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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine junge Frau fordert gesellschaftliche Einschränkungen durch ihre Straßenauftritte heraus und wird zu einer Inspiration für diejenigen, die in ihrer Gemeinde nach Veränderungen streben.

Kritik

“Aufschrei“ bedeutet der Titel Soheil Beiraghis rebellischen Regie-Debüts, und ein solcher ist das zornige Requiem für zum Schweigen verurteilte Stimmen. Eine jener Stimmen ist die der jungen Protagonistin, die musikalisch und metaphorisch gegen ein repressives Patriarchat ihre Stimme erhebt. Die junge Iranerin, von einer anonymen Newcomerin mit innerer Entschlossenheit gespielt, träumt von einer Karriere als Sängerin. Doch das Regime verbietet weiblichen Gesang in der Öffentlichkeit; Sängerinnen dürfen nur als Background Vocals zu hören sein. 

Im Tonstudio bestimmen nicht stimmliche, sondern systematische Beschränkungen Setis Erfolgschancen. Die Produzenten wollen kein Risiko eingehen. Schon die kleinsten Überschreitungen der repressiven Regeln können dazu führen, dass eine Aufnahme gecancelt wird. Setis alkoholabhängige Mutter begrüßt zwar die künstlerischen Ambitionen ihrer Tochter, aber ist ihr mehr eine Last als Unterstützung. So entschließt sie sich zu einem Auftritt auf der Straße. Der verschafft ihr endlich die ersehnte Aufmerksamkeit - allerdings nicht nur begeisterter Passant*innen, sondern auch der Sittenpolizei. 

Obwohl in der Realität der sich beständig verschärfenden Zensur verwurzelt, spricht das parabolische Szenario universell über die Kosten künstlerischen Ausdrucks unter autoritären Regimen. Deren unentrinnbaren Zugriff verdeutlicht der Umstand, dass Seti nicht aus politischer Motivation handelt. Ihr künstlerischer Protest entspringt dem existenziellen menschlichen Bedürfnis nach kreativem Ausdruck; einer emotionalen Notwendigkeit, die in einem ebenso trivialen wie radikalen Akt zivilen Ungehorsams mündet. Spontanen Beistand findet sie in Amir (Amir Jadidi), der in ihrem Gesang seinen eigenen Sehnsüchte anklingen hört.

Beider Romanze im Schatten der Unterdrückung balanciert die gewichtige Thematik mit humorvoller Leichtigkeit. Beider ungelenke Annäherung erweitert den politischen Fokus zum lebendigen Porträt einer jungen Generation, die sich gegenseitig inspiriert. In ruhigem Tempo und langen Einstellungen verweben sich die beobachtenden Bilder zu einem aktivistischen Pamphlet, das seiner klaren Message nie die menschliche Tiefe opfert. Der persönliche Preis, den der Aufstieg zur Ikone des Widerstands fordert, ist stets beklemmend greifbar, ebenso wie die Möglichkeit, dass der Protest im Leeren verhallt. 

Fazit

Direkte und symbolische Systemkritik und unaufdringliche Alltagseinblicke schaffen eine filmische Hymne auf individuelle Freiheit und die inspirierende Kraft der Kunst. Deren Unterdrückung betont die selbstzerstörerischen Paradoxa eines religiösen Extremismus, der im Namen der Kulturtradition jene Kultur erstickt. Formal reduziert und von diegetischem Klang dominiert, erden die schnörkellose Inszenierung und die naturalistischen Darstellungen den energischen politischen Impetus. Handkamera-Aufnahmen schaffen Nähe, aber auch ein Gefühl ständiger Überwachung. Die gedeckte Farbskala unterstreicht die deprimierende Dumpfheit einer Welt vielsagender Stille.

Kritik: Lida Bach

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