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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

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Inhalt

Unterwegs auf einer routinemäßigen Nachtstreife wird eine Polizeieinheit als Verstärkung zu einem verlassenen Haus gerufen, über das so einige beunruhigende Geschichten kursieren. Auf dem Weg dorthin provoziert eine merkwürdige Kreatur einen Unfall, der die Gruppe zwingt, ihr Ziel zu Fuß zu erreichen - wo sie nur noch auf einen leeren Polizeiwagen trifft. Von den Kollegen fehlt jede Spur. Auf der Suche nach ihnen arbeiten sich die Männer immer tiefer in das Gebäude vor und finden sich plötzlich als ahnungslose Ehrengäste inmitten einer schwarzen Messe wieder: in einer Welt der Finsternis und unvorstellbaren Qualen, aus der es kein Entkommen gibt. In dieser Hölle auf Erden wünschen sie sich bald nur noch den Tod, aber auch der bringt nicht immer die erhoffte Erlösung...

Kritik

„Die Hölle ist kein Ort, wo ihr seid oder hingehen werdet. Die Hölle ist jederzeit in euch!“

Der türkische Film findet außerhalb der eigenen Landesgrenzen kaum statt oder wenn, nur als sonderbares Exoten-Programm für Lücken im Großstadtkinoalltag, damit jeder mal was zu gucken hat. Da läuft dann das harmlose Konsenszeug im O-Ton für die Zugezogenen, aber -  Hand aufs Herz - wer ohne türkische Wurzeln hat sich jemals in eine derartige Produktion verlaufen? Türkische Filme, das sind für uns im Idealfall das was (der Hamburger!) Fatih Akin („Gegen die Wand“) macht, skurriler Unsinn wie „Turkish Star Wars“ und im schlimmsten Fall die cineastische Hasspredigt „Tal der Wölfe“, für den wirklich internationalen Markt kommt da wenig bis gar nichts, zumindest auf dem Unterhaltungs/Genresektor. Nun versucht man es. Mit einem Horrorfilm, was zunächst nicht besonders mutig oder interessant klingt, wenn es wieder irgendein Found-Footage-, Exorzismus- oder Warum-knarrt-die-Tür-Gedöns nach beliebiger BLUMHOUSE-Formel in fremder Sprache wäre. „Baskin“ ist genau das nicht, er orientiert sich an ganz anderen Vorbildern und meistert das erstaunlich souverän.

Statt dem konventionellen US-Kommerz-Horror der letzten Jahre dienten hier offensichtlich Namen wie Lucio Fulci („Über dem Jenseits“) oder Clive Barker („Hellraiser – Das Tor zu Hölle“) gedanklich wie inszenatorisch als Inspiration, was Regisseur Can Evrenol bei seinem Debüt in verblüffender Abgeklärtheit zu servieren weiß. Eine fünfköpfige Polizeieinheit empfängt einen stotternden Notruf um Verstärkung bei einem Einsatz in der gottverlassenen Provinz, rückt spontan an und findet sich buchstäblich an den Pforten der Hölle und ehe sie es sich gewahr wird mitten im (persönlichen) Fegefeuer wieder. Früh angedeutet durch seine unbehagliche Stimmung stolpert man trotzdem ähnlich unvorbereitet wie das (teilweise) betont männlich-knallharte, chauvinistische Quintett durch ein ehemaliges Polizeirevier, das sich als bizarres Horrorkabinett entpuppt. Rasselnde Ketten, rohes Fleisch und deformierte Gestallten werden zur Manifestation tiefverankerter Traumata und Ängste, wie in denen als loser, roter Faden genutzten Flashbacks beschrieben, wobei das nur Mittel zum Zweck ist. Eine sinnvolle Narration sucht man vergebens, sie wird maximal vorgetäuscht, um sich an irgendwas klammern zu können. Benötigt wird sie für Filme dieser Art nur dann, wenn sie nicht durch ihr Auftreten überzeugen können. Daran mangelt es „Baskin“ kaum.

Mit seinen düsteren, stimmig ausgeleuchteten Bildern, dem dringlichen Score und besonders seinen morbiden, verstörenden Höllen-Fantasien erzeugt „Baskin“ eine ähnliche Atmosphäre wie die offensichtlich zitierten Vorbilder. Erzählerisch tritt der Film ab dem Eintritt in seine abartige Unterwelt nur noch auf der Stelle oder dreht sich (absichtlich) im Kreis, konzentriert sich auf die Darstellung und Wirkung seines Szenarios. Quält seine Protagonisten und lässt sie auf den Tod als einzige Erlösung hoffen, doch selbst der scheint keinen Ausweg aus diesem Inferno zu bieten. Hier regieren das Böse, der Wahnsinn, der Schmerz und das Leid. Für seine Verhältnisse beeindruckend inszeniert fühlt sich „Baskin“ fast an wie aus der Zeit gefallen, im positiven Sinne und genau zum richtigen Zeitpunkt. Während der massentaugliche Horrorfilm sich meistens von Monat zu Monat nur noch selbst kopiert, geht Can Evranol bewusst um Jahrzehnte zurück und belebt das handgemachte, möglichst radikale Genrekino der 80er wieder. Das tut gut.

Fazit

So einen abscheulichen, experimentellen Höllentrip durfte man auf deutschen Kinoleinwänden ewig nicht mehr sehen und „Baskin“ wird diese seltene Ehre mit Sicherheit auch nicht lange zu Teil werden. Nur wenige Lichtspielhäuser dürften ihm Unterschlupf gewähren, die meisten ihn nach kurzer Zeit wieder vor die Tür setzen, die kommerzielle Prognose ist…bescheiden. Zu abstrakt gibt sich der Film, setzt nicht auf ein breit angelegtes Publikum und ist auch künstlerisch nicht mehr als eine Genre-referenzielle Hommage, die aber von gehobener Qualität. Retro-Horror ohne CGI und Jumpscares, dafür mit schön-kranken Ideen, einer kompetenten Umsetzung und gerade so viel Reststory, dass man sich nicht total verloren vorkommt. Erfrischend im Zeitalter vom immer gleichen Konserven-Horror, der gar nicht mehr das Absonderliche sucht.

Kritik: Jacko Kunze

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