Der filmische Gebrauchtwarenladen, bestehend aus illustren Horrormotiven, hat wieder geöffnet, dieses mal gewährt uns allerdings ein (hoffentlich) aufstrebender türkischer Filmemacher Einlass. Das assoziative Spiel mit Urängsten, welches „Baskin“ anschlägt, überzeugt über alle Maßen durch seine elaborierte Formalklasse: Die (über-)stilisierten Farb- und Lichtverhältnisse sprechen eine genreaffine Sprache, das glimmendes Höllenrot und ein kühl-blauer Schrei der Sehnsucht gehen Hand in Hand, während das tieffrequente Raunen, welches sich immer wieder zum ohrenbetäubenden Crescendo verdichtet, die Audioebene auf eine echte Zerreißprobe stellt. Komplettiert wird das Kaleidoskop des Grauens, in dem sich eine Gruppe von Polizisten wiederfindet, von zuweilen regelrecht viehischer Gewalt. Wer sich damit abfinden kann, „Baskin“ als ein überwiegend audiovisuelles Erlebnis anzunehmen, der erlebt ein durchaus suggestives Inferno, allegorisch kann man jedoch auch das von Allmachtsphantasien fehlgeleitete Männlichkeits(selbst)bildnis in seine Einzelteile zerlegt sehen - wenn man denn möchte. Ein Pastiche aus renommierten Versatzstücken der (Okkult-)Horrorfilmhistorie bleibt „Baskin“, aber wenn eine Ermangelung an Innovation zum Vorschein tritt, dann doch bitte, wie in diesem Fall, mit einem solch handwerklichen Talent aufwiegen.