Inhalt
Ein römischer Trupp überfällt ein einfaches Barbarendorf und zerstört dieses vollständig. Bis auf drei Barbarinnen wird der Rest der Einwohner getötet oder versklavt. Nachdem die feindlichen Truppen wieder mit ihrer Beute abgezogen sind, machen sich die drei Frauen auf den Weg, die entführten Dorfbewohner zu befreien ...
Kritik
Zu Beginn der 80er-Jahre flimmerte der Fantasyfilm Conan der Barbar mit großem Erfolg über die Kinoleinwände und schaffte es dabei, mehr als das Dreifache der Produktionskosten einzuspielen. In den Folgejahren versuchten zahlreiche Filmschaffende das durch den Film neu aufgekeimte Interesse an Sword-and-Sorcery-Filmen zu nutzen, um selbst (meist) kostengünstig möglichst große Gewinne einzufahren. Und so sollten zahlreiche, thematisch und optisch nicht unähnliche Werke wie etwa Deathstalker, Red Sonja oder Die Barbaren das Licht der Welt erblicken. Selbst Lucio Fulci, der vorrangig für seine Gialli und Splatterfilme bekannt sein dürfte, drehte mit Conquest einen ebensolchen (Fantasie-)Streifen. Es dürfte daher nicht verwunderlich sein, dass sich auch der bekannte Regisseur und Produzent Roger Corman, der nicht selten als „König des B-Movies“ bezeichnet wird, wiederholt der barbarischen Thematik annahm und Werke wie Im Reich der Amazonen, Wizards of the Lost Kingdom oder eben Barbarian Queen produzierten ließ.
Der von Regisseur Héctor Olivera (Cocaine Wars) in Argentinien gedrehte Barbarian Queen beginnt mit einem furiosen Auftakt, welcher mit einem ordentlichen Maß an Action und Schauwerten glänzen kann. Der Film läuft noch nicht einmal eine Minute (und das ist wörtlich gemeint) und schon wird eine Frau von zwei Männern überfallen, wobei ihr gewaltsam die Brüste freigelegt werden und sich eine Vergewaltigung andeutet. Unmittelbar darauf folgt ein hinterhältiger Angriff auf ein Dorf, bei dem der Zuschauer einige wilde Kampfszenen, den ein oder anderen Tropfen Kunstblut sowie (erneut) entblößte Brüste zu Gesicht bekommt. Die "Choreografien" der mit Hieb- und Stichwaffen geführten Kämpfe bestehen zwar gefühlt nur aus grobem Draufkloppen, fallen aber trotzdem noch ganz brauchbar aus. Auch das Dorf der „Barbaren“ wurde ansprechend in Szene gesetzt. Was die Ausstattung angeht, soviel kann an dieser Stelle bereits vorweggenommen werden, sieht Barbarian Queen allgemein gar nicht verkehrt aus. Sämtliche der im Laufe des Films zum Einsatz kommenden Kulissen, welche größtenteils aus Holz- und Lehmbauten bestehen, sind durchaus nett anzusehen. Auch die Inneneinrichtung der Bauten fällt angenehm detailreich aus und selbst die Kostüme gehen in Ordnung.
Drei Frauen, verkörpert von Lana Clarkson (Scarface), Katt Shea (Stripped to Kill) und Susana Traverso (Happy Highschool) schaffen es schließlich, das Massaker zu überleben und der Gefangennahme zu entgehen. Nach Rache sinnend nehmen sie gemeinsam die Verfolgung der siegreichen Angreifer auf, welche die Überlebenden des Angriffs inkl. des von Frank Zagarino (Trained to Kill) dargestellten Prinzen Argon gefangen nahmen und verschleppten. Während der Verfolgung stoßen Amethea, Tiniara und Estrild, so die Namen der drei Damen, noch auf die von Dawn Dunlap (Forbidden World) gespielte Schwester Ametheas' , welche aufgrund des ihr von männlichen Angreifern zugefügten Leids traumatisiert ist.
„Ich bin keines Menschen Sklave und keines Mannes Hure! Und wenn ich sie nicht besiegen kann, dann habe ich es wenigstens versucht!“
Frauen, die sich kämpferisch für ihr überfallenes Dorf rächen und den männlichen Stammesführer aus der Gefangenschaft befreien wollen. Das klingt nach Emanzipation und womöglich fast schon nach einem feministischen Film. Wäre Oliveras Werk inhaltlich nur nicht so verdammt anspruchslos und würden die Damen etwas weniger nach Playmates aussehen und dafür etwas mehr Kleidung tragen. Da hilft es wenig, dass einige der vorkommenden Frauen stark, unabhängig und selbstbestimmt dargestellt werden. Sie wirken dennoch nur wie feuchtfröhliche Männerfantasien, was schon allein dadurch untermauert wird, dass sie wiederholt barbrüstig gezeigt werden und Männer sich ihnen körperlich aufzwingen dürfen. Es bleibt einem als Zuschauer daher nichts anders übrig, als zu dem Schluss zu kommen, dass Olivera einzig und allein deswegen weibliche Hauptfiguren verwendet hat, damit so viel wie möglich von Männern erzwungene Nacktheit in die Geschichte eingearbeitet werden konnte. Was letztlich selbstverständlich dazu dienen sollte, möglichst viel zahlendes Publikum anzulocken.
„Wenn ich dir befehle, dich vor mir auszuziehen, dann solltest du mir gehorchen!“
Denn nachdem sich die Frauen unerkannt in das Lager des Feindes eingeschleust haben, klappt natürlich nicht alles so, wie sie es geplant hatten. Mit der Folge, dass gefühlt alle naselang Brüste freigelegt werden und es wiederholt zu Vergewaltigung sowie Folter kommt. Wenn Barbarian Queen einmal keine Kämpfe oder Brüste präsentiert, was sogar ziemlich oft der Fall ist, darf man als Zuschauer wunderbar belanglosen bis dämlichen Dialogen lauschen. Diese passen allerdings zugegebenermaßen gut zum wenig überzeugenden Schauspiel der meisten Darsteller/innen. Ausgenommen sei hiervon einmal Lana Clarkson, die durchaus bemüht aufspielt. Spannung kommt allerdings zu keinem Zeitpunkt auf. Auch von einem hohen Unterhaltungsgrad, den viele kostengünstigere Werke z. B. aufgrund von unfreiwilliger Komik, genialen Einfällen oder talentfreiem, aber leidenschaftlichem „Schauspiel“ für sich verbuchen können, kann hier (bis auf wenige Momente) nicht wirklich die Rede sein. Mit der Folge, dass sich der gerade einmal 72 Minuten (inkl. Abspann) dauernde Film wie ein Kaugummi zieht. Das ist schade, denn in den Actionszenen und was die Ausstattung angeht, macht Oliveras Werk (wie bereits eingangs erwähnt) mit soliden Kulissen und brauchbaren Kämpfen gar keine so schlechte Figur. Die „beeindruckendste“ und innovativste Szene ist wohl jene, in der eine der gefesselten Kriegerinnen ihrem Vergewaltiger unter Zuhilfenahme ihrer Scheidenmuskulatur den Penis abklemmt, ihn so zum Lösen der Fesseln zwingt und er im Anschluss in einem Säurebad versenkt wird. Aber davon abgesehen gibt es letztlich nicht viel, dass für eine Sichtung von Barbarian Queen sprechen würde und nicht von dem ein oder anderen Werk deutlich besser gemacht wurde. Jenen, die Bock auf Fantasyfilme haben, Trash nicht ganz abgeneigt sind und nicht schon wieder Conan sehen möchten, sei an dieser Stelle eher zu Filmen wie z.B. Deathstalker und vor allem Jim Wynorskis Deathstalker 2 geraten. Die sind zwar ebenfalls doof, machen aber immerhin Spaß und warten mit mehr Ideen sowie Abwechslungsreichtum auf.
Fazit
Bei „Barbarian Queen“ erwarten den Zuschauer vor allem platte Dialoge, ein paar Schwertkämpfe in Verbindung mit ein bisschen Kunstblut und haufenweise entblößte Brüste. Würden letztere allein einen guten Film ausmachen, wäre „Barbarian Queen“ wohl ein kleines Meisterwerk. Da dem aber nicht so ist, empfiehlt es sich, den Appetit auf Fantasy-Kost vielleicht doch eher mit anderen Werken zu stillen.
Autor: Constantin Wieckhorst