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Inhalt

In einer Zeit zunehmender Verunsicherung sieht der 19jährige Karl Koch die Welt um sich herum in Unordnung. Karls Begabung, sich in globale Datennetze einzulinken, und sein unerschütterlicher Glaube an die Gerechtigkeit treiben ihn in die Arme des KGB. Abhängig von Pillen und Koks leidet er zunehmend unter Wahnvorstellungen. Die Mächte des Bösen scheine schon weltweit vernetzt, während Karl und seine Freunde noch an der Langsamkeit ihrer Heimcomputer verzweifeln. Die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwimmen. Karl verliert auf seiner tragischen Odyssee die Kontrolle über sein Leben.Als das Vertrauen zu David, seinem besten Freund, zerbricht, ist Karl auf sich allein gestellt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit seinem Regiedebüt Nach Fünf im Urwald erntete der damals 30jährige Hans-Christian Schmid (Requiem) bereits großes Lob seitens der Kritik, über sein Nischendasein kam die Komödie aus dem Jahr 1995 allerdings nie hinaus. Bei der Besetzung bewies Schmid allerdings ein goldenes Händchen, als er die Hauptrolle an die 20jährige Schauspielschülerin Franka Potente (Lola Rennt) vergab. Der Rest ist Geschichte. Bei seinem Folgefilm 23 gelang ihm dieses Kunststück zum zweiten Mal in Folge. Auch August Diehl (Ein verborgenes Leben) besuchte damals noch die Schauspielschule und hatte laut eigener Aussage noch nie ein richtiges Drehbuch in der Hand. Aus dem Stehgreif erhielt er die Rolle beim Casting und diesmal verbuchte auch der Film ein Maß an Aufmerksamkeit, das über die lobenden Worte von Fachleuten hinausging. Angelehnt an das Leben und den bis heute nie restlos aufgeklärten Tod des jungen Hackers Karl Koch aus Hannover, der Mitte der 80er kurzzeitig sogar internationale Prominenz durch den sogenannten KGB-Hack erhielt.

Karl Koch (August Diehl) ist seit seinem vierzehnten Lebensjahr fasziniert von dem Sci-Fi-Verschwörungsroman Illuminatus von Robert Anton Wilson. Die dort entsponnene Theorie von einer elitären, hinter den Kulissen alles kontrollierenden Weltordnung hält er für bare Münze und findet in aktuellen Zeitgeschehen immer wieder Hinweise, die dies für ihn wasserdicht belegen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Zahl 23 oder auch deren Quersumme 5. Dies ist zunächst mehr ein amüsantes Gedankenspiel, viel relevanter und greifbarer ist für ihn das Hacken. Zu einer Zeit, als primitive Heimcomputer von Atari und Commodore technische Zauberwerke waren und sich in ihrer Freizeit eigentlich nur sonderbare Nerds damit beschäftigten. Karl und sein bester Freund David (Fabian Busch, Er ist wieder da) zählen mehr oder weniger dazu und bewegen sich gleichzeitig in der linksautonomen Szene. An einem historischen Zeitpunkt, als der nur wenige Jahre später bevorstehende Umbruch noch in weiter Ferne zu liegen scheint. Über den zwielichtigen Lupo (Jan-Gregor Kremp, Schrotten!) und den Drogendealer Pepe (Dieter Landuris, Das Kind) kommen sie in Kontakt mit dem KGB in Ost-Berlin. Die zahlen gutes Geld für leicht beschaffte Daten aus den prähistorischen Vorläufern des Internets, was für die cleveren Jungs ein Kinderspiel und Abenteuer zugleich ist. Bis das Ganze außer Kontrolle gerät.

Hans-Christian Schmid und seine Co-Autoren Michael Dierking & Michael Gutmann (Crazy) orientieren sich zwar am kurzen, ereignisreichen und bis heute immer noch widersprüchlichen Leben des realen Karl Koch, wollen aber ausdrücklich kein faktisch korrektes Biopic abliefern. Aus dramaturgischen Gründen wurde einiges verändert, komprimiert, addiert und schwarze Wissenslöcher mit spekulativem Momentum aufgefüllt, die eindeutig dem Thriller-Dasein zuträglich sein sollen. Das darf unter dieser ehrlichen Herangehensweise nicht nur gestattet, sondern dann auch ausdrücklich erwünscht sein. So hebt sich 23 nicht nur für seinen Entstehungszeitraum fast schon kometenhaft aus der mausgrauen Pampe des deutschen Kino- und speziell Genre-Kadavers ab, er sticht auch heute – zu wenigstens etwas besseren Konditionen – immer noch markant hervor. Entworfen wird eine energetisch inszenierte, spannend konzipierte Charakterstudie eines hochintelligenten wie extrem labilen Geistes, der sich in seinem selbsterschaffenen Teufelskreis aus Isolation, Paranoia und idealistischer Naivität vollkommen selbst zerstört. Herausragend gespielt von eine unverbrauchtem, hungrigen Cast rund um den exzellenten August Diehl und versehen mit geschickt verwendeten Zeit-Colorit, das treffend ein Gespür dafür verleiht, wie so jemand in dieser Situation in eine derart destruktive Spirale geraten konnte.

Fazit

Junges, ambitioniertes und vor allem verdammt gut gemachtes Genre-Kino aus Deutschland, das den perfekten Kompromiss aus Fakt, Fiktion und Spekulation findet. Die portraitierte Hauptfigur wird dabei nicht als paranoider Spinner verheizt oder als verkannter Held gepriesen, sie bleibt so ambivalent wie die wohl nie zu klärende Wahrheit über deren rätselhaftes Ableben. Ausgerechnet an einem 23.5.. Vermutlich…

Kritik: Jacko Kunze

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