Inhalt
Zwischen Isabel (Michelle Williams) und Theresa (Julianne Moore) liegen Welten. Während Isabel jeden Tag für den Erhalt eines Waisenhauses in Kalkutta kämpft, kennt die Multimillionärin Theresa solche Probleme nur aus der Zeitung. Trotzdem will sie Isabels Lebenswerk vor der Schließung retten und bietet ihr eine großzügige Summe Geld an. Einzige Bedingung ist ein persönliches Kennenlernen in New York.Nur widerwillig macht sich Isabel auf den Weg und trifft mitten in den Hochzeitsvorbereitungen von Theresas 21-jähriger Tochter Grace (Abby Quinn) in New York ein. Bevor sie sich versieht, ist sie nicht nur Teil der luxuriösen Hochzeitsgesellschaft, auch trifft sie dort auf ihre alte Liebe Oscar (Bill Crudup). Isabel erkennt, dass sie und ihr Projekt nicht zufällig ausgewählt wurden. Denn Theresa weiß um ihr so lang gehütetes Geheimnis und fordert einen weit höheren Preis von Isabel um das Waisenhaus zu retten…
Kritik
Wenn zwei komplett verschiedene Welten aufeinanderprallen, ist die Spannungskurve schon vorprogrammiert und in den meisten Fällen ein Garant für die präzise Sezierung von moralischen Vorstellungen, Intentionen und gesellschaftlichen Umständen. In Bart Freundlichs (Wolves) Remake des gleichnamigen dänischen Films von Susanne Bier (Bird Box), kollidiert die Welt von Isabel (Michelle Williams, Greatest Showman) mit der der Multimilionärin Theresa (Julianne Moore, Still Alice). Die Spannungen, die auftreten, sind nicht nur der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten geschuldet, sondern auch einem Geheimnis, von dem Theresa in Kenntnis gesetzt wurde.
Freundlich hält sich eng an die Vorlage bis auf die Geschlechter, die er für seine Zwecke umkehrt und die Hauptcharaktere zu Frauen macht. Ob es damit zu tun hat, dass er seine Frau Moore unbedingt besetzen oder die zugesprochene Emotionalität des weiblichen Geschlechts auskosten wollte, ist ungeklärt. Eine Fehlentscheidung war es auf jeden Fall nicht, denn Michelle Williams und Julianne Moore disharmonieren perfekt miteinander und spielen sich die Seele aus dem Leib. Den Weg ebnet dabei das Drehbuch, das vor allem gegen Ende eine melodramatische Szene nach der nächsten aus dem Soapkästchen zieht und die Charaktere kaum zur Ruhe kommen lässt. Auch erwähnenswert ist die junge Schauspielern Abby Quinn Jackman (Landline), die zwar nicht an die Präsenz ihrer Kolleginnen rankommt, aber durchaus mit viel Talent und Feingefühl Konstellationen für sich einnimmt.
Mit diesem Aufgebot an begnadeten Schauspielern ist es fast schon ein Skandalon, dass das Drehbuch so pathetische Wege einschlägt und dem geübten Zuschauer gewisse Twists schon von Anfang an klar sind – Melancholie und Tränendrüse vom feinsten. Aber dann gibt es auch diese Momente, in denen die Stille zwischen Dialogen wirkt und sich wie eine beklemmende Decke über allem ausbreitet.
Leider wirkt auch der direkte Handlungsstrang mit Indien wie ein Gutmensch-Vorschub, der Isabels schlechtes Gewissen mit der Hilfe von benachteiligten und armen Kindern ausradieren und löchrige Antriebsstoffe kitten soll. Viel zu kurz kommt das Grauen der untersten Kasten, der Waisenkinder und die desaströse Versorgungslage, was im Geflecht von After the Wedding mehr als ein Affront darstellt. Schaut, wie arm die Kinder in Indien dran sind, aber nur ganz kurz, weil dann wenden wir uns den privilegierten Amerikanern zu, die ja unter noch viel härteren Schicksalsschlägen zu kämpfen haben.
Fazit
"After the Wedding" liefert dem hochkarätigen Cast eine Bühne, um sich schauspielerisch und emotional komplett zu verausgaben. Dass dabei die Bindung der Zuschauer zu den Charakteren nie wirklich gefestigt wird, kann den Soap-artigen Gipfeleien zugeschrieben werden, die dem augenrollenden Pathos frönen und dabei ganz vergessen, dass die zu Grunde liegende Geschichte kein cleveres Meisterwerk ist. Fast vergessenswert.
Autor: Miriam Aissaoui