Inhalt
In einer Vollmondnacht, vor einigen Jahren, wollte eine Gruppe jugendlicher Camper ihrem Aufseher für seine Unfreundlichkeit eine Lektion erteilen. Dabei erlitt dieser schwere Verstümmelungen und nun ist er auf blutige Rache aus. Das Morden hat begonnen und die Blutspur zieht sich durch den dunklen Wald.
Kritik
Wer sich einmal durch die cineastische Historie des Slasher-Movies bewegen möchte, der wird natürlich in erster Linie den Kontakt zu den ikonischen „Halloween“-, „Freitag, der 13.“- und „Nightmare on Elm Street“-Reihen suchen, deren zum Kult avancierte Serienmörder emblematisch über dem gesamten Subgenre thronen. Aber der Slasher bedeutet eben nicht nur Michael Myers, Jason Vorhees oder Freddy Krueger, sondern hat seinen, bezogen auf die Charakteristika und Motive, Urknall wohl mit Mario Bavas„Im Blutrausch des Satans“ aus dem Jahre 1971 gefeiert, bevor Bob Clark drei Jahre später mit„Jessy – Die Treppe in den Tod“ jene inhärente Eigenschaften und Strukturen raffinierte, bis diese schließlich in brillanter Handhabung in John Carpenters revolutionären Opus magnum„Halloween – Die Nacht des Grauens“ kulminierten. Von dort an sollte der Plot in des Slasherfilms merklich stereotypisiert sein: Eine Haufen Jugendliche, ein Geheimnis und die moralische Sühne mit phallischem Instrument. Doch das muss nicht automatisch schlecht sein.
Ein gutes Beispiel dafür, dass es, trotz reichlich Stereotype im Schlepptau, funktionieren kann, ist der von Tony Maylan inszenierte „Brennende Rache“ aus dem Jahre 1981, einer der ersten Filme des anno 1979 von Harvey und Bob Weinstein gegründeten Produktionsunternehmen Mirmax, welches unter anderem „Pulp Fiction“, „Der englische Patient“ oder „Good Will Hunting“ finanzierte. Auch in „Brennende Rache“ ist die Handlung derart altbacken (mit einer gesunden Portion Wohlwollen darf man sie auch aus heutiger Sicht als 'Klassisch' bezeichnen), wie man es inzwischen von Slashern gewohnt ist: Cropsy, dem verhassten Aufseher und Hausmeister des Feriencamps Camp Blackfoot, soll von einigen Jungen ein Streich gespielt werden, doch der geht heftig in die Hose und Cropsy überlebt nur knapp mit schwersten Verbrennung. Natürlich behalten die Verantwortlichen diesen Vorfall für sich, doch Cropsy kehrt nach fünf Jahren zurück an den Ort des Geschehens und sinnt auf blutige Rache. Das also die Bestätigung: Die Story ist reiner Standard, niedergeschrieben von Harvey Weinstein höchstpersönlich, und wird keine Preise für sinnstiftende Originalität ernten.
„Brennende Rache“ hebt sich allerdings deshalb so gekonnt vom abgedroschenen Mittelfeld ab, weil er es zeitweise wirklich packend versteht, wie er mit diesem transparenten Stoff umzugehen hat und seinen Fokus eben nicht auf inhaltlichen Ausbau, sondern auf die effektive Atmosphäre legt. Es vergeht relativ viel Zeit, bis wir Cropsy so richtig in von Gekröse unterstützter Action erleben dürfen, fast 50 Minuten, um genau zu sein. Bis dahin verlegt Tony Maylam den inszenatorischen Schwerpunkt dahingehend, die unterschwellige Bedrohung sequenziell zu steigern, was auch nicht ausschließt, dass der Zuschauer, wie die Jugendlichen bei der Gruselgeschichte am nächtlichen Lagerfeuer, mit der ein Aufseher das Unglück Cropsys noch einmal reflektiert, an der Nase herumgeführt wird: Die Gartenschere schnappt nicht immer dann zu, wenn man damit rechnet. Soviel sei an dieser Stelle gesagt. Im Camp-Alltag wird – wie sollte es anderes sein? - überwiegend der adoleszente Hedonismus, das ausgestellte Balzverhalten, und das Konkurrenzverhalten untereinander, die „Schwanzvergleiche“, speziell natürlich unter den heranwachsenden Buben, aneinandergereiht – Reichlich Nackte Haut inklusive!
Während es hier und da immer mal wieder im Gebüsch unheimlich rascheln darf, bricht der Terror bei einer organisierten Floßfahrt los und Cropsy, ein Sadist, dessen Augen angeblich in von einer ergreifenden Diabolik erstrahlen, nutzt sein zweckentfremdetes Gartenwerkzeug um richtig viele Schweinereien damit anzustellen.Tom Savini, der auch für die Spezialeffekte in den Filmen von Zombie-VaterGeorge A. Romero verantwortlich war, veranschaulicht, warum er zu diesen Tagen so begehrt war: Seine herrlich-ekeligen SFX haben die Nase im Vergleich zu einigen heutigen Produktionen sogar noch voraus. Wenn simultan zu diesen Szenen noch der urige Synthezier-Score Rick Wakeman ertönt, dann weiß man genau, woran man hier ist. Das Bild färbt sich bei einem Szenenübergang tiefrot, elliptische Parallelmontagen läuten das Finale ein und der zuvor vom Camp-Bully ständig drangsalierter Außenseiter (Brian Backer) nimmt den Kampf gegen einen anderen Außenseiter auf. So geht Slasher, wenn man weiß, dass man eben doch nicht wirklich in der Lage ist, irgendetwas Neues zu erzählen.
Fazit
Klassisches, aber wirkungsvolles Slasher-Movie, das den Zuschauer samt einem mit der Gartenschere bewaffneten Ex-Hausmeister und reichlich nackter Haut zum schmierigen Campausflug einlädt. „Brennende Rache“ ist sich vollkommen darüber im Klaren, dass er dem Zuschauer eigentlich überhaupt nichts Innovatives servieren kann, nutzt seine stimmige Inszenierung aber gekonnt, um die unterschwellig schaurige Stimmung sukzessiv zu entfalten und überzeugt durch die tollen Effekte von Schmodder-Papst Tom Savini.
Autor: Pascal Reis