Inhalt
Teheran, Anfang der 1970er Jahre. Mit viel Mut, Entschlossenheit und einer ordentlichen Portion Humor kämpft Hibat mit seiner Frau Fereshteh und anderen Gleichgesinnten erst gegen das brutale Schah-Regime, dann gegen die Schergen des Ayatollah Khomeinis. Als der politische Druck zu groß wird, bleibt ihnen nur die Flucht ins Ausland. Mit ihrem einjährigen Sohn Nouchi machen sich Hibat und Fereshteh auf den Weg über die Türkei nach Frankreich und landen in den sozialen Ghettos der Pariser Banlieue. Was zunächst als vorübergehende Lösung geplant ist, wird für die Familie zu einem Neuanfang. Dabei ist die Formel "nur wir drei gemeinsam" nicht nur das Credo ihres Familienglücks, sondern auch der beste Beweis, dass alles möglich ist, wenn man zusammenhält.
Kritik
Kheiron (Große Jungs), hierzulande wohl gänzlich unbekannt, gilt in seiner Heimat Frankreich als wahres Multitalent. Auch in die Filmindustrie ist er unlängst eingestiegen und erzählt jetzt mit Nur wir drei gemeinsam die Geschichte seiner eigenen Familie. Das gelingt ihm auf technischer Ebene erstaunlich souverän und so erweckt der Film den Eindruck von einem deutlich erfahreneren Regisseur zu stammen. Zwar wirkt vieles durchaus generisch, doch insgesamt erweckt der Film einen hochwertigen Eindruck, zu dem auch die passend ausgewählten Darsteller ihr übriges tun. Abseits davon lässt sich jedoch nicht viel Positives berichten, denn Nur wir drei gemeinsam ist auf unangenehmste Weiße oberflächlich.
Davon, dass Nur wir drei gemeinsam die autobiografische Geschichte Kheirons eigener Familie ist, merkt man dem fertigen Film nur wenig an. Klar, der Film zielt natürlich darauf ab den Eindruck zu erwecken, er würde direkt aus dem echten Leben stammen, aber wirft man einen genaueren Blick auf die Mechanismen des Drehbuchs, so erkennt man alsbald gängige Klischees und genretypische Stereotypen. Das ist per se nicht verkehrt, schließlich muss sich jede Geschichte auf bestimmte Änderungen einlassen, wenn sie als Film funktionieren will. Doch hebelt das zumindest das allseits beliebte Totschlagargument der „wahren Begebenheit“ aus ihren Fugen, das für manche hinlänglich erscheint, um jeden Kritikpunkt im Keim zu ersticken.
Denn für den Handlungsrahmen, in dem Nur wir drei gemeinsam agiert, bleibt der Film erstaunlich zurückhaltend und verharmlost immer wieder gewichtige Szenen. Schon zu Beginn wird der Aufstand gegen ein totalitäres Regime als spaßige Freizeitbeschäftigung und der herrschende Monarch zu Gunsten einiger halbgarer Witze als inkompetenter Knallkopf dargestellt. So zieht sich das durch den ganzen Film, denn sowohl als politischer Gefangener als auch als Flüchtling in Frankreich scheint man ein unbekümmertes Leben zu fristen. Versucht der Film dann doch einmal aus diesem Rahmen auszubrechen, wird er schnell wieder im Zaum gehalten, denn die wohltuende Versöhnung wartet bereits hinter der nächsten Ecke.
Dadurch bleibt der Film fest in seinem Wohlfühlzentrum verwurzelt, setzt auf bewehrte Ansätze und verweigert sich selbst eine tiefere Auseinandersetzung mit seiner eigentlich essentiellen Thematik. Nur wir drei gemeinsam ist die typisch französische Wohlfühlkomödie, die ihren Zuschauern Echtheit und vermeintliche Tiefe vorgaukelt, dabei aber auch nicht mehr erzählt, als die hundert anderen Filme vor ihr. Und die Zuschauer? Die finden das doch alles ganz nett und geben sich nach dem Kinobesuch hochkulturell, denn schließlich haben sie ja gerade einen französischen Film genossen. Dabei ist der letztlich auch nicht anders als der emotional manipulative Hollywoodschinken, über den ebenjene Zuschauer gerne einmal herziehen.
Fazit
„Nur wir drei gemeinsam“ arbeitet vergebens daran, sich der omnipräsenten Flüchtlingslage mit einem humoristischen Augenzwinkern zu nähern. Über die komplette Laufzeit bleibt der Film ernüchternd unpolitisch und teilnahmslos, verlässt nie seine Komfortzone und kann dadurch gegen Ende gerade einmal mit einer stumpfen wir-sind-alle-gleich Botschaft aufwarten. Französisches Wohlfühlkino, das sich davor scheut das eigentliche Potential seiner Geschichte auszuschöpfen und stattdessen auf unangenehme Weiße darauf abzielt von möglichst vielen Zuschauern lieb gehabt zu werden.
Autor: Dominic Hochholzer