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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Sergeis Leben gleicht dem eines einsamen Helden in einem Westernfilm. Er hat sich der traditionellen Pferdezucht in einer abgelegenen Region in Sacha in der Arktis verschrieben. Permafrost, keine befahrbaren Straßen, keine Elektrizität und das Fehlen der gängigen Kommunikationsmittel führen dazu, dass er sich auf niemand anderen als sich selbst verlassen kann. Sergei ist aufmerksam und nachdenklich; er sorgt sich um seine Familie und seine Gemeinschaft. Obwohl sein Leben viele Opfer fordert – etwa die ständige Isolation und das Gefühl, den eigenen Kindern fremd zu sein –, liebt Sergei seine Unabhängigkeit und seine Freiheit. Die Natur behandelt er mit dem größtmöglichen Respekt. Spektakuläre Bilder zeigen die Sacha-Pferde in ihrer ganzen Schönheit; zwischen postsowjetischen Städten und der endlosen Weite der Taiga überträgt sich der Eindruck eisiger Kälte bis in den Zuschauerraum.

Kritik

Im sphärischen Schein der Polarnacht beginnt Mikhail Barynins frugale Dokumentation. Die transzendentale Atmosphäre ist die ideale Kulisse für das Traumbild, das eine Kindheitserinnerung seines Protagonisten heraufbeschwört. Eines Tages brachte der Vater von Sergey Loukin zwei tote Rentiere ins Haus. Nachts erschienen dem Jungen ein Geistertier und näherten sich. Loukin verkroch sich ängstlich unter der Bettdecke. Als er aufzublicken wagte, war das Rentier nähergekommen. Die Erzählung klingt wie ein halb erinnertes Märchen der frostigen Region, die der russische Regisseur für seine oberflächliche Helden- und Naturvision besucht. 

Wahrscheinlich ist es auch eines. Der Ausgang der Traumgeschichte bleibt unergründet, wie auch viele elementare Fragen des eisigen Bilderbogens. Die Kamera streift bedächtig durch die eindrucksvolle Halbwildnis nordöstlichen Russlands. Permafrost und Temperaturen bis zu -65 Grad Celsius machen die einsame Gegend schier unbewohnbar. Hier hat der selbstgenügsame Held eine Aufgabe gefunden. Der Einblick in seinen mühsamen Alltag ist weder Naturfilm noch Studie einer Persönlichkeit. Am ehesten ist das mit Überhöhungen und Mystifizierungen gespickte Werk ein Stück Kleinjungen-Romantik. Sie rankt sich um Pferdezüchter Sergey Loukin, der die meiste Zeit des Jahres in der Tundra in dem Dörfchen Sakkyryr verbringt. 

Ein rauer Geselle, der die harte Arbeit am Rande der weißen Wildnis verrichtet. Wenige sind dem gewachsen. Mit Hilfsarbeitern sei es schwierig. Niemand wolle hier draußen bleiben. Nur er, ein Mann eins mit der Natur und seiner Tradition. Dies sind die bräsigen Fiktionen, die knappe Gespräche und gekünstelte Majestät herbeizitieren wollen. Ein reelles Menschenbild entsteht aus weihevoller Verneigung nicht. Der Protagonist preist sich selbst als frei und unabhängig, obwohl er allein hier draußen sterben würde. Solche Widersprüche werden nie aufgelöst. 24 Jahre sind vergangen, seit er seine Arbeit aufgenommen hat. 24 Winter, 24 Schneefälle. Hach, wie poetisch.

Fazit

Um eine Naturkulisse so einzigartig wie die des Polarkreises in dankbaren Panoramabildern einzufangen, braucht es keine kameratechnische Raffinesse. Doch die fantasielose Inszenierung und simplifizierende Verbrämung verraten zusammen mit den daran geknüpften primitiven Idealen von männlicher Zähigkeit allzu viel dokumentarische Nachlässigkeit.

Kritik: Lida Bach

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