigsten Filme der letzten Jahre. Jeder sieht hier eigene Fragen, eigene Ansetzpunkte sowie persönliche Empfindungen. Und somit hat Regisseur Spike Jonze mit seiner ungewöhnlichen Liebesgeschichte sowie Erzählung kurzerhand, und dies trotz einer Geschichte die in den nächsten Jahre Realität werden könnte, ein zeitloses Meisterwerk geschaffen, welches Sci-Fi-Enthusiasten wie auch Fans von schmerzvollen Romantikfilmen gleichermaßen ergreifen wird. Denn hier stimmt einfach alles…

Kritik: Thomas Repenning

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