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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Drei aus dem Zuchthaus ausgebrochene Schwerverbrecher dringen mit Waffengewalt in die Vorortvilla der Familie Hilliard ein. Sie wollen sich dort vor der Polizei verbergen, bis von einer Komplizin Geld für die weitere Flucht eingetroffen ist. Um nicht aufzufallen, zwingen Gangsterboss Glenn Griffin, sein Bruder Hal und der schwerfällige Hüne Kobish alle Familienmitglieder, ihr Leben so weiterzuführen, als sei nichts geschehen. Dan Hilliard und seine 19-jährige Tochter Cindy müssen morgens zur Arbeit gehen. Als Geiseln bleiben Dans Frau Eleanor und ihr zehnjähriger Sohn Ralphie zurück. Aus Sorge um ihr Leben beschließen Vater und Tochter, die Polizei nicht zu verständigen.

Kritik

Der vorletzte Leinwandauftritt von Hollywood-Legende Humphrey Bogart (Casablanca), kurz bevor bei ihm Speiseröhrenkrebs diagnostiziert wurde, was seinem Leben zwei Jahre später mit nur 57 Jahren ein viel zu frühes und qualvolles Ende setzte. In dieser Broadway-Adaption von Joseph Hayes – der sowohl das Bühnenstück, den Roman als auch das Drehbuch verfasste – ist er als Anführer eine dreiköpfigen Bande von Kriminellen zu sehen, die nach einem Gefängnisausbruch in das schmucke Eigenheim einer wohlsituierten, bisher maximal mit lapidaren Alltagsproblemchen konfrontierten Bilderbuchfamilie eindringt und diese als Geiseln nimmt, um die Zeit für die bevorstehende Geldübergabe durch eine Komplizin möglichst unauffällig zu überbrücken. Für die drei skrupellosen Verbrecher, insbesondere ihren mit allen schmutzigen Wassern gewaschenen Häuptling, eigentlich ein Kinderspiel und zu einem gewissen Grad vielleicht sogar amüsant, wie sehr sie mit ihrer puren Präsenz eine von ihnen verabscheute (weil insgeheim vielleicht beneidete) Lebensform in Überlebens-Angst und Schrecken versetzen. Aber nach und nach die Kontrolle verlieren, wenn sich die Sache durch Kleinigkeiten immens verkompliziert.

„Klickedi-Klickedi-Klack, Paps.“

Gleich zu Beginn streift die Kamera durch die friedlichen Idealbild-Straßen der suburbanen 50er Jahre Idylle, wie aus einem Maklervideo seiner Zeit entsprungen. Ja, hier lässt es sich schön heimlich-spießig leben. Wo jeder jeden kennt, die größten Sorgen sind wenn der Zeitungsjunge nicht richtig zielen kann oder die Kinder ihre Fahrräder sorglos im Vorgarten rumliegen lassen. Genau dieses Indiz – hier lebt eine Familie, die haben etwas zu verlieren, die gehen kein Risiko an – lockt das pure Grauen an. Etwas, von dem man hier nur aus dem Radio oder Fernsehen gehört hat und darüber empört die Nase rümpft. Es dauert nur wenige Minuten, da dringen der flüchtige Mörder Glenn Griffin (Bogart), sein Bruder Hal (Dewey Martin, Das Ding aus einer anderen Welt) und der hünenhafte, geistig minderbemittelte, gewissenlose und dadurch brandgefährlich-unkontrollierbare Kobish (Robert Middleton, Geheimring 99) in diese ungesicherte Festung der Harmonie ein und zerlegen sie bis auf die Knochen. Das dem zeitlichen Lebensumständen typische patriarchische  Familienoberhaupt Dan Hilliard (Fredric March, Wer den Wind sät) trifft auf sein Gegenstück aus der Unterwelt.

Die Kommandogeber, die Kapitäne, nur die Richtung ist genau gegensätzlich. Pazifistisch, bieder und total überfordert mit der Situation geht der brave Familienvater zunächst in unterwürfige Duckmäuser-Stellung, hofft auf ein schnelles Ende durch Kooperation. Als das in weite Ferne rückt und er merkt, dass sein Gegenüber langsam aber sicher selbst die Kontrolle zu verlieren droht, beginnt eine stille, aber geschickte Gegenoffensive. Weil auch keine andere Option mehr bleibt. Denn je (ungeplant) länger der zunächst genossene Aufenthalt in der gut ausgestatteten Schlaraffenland-Vorortvilla dauert, desto mehr wird besonders auch den Mitstreitern klar, dass so eine geheime Geiselnahme auf Dauer nicht gut gehen kann. Zu viele spontane Stolpersteine stehen im wahrsten Sinne des Wortes plötzlich vor der Tür und der Alltag muss um den Schein zu wahren ja trotzdem weitergehen, wenn kein Verdacht geschöpft werden soll. Die Verlagerung der Angst, sie findet schleichend statt. Aus purer Überlegenheit wird Nervosität, bis gar Meuterei nicht mehr ausgeschlossen ist. Die Stunde, wenn eventuell ein bisher zurückhaltender, aber geduldiger, beobachtender und cleverer Taktiker die entscheidenden Schachzüge tätigen kann, um den selbstgefälligen König überraschend Matt zu setzen.

Trotz seiner unverkennbaren Bühnenherkunft zwingt sich An einem Tag wie jeder andere das Kammerspiel nicht dogmatisch auf und weiß mit diesem Mittelweg (anders als in dem gescheiterten Remake 24 Stunden in seiner Gewalt) vortrefflich umzugehen. Versteht sehr wohl, dass der Kern, die Intensität und die Spannung auf eben dieser beengten, intimen und klaustrophobisch-beklemmenden Situation fußt. Dementsprechend werden die Ausflüge auf ein notwendiges, aber erzählerisch sinnvolles Minimum begrenzt, was dem Film auch seine Fesseln eines reinen Theaterstücks nimmt. William Wyler (Ben Hur) findet einen hervorragenden Spagat und konzentriert sich dennoch klar auf das Wesentliche. Das sind die kontinuierlich steigende Anspannung und das smart dargestellte Verlagern der Machtverhältnisse. Es ist nicht so, dass plötzlich die Opfer die Zügel in die Hand nehmen, aber sie lernen die aufkeimenden Schwächen ihrer Gegner zu lesen und daraus ihre Vorteile behutsam zu erkennen. Wie ein Tiger im Käfig zieht der vorher so überlegen Bogart im Schlussakt nervös seine Runden, wo er vorher sich mit hochgelegten Füßen bedienen ließ. Die Zeit spielt gegen ihn. The Desperate Hours, der Titel ist rückwirkend betrachtet ein ambivalenter Geniestreich.

Fazit

Beachtlich, wie clever und intensiv dieses Kammerspiel mit Freilaufgehege aufgebaut und umgesetzt ist. Die Invasion des kriminellen, bitterbösen Abschaums in ein Musterbeispiel der 50er-Jahre-Familie aus der Cornflakes-Werbung ist ein exzellenter Nährboden für die Konfrontation grundsätzlich verschiedener Weltanschauungen, die auf engsten Raum nun in Nahkampf gehen müssen. Brutale, auf Furcht errichtete Dominanz trifft auf subversives, taktisches und abwartendes Kalkül. Enorm spannend, in seiner Figurenzeichnung natürlich ein leicht staubiges Kind seiner Zeit (It’s a Man’s World), aber in nahezu allen anderen Belangen zeitlos effektiv. Klassiker, nicht nur auf dem Papier.

Kritik: Jacko Kunze

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