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"Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung" - Videospiel - Test / Review
Von OnealRedux in Videospiel "Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung" im Test
am Montag, 24 November 2025, 20:01 Uhr
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Mit Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung bekommt das Zelda-Universum seinen dritten Ausflug ins Musou-Genre – und zugleich das, was sich viele Fans seit Tears of the Kingdom gewünscht haben: Die komplette Vorgeschichte zum Versiegelungskrieg nicht nur zu sehen, sondern endlich zum Spielen. Doch kann die Mischung aus Fanservice, Massenschlachten und Prequel-Erzählung wirklich überzeugen – oder ertrinkt sie im hektischen Effektgewitter? Wir haben uns durch Horden von Bokblins und anderen Feinden geprügelt, uns durch die Geschichte bewegt, massenweise gesammelt und sagen euch, ob sich der Trip in die Vergangenheit lohnt. Das Spiel selbst ist indes seit dem 06. November für die Switch 2 verfügbar.
Test
Nach dem ersten Hyrule Warriors, das eher als Zelda-Spielplatz voller Fanservice dahinplätscherte, und dem deutlich storylastigeren Zeit der Verheerung (hier ist unser Test), das sich an Breath of the Wild andockte, geht Nintendo – gemeinsam mit Koei Tecmo – nun den nächsten logischen Schritt: Die Welt von Tears of the Kingdom wird rückwärts aufgerollt. Chronik der Versiegelung erzählt somit die Vorgeschichte zur düsteren Legende, die im Hauptspiel nur stückweise und in Rückblenden aufblitzte. Der Fokus liegt dabei endlich auch auf Prinzessin Zelda, die in die Vergangenheit katapultiert wird, Rauru und Sonia begegnet und mitten im Aufbau des Widerstands gegen den Dämonenkönig landet. Kurzum: Das, was im Hauptspiel emotional wichtig, spielerisch aber überraschend kurz geraten war, wird hier zum eigentlichen Kern.

Das wohl wichtigste Versprechen erfüllt der Titel gleich zu Beginn: Zelda ist spielbar – nicht als kurze Einlage, sondern als zentrale Figur. Ihr erlebt ihre Reise in die Vergangenheit, ihre Begegnungen mit den Urahnen Hyrules und ihren schrittweisen Weg von der Beobachterin zur aktiven Gestalterin der Geschichte. Die Story selbst ist keine literarische Offenbarung – aber das muss sie auch nicht sein. Sie liefert Kontext, Charaktermomente und emotionale Verbindung, wo Tears of the Kingdom häufig andeutete statt ausformulierte. Die deutsche Synchronisation fällt dabei angenehm positiv auf und verleiht den Figuren mehr Gewicht, als man es dem Genre zutrauen würde. Schade ist hingegen, dass die Vertonung nicht durchgehend umgesetzt wurde, was immer wieder zu Irritationen führt. Aber zum Glück sind die Textboxen dann doch durchaus eingeschränkt.

Wer unterdessen ein Warriors-Spiel kauft, will vor allem eins: Gegner in Massen zerlegen, natürlich dabei so spektakulär wie es eben geht. Und genau das liefert Chronik der Versiegelung sehr eindringlich und zudem gewohnt „Over the Top“. Das bekannte Schema bleibt hierbei erhalten:
Leichte Angriffe bauen Kombos auf, schwere schließen sie mit individuellen Finishern ab. Verschiedene Abfolgen erzeugen unterschiedliche Effekte – von Flächenangriffen über Stagger-Attacken bis zu elementaren Entladungen. Auf niedrigen Schwierigkeitsgraden reicht pures Knöpfedrücken aus. Doch wer mehr will, wird belohnt, wenn er sich mit den Komborouten tatsächlich beschäftigt. Hilfreich: Eine optionale Anzeige blendet eure aktuellen Komboketten ein, sodass auch Neueinsteiger schnell ein Gefühl für die Mechanik bekommen. Zudem macht das Spiel hier keinerlei Druck, alles sofort perfekt zu können und ist recht versöhnlich, was das Button-Mashing betrifft. Hat man den Dreh dann aber irgendwann raus, ist der einfache Schwierigkeitsgrad schnell keine Herausforderung mehr. Der Schwierigkeitsgrad kann dabei im Spiel jederzeit angepasst werden.

Mehr Tiefe als erwartet: Neben dem klassischen Kampfsystem erweitert Chronik der Versiegelung sein Arsenal deutlich. Jeder Charakter verfügt über eigene Spezialfähigkeiten, die bestimmte gegnerische Angriffe unterbrechen oder Zusatzschäden verursachen können. Spezialangriffe, Synchronmanöver mit Verbündeten, Haltungsleisten bei Bossen, elementare Effekte, Synthese-Attacken aus Monsterteilen und Sonau-Fähigkeiten sorgen dafür, dass die Schlachten abwechslungsreicher ausfallen, als man es zunächst vermuten würde. Das System ist umfangreich, aber nie überfordernd, da die meisten Mechaniken freiwillig bleiben. Wer will, kann das Spiel äußerst reduziert angehen – wer mehr will, bekommt Komplexität geboten.

Auch in Sachen Charakterauswahl hat sich einiges getan. Neben Zelda sind Figuren wie König Rauru, die verschiedenen Weisen, ein mysteriöses Konstrukt oder ein überraschend schlagkräftiger Krog spielbar. Trotz identischer Grundmechanik spielen sich alle Recken unterschiedlich. Einige setzen auf rohe Gewalt, andere auf Geschwindigkeit oder elementare Effekte. Neue Charaktere werden über spezielle Anwerbemissionen freigeschaltet, was zusätzliche Motivation schafft und gleichzeitig die Vielfalt im Spiel fördert.

Die Missionen selbst folgen bekannten Mustern: Gebiete sichern, Gegner ausschalten, Anführer besiegen, Basis verteidigen. All das funktioniert zuverlässig, bleibt jedoch etwas zu zahm und wiederholt sich klassischerweise auch recht schnell. Taktische Zwänge sind selten, echte Notfallsituationen treten kaum auf und auch das Kommandieren von Mitstreiterinnen und Mitstreitern wirkt eher optional als notwendig. Hier hätte das Spiel ruhig mehr Druck aufbauen dürfen, um das Schlachtgefühl intensiver zu gestalten. Schwierig ist hingegen, dass oftmals mitten im großen Schlachtengetümmel Textbausteine aufgeworfen werden, was als nächstes getan werden muss oder wie sich eine Schlacht entwickelt. So viel Multi-Tasking ist dann doch eine größere Herausforderung.

Trotzdem entfaltet der bekannte Warriors-Loop schnell wieder seine Sogwirkung. Gegner fallen in Massen, Spezialeffekte explodieren auf dem Bildschirm und Fortschritte in Form von Level-Ups und neuen Fähigkeiten sorgen für konstante Motivation. Ergänzt wird das Ganze durch sogenannte Kameradenaufträge, die dazu animieren, auch andere Figuren auszuprobieren und neue Spielweisen kennenzulernen. Der Flugmodus, die die Titanenkämpfe aus Zeit der Verheerung ersetzen, bieten etwas Abwechslung, erreichen spielerisch aber keine neuen Höhen. Optisch ist das Spiel klar als Liebeserklärung an Tears of the Kingdom zu erkennen. Materialien, Items, Soundeffekte und selbst versteckte Krogs sind direkt aus dem Hauptspiel übernommen. Auch die Spielwelt spiegelt das wider und wartet nicht nur mit bekannten Regionen wie dem Todesberg oder den Zora-Domänen auf, sondern integriert erstmals auch Untergrund und Himmelsinseln.

Die Charakteranimationen sind liebevoll umgesetzt, die Soundkulisse überzeugt mit starken Remixen bekannter Zelda-Melodien sowie neuen Kompositionen, die dem Geschehen ordentlich Drive verleihen. Technisch profitiert das Spiel vor allem von der Switch 2. Erstmals laufen die Massenschlachten konstant in 60 Bildern pro Sekunde, kleinere Einbrüche sind die Ausnahme. Zwar kommt es gelegentlich zu Pop-ins, doch insgesamt ist der technische Sprung deutlich spürbar. Auch der verbesserte Rumble und die gute Lesbarkeit im Handheld-Modus tragen positiv zum Gesamtbild bei.
Fazit
Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung ist eine klassische, aber sehr gelungene Weiterentwicklung der Reihe. Spielerische Revolutionen bleiben aus, doch viele Stellschrauben wurden sinnvoll erweitert oder angepasst. Die spielbare Zelda und die ausführliche Prequel-Handlung schließen eine spürbare Lücke im Universum von Tears of the Kingdom und dürften bei Fans genau ins Schwarze treffen. Die Massenschlachten funktionieren weiterhin hervorragend, der Gameplay-Loop ist motivierend und die Präsentation strotzt vor Zelda-Liebe. Kleinere Schwächen wie zu wenig taktischer Anspruch, etwas zähe Bosse und vereinzelte technische Mängel fallen angesichts der insgesamt starken Umsetzung kaum ins Gewicht. Wer mit dem Warriors-Gameplay etwas anfangen kann, bekommt hier nicht nur solide Action, sondern eines der überzeugendsten Zelda-Spin-offs überhaupt. Eine klare Empfehlung!
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