Inhalt
Ishmael und sein Gefährte Queequeg sind befreundete Abenteurer, die auf dem Drachenjägerschiff – eine Art mittelalterlicher Panzer, der, mit einer Harpune ausgestattet, scheinbar ohne richtigen Antrieb durch Berg und Tal rollt – von Kapitän Ahab und seiner Crew anheuern. Im Zuge der Jagd auf Ahabs Nemesis treffen die Jäger rund um die beiden Haudegen Stubb und Starbuck auf einige Drachen, die sie mit einer Harpune erlegen oder im Schlaf meucheln müssen. Zwischenzeitlich bieten sich trotz allem noch genügend Zeitreserven dafür, dass Ishmael (völlig unerwarteter Weise) das Herz von Rachel – Adoptivtochter von Kapitän Ahab – erobern und sie aus dem Bann ihres Übervaters befreien kann. Dieser wiederum verfällt immer stärker seiner Besessenheit und treibt seine Mannschaft bis zum Äußersten. Als die Gruppe den Great White Dragon in einem abgelegenen Gebirgszug aufspüren kann, spitzt sich die Lage zu und endet in einem knapp dreiminütigen Endkampf, aus dem nur zwei Personen lebend hervorgehen.
Kritik
Folge dem weißen Wal
Herman Melvilles Roman Moby-Dick, oder zu mindestens dessen Grundgeschichte über Kapitän Ahabs selbstzerstörerische Jagd auf seinen Erzfeind den weißen Wal, zählt neben Robinson Crusoe und Die Schatzinsel sicherlich zu den bekanntesten und einprägsamsten Abenteuerromanen der Weltliteratur. Die philosophisch angehauchte Erzählung über eine (Schiff-)Fahrt ohne Wiederkehr, die, geprägt von Hass und Besessenheit, der Menschheit nur allzu deutlich einen Spiegel vorhält, wurde im Laufe der Jahre bereits mehrfach verfilmt beziehungsweise filmisch adaptiert. Regisseur Ryan Little („Saints and Soldiers“) wagte sich im Jahre 2011 ebenfalls an eine freie Interpretation des klassischen Stoffes, wobei er jedoch den weißen Wal des Originals gegen einen weißen Drachen und den indischen Ozean gegen eine mystische Berglandschaft tauschte.
Ryan Little gelingt mit seinem ziemlich unterirdischen Film „Age of the Dragons“ das Kunststück, die metaphernreiche und äußerst spannende Grundgeschichte, über menschliche Besessenheit und die vernichtende Macht von Hass, in eine langatmige, platitudenreiche und qualitativ äußerst miese Farce zu verwandeln. Außer der originalgetreuen Namensgebung der Crewmitglieder und der offensichtlichen (und irgendwie genial abgedrehten) Transformation des weißen Wals in den großen weißen Drachen, finden sich absolut keine Gemeinsamkeiten mit der großartigen Vorlage. Verstärkend hinzu kommt, dass die Handlung jeglicher Spannung beraubt und die Laufzeit des Streifens, durch sich wiederholende Einstellungen und eine lieblose Liebesgeschichte, auf knapp über 90 Minuten aufgeblasen wurde. Von einer fesselnden Neuinterpretation der klassischen Geschichte – wie sie im Klappentext der BluRay großspurig angekündigt wird – ist das Fantasymachwerk somit ebenso meilenweit entfernt wie von einem wirklich unterhaltsamen Film.
Besonders die unglaublich schlecht gemachten Spezialeffekte und die lieblose Einbettung ebendieser in das Nichts an Handlung suchen Ihresgleichen. Spätestens wenn der erste Drache mit einer Harpune vom digitalen Himmel geholt wird, kommen beim Zuschauer erste Erinnerungen an das Werbecomputerspiel Moorhuhn auf. Doch im Gegensatz zu diesem Straßenfeger des ausgehenden 20. Jahrhunderts bietet „Age of the Dragons“ in eineinhalb unbeschreiblich zähen Stunden gerade einmal zwei wirkliche Kämpfe gegen (digitale) Gegenspieler. Nicht gerade eine üppige Ausbeute für einen Film, der im Grunde von seinen trashigen Kampfszenen leben sollte. Auch die Ausstattung und das Design des Drachenjägerschiffes und die Wahl der Kostüme fallen eher in die Kategorie Kindergeburtstag.
Dennoch enttäuscht Ryan Littles Film darstellertechnisch wohl am Nachhaltigsten, denn trotz der Tatsache, dass das Drehbuch eine Schande für Herman Melvilles Vorlage darstellt und sowohl Regiearbeit als auch Effekte unterste Schublade sind, sollten zumindest Danny Glover („Lethal Weapon“) und Vinnie Jones („Snatch“) für etwas Unterhaltung sorgen können. Doch die beiden Stars des Films sind in dessen Verlauf quasi nicht existent. Vinnie Jones stirbt bereits nach knapp zwanzig Minuten, in denen in Punkto Action rein gar nichts geboten wurde und er gerade einmal eine Hand voll Kurzauftritte absolviert hat, und Danny Glover spielt den, an einen Leprakranken erinnernden und dauerhaft verhüllten, Ahab, als hätte er sich eine Überdosis Diazepam gegönnt. Als Ersatz fährt der Film Kaliber wie Corey Sevier („Todes-Date“) und Sofia Pernas („Underground – Tödliche Bestien“) auf, die das schauspielerische Talent von Wühlmäusen an den Tag legen.
Fazit
„Age of the Dragons“ ist ein wirklich schlechter Fantasyfilm, der mit seiner großen literarischen Vorlage Moby-Dick in etwa so viel gemein hat wie Danny Glover mit Gregory Peck. Weder die langatmige Handlung und die billigen Effekte, noch die einfallslosen Actionszenen und die nichtssagenden Darsteller rechtfertigen den Kauf dieses Machwerks. Der Streifen ist somit, bis auf die interessante Grundidee, eine reine Zeitverschwendung.
Autor: Christoph Uitz