„Blumen der Nacht“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans („Flowers in the Attic“) von V.C. Andrews aus der Jahr 1979. 2014 wurde der Stoff erneut für’s TV umgesetzt (mit Heather Graham, „Boogie Nights“, und Ellen Burstyn, „Der Exorzist“, in den Hauptrollen), Adaptionen der weiterführenden Bücher folgten kurze Zeit später. Der Kinofilm von Jeffrey Bloom („Starcrossed“) ist ein Einzegänger, konnte er doch nicht an den respektablen Erfolg der späteren Fernsehumsetzungen heranreichen. Nicht sehr verwunderlich, betrachtet man mal die Möglichkeiten der Geschichte und dem, was letztlich daraus gemacht wurde.
Regisseur und Autor Bloom kann selbst auf eine längere Fernsehkarriere zurückblicken - schrieb z.B. die Drehbücher zu einigen Episoden von „Columbo“ -, „Blumen der Nacht“ blieb sein letzter von insgesamt nur vier Kinofilmen. Dieses Metier scheint auch nicht unbedingt sein wahres Zuhause zu sein, wirkt sein Film doch eher wie ein etwas ambitionierterer TV-Film der späten 80er. Für den Anspruch wäre das von der Inszenierung ganz okay, als konkurrenzfähiger Kinofilm bleibt das deutlich hinter dem erforderlichen Niveau zurück. Sichtlich um die Atmosphäre altmodischer Suspense- und rudimentär auch Haunted-House-Filme bemüht, gelingt dieses Vorhaben nur sehr spärlich. Es fehlt an allen Ecken und Enden am notwendigen Feintuning, auch für B-Movie-Verhältnisse. Da entwickelt sich nie eine richtig kribbelige Stimmung, zumindest nicht aufgrund der Leistung seines Steuermannes.
Wenn „Blumen der Nacht“ mal kurzzeitig das Interesse des Zuschauers ernsthaft weckt, liegt das einzige und allein an der zugrunde liegenden Geschichte, die an sich wahnsinnig perfide ist und einiges an Potenzial beinhaltet. Gerade zum Ende hin baut sich zwangsläufig schon mal etwas Spannung und Beklemmung auf, daran hat Jeffrey Bloom allerdings nur sehr geringen Anteil. Fast sträflich muss man ihm vorwerfen, wie wenig effektiv er den Stoff über weite Strecken umzusetzen vermag, wie seine Regie und sein Skript das Ganze mit schusseliger Beinah-Komik versehen und warum er total unnötige Änderungen der Originalgeschichte vornimmt, die zu erkennende, aber in dem Zusammenhang überflüssige und im Nichts verlaufende Bruchstücke dieser trotzdem noch enthält.
Beginnen wir einfach mal damit: In der Romanvorlage zog sich die Handlung über einen deutlich längeren Zeitraum (was auch hier problemlos umsetzbar gewesen wäre), die jugendlichen Protagonisten waren zu Beginn deutlich jünger, reiften quasi unter den „erschwerten“ Umständen zu Erwachsenen. Da macht das hier angedeutete, inzestuöse Verhältnis der älteren Geschwister durchaus Sinn und gibt dem Ganzen eine zusätzliche, tragische Komponente. Im Film versteht man das eher weniger und schlussendlich passiert da auch nicht viel, warum wurde das denn dann bitte nicht ganz gestrichen? So gibt es dem Film einen merkwürdigen Beigeschmack, der keinen Sinn und Zweck erfüllt, außer Stirnrunzeln. Zudem würde der längere Zeitraum einige wichtige Handlungen nachvollziehbarer gestalten, die im Film in Windeseile vor sich hin poltern, auch weil niemals ein Gefühl dafür entsteht, wieviel Zeit eigentlich verstrichen ist. Entscheidende Prozesse wirken so unglaubwürdiger, die Figuren eindimensionaler, platter. Besonders die der Mutter (Victoria Tennant, „Solo für Zwei“), die von einer Sekunde auf die andere wie ausgewechselt erscheint. Das passt leider alles in die leicht klobige Inszenierung von Bloom, der mit der Materie scheinbar nicht richtig umzugehen vermag.
Da verlaufen sich einige unpassend alberne Dialogzeilen in das Skript („Er ist tot, Christopher. Was ist, wenn er uns sieht?“ Hä?) - sogar mehrfach-, und Oscargewinnerin Louise Fletcher („Einer flog über das Kuckucksnest“) wird wie so oft in ihrer unglücklichen Karriere mal wieder in die Schablone der gestrengen Schreckschraube gestopft, die mit Eis in den Adern und Miesepeterblick autoritär die Sünde auspeitscht. Diesmal ganz hart an der Grenze zur unfreiwilligen Parodie, das ist echt too much. Im Gegenzug verpasst der Film in den meisten Fällen, die enorme Intensität seines Szenarios zu nutzen, die nur in wenigen Situationen kurz aufblitzt. Es wäre allerdings auch ein Kunststück, selbst das noch zu vermasseln, irgendwo kann man eine Grundidee ja nicht ganz weginszenieren. Allein die Geschichte kann „Blumen der Nacht“ als Film leider nicht im Gesamten tragen, gerade weil zu deutlich wird, was hier liegen gelassen wurde. Gut umgesetzt wäre das locker brauchbar bis eventuell ziemlich gut. So, naja, was unter den gegebenen Möglichkeiten viel zu wenig ist.