3.6

MB-Kritik

Astaron - Brut des Schreckens 1980

Sci-Fi, Horror – Italy, West Germany

3.6

Ian McCulloch
Louise Marleau
Marino Masé
Siegfried Rauch
Gisela Hahn
Carlo De Mejo
Carlo Monni
Nat Bush
Ettore Martini
Angelo Ragusa
Martin Sorrentino
Brigitte Wagner
Mike Morris

Inhalt

Im Hafen von New York landet ein Schiff ohne Besatzung. Bei der Begehung durch die Behörden werden nur hunderte seltsame Eier festgestellt, die eine tödliche Substanz ausströmen. Die Spur führt nach Südamerika, aber eigentlich bis zum Mars…

Kritik

„Irgendwie sieht er aus, als wäre er explodiert.“

So können amüsante Filme anfangen. Direkt gefolgt von:

-„Da führt eine Spur runter in den Laderaum. So’ne komische grüne Soße.“

-„Ne grüne Soße?!“

Genau, ne grüne Soße. Kann ab jetzt nur noch gut werden.

Gestatten, sein Name ist Cozzi. Luigi Cozzi, um genau zu sein. Klingt in Deutsch (und eventuell auch international) nicht ganz so schön, weshalb er sich hier unter dem Pseudonym Lewis Coates versteckt. Besagter Regisseur war einst Regieassistent bei Dario Argento (Suspiria) und versuchte sich in den 70ern als eigenständiger Filmemacher, dessen größte Errungenschaft wohl die sensationell feiste Star Wars-Kopie Star Crash – Sterne im Duell (1978) sein dürfte. Geschmückt mir Stars wie Christopher Plummer (Beginners), Caroline Munro (James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte), Joe Spinell (Maniac) und last but not least David Hasselhoff (Mauerfall, Historiker erinnern sich). Ein oftmals viel zu wenig wertgeschätztes Fest des Irrsinns, das seine gesamte Daseinsberechtigung eben darauf errichtete, sich ohne Scham sehr direkt bei seinem „geheimen“ Vorbild zu bedienen. Was einmal gut ging, könnte ja nochmal funktionieren, und so war die Tür offen für Astaron – Brut des Schreckens - eine deutsch-italienische Co-Produktion - die einen ähnlichen Weg beschritt. Übrigens: heute betreibt Luigi Cozzi das „Profondo Rosso“ (namentlich angelehnt an den Argento-Klassiker) , eine Mischung aus Nerd-Shop und Mini-Museum in Rom. Sehr sympathisch.

Pate standen diesmal wieder bekannte Science-Fiction-Werke, diesmal mehr aus der Horror-Ecke. Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) war damals ohnehin schon zum indirekten „Remake“-Abschuss freigegeben (zahllose B-Movies wollten auf diesen Zug aufspringen), hier wird noch eine ordentliche Note Die Körperfresser kommen (1978) beigemischt, aber grundsätzlich ist hier eh alles vertreten, was nur grob mal erfolgreich war. Im Hafen von New York läuft mit Vollspeed ein Geisterschiff ein, denn die gesamte Crew scheint verschwunden. An Bord werden nur unzählige, grünschimmernde Eier gefunden, die mehr aussehen wie pulsierende Avocados, die zudem noch ein seltsam harmonisches Summen absondern. Zumindest, wenn sie „scharf gemacht“ sind. Denn noch bevor die untersuchende Mannschaft gecheckt hat, warum die gesamte Crew quasi implodiert ist, werden sie selbst Zeuge bzw. Opfer dieser Show. Nur Aris (Marino Masé, Tenebrae) überlebt und wird somit Teil der Spezialeinheit, die diesem Phänomen auf den Grund gehen soll.

Die Ganze Nummer mit den grün-schimmernden Eiern und den Brustkorb-Explosionen ist natürlich aus besagtem Überhit von Ridley Scott geliehen, dazu kommen später von einer außerirdischen Macht besessene Erdenbürger, die quasi eine Invasion vorbereiten, womit wir das ähnlich erfolgreiche 70er-Remake der Bodysnatchers auch verwurstet hätten. Das ist alles sehr offensichtlich und oftmals auch ziemlich billig, dafür aber mit einem beinah hinreißenden Engagement angerichtet. In schlanken 78 Minuten wird sich faktisch nichts selber ausgedacht, aber alles halbwegs drollig interpretiert. Da gibt es schäbige, aber handgemachte und dadurch irgendwie geile Splattereffekte, einen (wirklich!) extrem coolen Score von Goblin (wie eine Mischung aus Atari und LSD), einige sehr kuriose Situationen („Ich will hier raus! Hier ist ein Ei!!!“) und einen Showdown, der wirklich nicht von dieser Welt ist. Ein Zyklopen-Tintenfisch-Alien im Heizungskeller gibt es nicht allzu oft. Und dann funktioniert das in diesem inzwischen vogelwilden, von allen Ansprüchen befreiten Kontext sogar halbwegs. Auch eine Form von Kunst.

Fazit

Trash Ahoi. Nichts anderes kann ein Film wie „Astaron – Brut des Schreckens" sein und viel mehr ist hier auch beim besten Willen nicht drin. Es gibt diesbezüglich sogar noch wesentlich „bessere“ Filme, aber auch dieses Exemplar hat das gewisse Etwas. Eine Mischung aus Selbstvertrauen, trotzdem noch gesunder Selbstwahrnehmung und dieser Spur Dreistigkeit, die heute jede fünftklassige Billo-Produktion für sich beansprucht, ohne dafür tatsächlich einen Beweis zu liefern. Gut ist das in keinem Paralleluniversum – aber in den meisten schwer sympathisch.

Autor: Jacko Kunze
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