Inhalt
Nach einer globalen Katastrophe, die die Welt weitgehend entvölkert hat, kämpfen Paul und seine beiden Söhne Thomas und Joseph ums Überleben in ihrer dystopischen Umgebung. Jede Nacht werden sie von mysteriösen Kreaturen bedroht, weshalb sie alle Fenster und Türen vernageln und sich in eines der oberen Stockwerke zurückziehen. Eines Tages kehrt Thomas nicht rechtzeitig von einem Besuch bei seinem Schwarm, dem Bauernmädchen Charlotte Rose, das in der Nähe wohnt, nach Hause zurück und setzt damit Ereignisse in Gang, die die Familie in große Gefahr bringt.
Kritik
Regisseur Benjamin Brewer und Nicolas Cage sind sich nicht unbekannt, bereits vor einigen Jahren arbeiteten sie gemeinsam an der Thriller-Komödie The Trust: Big Trouble in Sin City. Diese war sicherlich kein großer Wurf, aber immerhin ein ganz ordentlicher Genrebeitrag der Spaß machte. Für das Endzeit-Horror-Drama Arcadian tun sich die beiden nun wieder zusammen und bewegen sich dabei auf den Spuren von Filmen wie A Quiet Place und It Comes at Night. Darin muss eine Familie in einer weitestgehend leer gefegten Welt gegen Monster bestehen, die draußen jede Nacht ihr Unwesen treiben. Was auf dem Papier nach spannendem Stoff klingt, entpuppt sich leider aber als ziemliche Mogelpackung.
Dabei beginnt Arcadian noch recht vielversprechend und sorgt für eine bedrohliche Atmosphäre, wenn ein Vater und seine beiden Söhne eines Nachts Besuch von unbekannten Kreaturen bekommen, die in ihr Haus eindringen wollen. Viel weiß der Film aus seiner spannenden Prämisse allerdings nicht anzufangen, wie sich im Folgenden schnell herausstellt. Zunächst verpasst man die Chance, seine Charaktere sinnvoll zu etablieren, um eine emotionale Bindung zu ihnen herzustellen. Etwas, das der bereits oben erwähnte A Quiet Place beispielsweise bestens hinbekam und gerade dadurch so kraftvoll und packend ausgefallen ist. In Arcadian fehlt es an Background und Tiefe, keiner der Charaktere mitsamt seiner angedeuteten Konflikte weiß wirkliches Interesse zu wecken. Und das ist äußerst schade, da die Möglichkeiten definitiv vorhanden waren, inmiten dieser gefährlichen Welt ein gutes Familiendrama zu entwickeln.
Der Fokus liegt dabei auf den beiden Söhnen, die von Jaeden Martell (Es) und Maxwell Jenkins (Lost in Space) nur mäßig gut verkörpert werden. Der eine sehnt sich nach Nähe zu einem Mädchen aus einer nahe gelegenen Siedlung, der andere versucht das Mysterium um die Monster ein wenig zu ergründen, indem er eines von ihnen fängt. Beides im Grunde aber kaum von Bedeutung, dient es nur als Motor, einen Schritt näher auf die anbahnende Eskalation zu führen. Nicolas Cage (Dream Scenario) tritt während der Handlung als Vater ziemlich rasch in den Hintergrund, wirklich viel werden Fans von ihm daher nicht haben. Generell ist seine Rolle sehr passiv angelegt, ohne wirkliche Highlights zu bieten.
Auch der Horror-Part fällt enttäuschend aus, was neben der Ideenlosigkeit des Drehbuchs vor allem der technischen Umsetzung geschuldet ist. Dass hier mit einem bescheidenen Budget gearbeitet wurde, sei dabei noch verziehen, nicht aber, wie Kameramann Frank Mobilio unter Anleitung von Brewer das Geschehen bildlich einfängt. Nicht nur spielt Arcadian meist in der Dunkelheit, auch wird dermaßen heftig mit der Kamera gewackelt, dass man sich fragen muss, ob mit dem Mann dahinter alles in Ordnung ist. Das betrifft sogar ruhige Szenen, in denen es so gar keinen Grund für solche Unruhe gibt.
Dabei hat man sich ein gar nicht so uninteressantes Monster-Design ausgedacht, das mit den klappernden Mäulern und den in die Länge fahrenden Fingern Lust auf mehr macht. Nur kann man sich aufgrund all der Mängel kaum daran erfreuen. Und wirklich schlüssig erklärt wird das Verhalten der Biester auch nicht, was zu Inkonsistenzen führt. Ohne zu viel zu verraten: Mal kommt eines der Monster im Einzelkampf nicht einmal gegen ein hilfloses Kind an, dann wiederum wird eine voll bewaffnete Truppe erwachsener Männer ohne Probleme zerfleischt. Das wirft ein ums andere Mal Fragen nach der Logik auf.
Fazit
"A Quiet Place"in der Billo-Version. Und damit sind gar nicht mal die bescheidenden Mittel gemeint, welche in "Arcadian" wohl zur Verfügung standen, sondern das, was man aus den gegebenen Möglichkeiten gemacht hat. Story ist nahezu nicht vorhanden, Nicolas Cage macht sich weitestgehend rar, durch das exzessive Kameragewackel ist der Film furchtbar anstrengend zu verfolgen und spannend ist das bisschen dargebotene Survival-Drama auch nicht.
Autor: Sebastian Stumbek