Zwei Dokumentationen im Programm der Viennale, die auf den ersten Blick wenig gemein haben. Ein Film über einen jung verstorbenen Künstler und ein Film über eine besondere Elefantengattung. Und doch bieten beide Filme im direkten Vergleich einige interessante Beobachtungen zur Spielart des Dokumentarfilms. Auch das ermöglicht ein Festival wie die Viennale. Filme hintereinander zu sehen und dadurch gemeinsam zu denken, die man ansonsten niemals miteinander verglichen hätte. Inwiefern man Dokumentar- und Spielfilme überhaupt differenzieren kann und sollte ist eine vieldiskutierte Frage. Dass zumindest das Label Dokumentarfilm Erwartungen weckt, die nur selten eingelöst werden können, steht außer Frage. Denn auch Dokumentationen folgen einem Drehbuch, sind inszeniert. Konstruiert und geformt nach der künstlerischen Idee einer Person oder Gruppe. Werner Herzog beweist, dass es keine Schwäche sein muss, sondern vielmehr eine Stärke sein kann, auf sich selbst als Künstler hinzuweisen.
It's Never Over, Jeff Buckley erzählt vom Leben und der Karriere Jeff Buckleys. Der mit 30 Jahren verstorbene Gitarrist und Sänger konnte lediglich ein Album veröffentlichen, gilt aber nichtsdestotrotz als einer der einflussreichsten Musiker der 90er Jahre. Wie schon einige Jahre zuvor mit Janis: Little Girl Blue erzählt die oscarnominierte Regisseurin Amy Berg damit die tragische Geschichte eines viel zu früh verstorbenen Musikschaffenden. Bereits 2014 ergab sich die Dramaturgie der Doku durch den frühen und tragischen Tod von Janis Joplin von selbst. Auch It's Never Over, Jeff Buckley wandert in diesen Spuren. Auch wenn es Berg nicht am ehrlichen Interesse an ihrer Hauptfigur mangelt, so bleibt die filmische Umsetzung erwartbar und konservativ. Alte Fotos und Videos aus der Kindheit, Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen mischen sich mit Interviewaufnahmen von Familienmitgliedern und Wegbegleiter*innen. Das ist sicherlich kompetent montiert und funktioniert als simple Erzählung über und Erinnerung an Jeff Buckley. Eigene Ideen, einen persönlichen Zugang oder ein kreatives Wagnis sucht man jedoch vergebens.

Außerdem wirkt es anmaßend, die Essenz einer künstlerischen Karriere und damit ein gesamtes Leben in 120 Minuten Film zu bannen. Leerstellen fehlen, so als wären Jeff Buckleys Lebensjahren nur dazu da gewesen, die geradlinige Struktur dieses Films vorzugeben. Ganz anders bei Werner Herzog. Der erfindet sich zwar auch mit Ghost Elephants nicht neu, brennt jedoch immer noch für die gleichen Abenteurer, Entdecker und Träumer, die ihn schon seit Beginn seiner Spielfilmkarriere begleiten. Obgleich die realen Ebenbilder von Aguirre und Fitzcarraldo in seinen Dokumentarfilmen deutlich gesetzter und weniger größenwahnsinnig sind. Hier ist es Dr. Steve Boyes, der seit über zehn Jahren die titelgebenden Elefanten im Hochland Angolas sucht. Ausgangspunkt seiner Faszination ist der präparierte Elefant namens Henry, der 1955 gejagt und im bekannten Smithsonian Institut in Washington D.C. ausgestellt ist. Er gilt als größtes Exemplar seiner Art und weckt in Boyes den Traum, dessen Nachfahren zu finden.
Ob er sie denn wirklich finden will, fragt ihn Herzog an einem Punkt im Film. Oder ob es nicht besser wäre, die Geisterelefanten nur in seinen Träumen zu sehen und sein Leben einer ewigen und unerfüllten Suche zu widmen. Er sei sich da selbst nicht so sicher, antwortet der Wissenschaftler. Im Gegensatz zu Amy Berg ist Herzog alleine durch seine markante Erzählstimme als Künstler präsent. Zwar verkommen seine Kommentare aus dem Off stellenweise zur Selbstpersiflage – schließlich weiß er selbst am besten um seine eigene Memefizierung – nichtsdestotrotz sind sie um einiges treffender und interessanter, als alles was Berg zu Jeff Buckley zu sagen hat. Die netten Naturaufnahmen, die man so ähnlich auch in jeder Naturdokumentation von National Geographic (die übrigens auch die globalen Streamingrechte an Herzogs Film erworben haben) sehen kann, heben jene Stellen noch stärker hervor, an denen sich Ghost Elephants von einer gewöhnlichen Naturdokumentation unterscheidet. Immer dann, wenn Herzog selbst den Film voll und ganz durchdringt, nicht einfach nur stiller Beobachter ist, sondern das vermeintlich Banale und Nebensächliche zeigt, weil er selbst noch auf der Suche ist. Werner Herzog scheint Fragen zu stellen, weil ihn die Antworten wirklich interessieren, während Amy Berg den Eindruck macht, diese sch