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Inhalt

Im besetzten Estland kämpft Karl bei der Waffen-SS während Jüri als Offizier in der Roten Armee dienen muss. So wie tausende ihrer Landsleute wollen die jungen Esten den Krieg irgendwie überleben und es bleibt ihnen keine andere Wahl. Entweder ziehen sie für die russischen Besatzer zu Felde oder stellen sich unter Hitlers Banner in der Waffen-SS. Das Schicksal der beiden Soldaten steht exemplarisch für die Geschichte eines ganzen Landes das beinahe zwischen den Mühlen zweier Großmächte zermahlen wurde, hineingezwungen in einen Krieg, Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn, bei dem es nichts zu gewinnen gab.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kino aus Estland? Dies mag hier immer noch für ein Kopfschütteln sorgen, jedoch sollte man den aktuellen Markt und vor allem die Kreativität in Sachen Produktionen des kleinen baltischen Staates nicht unterschätzen. Nicht umsonst sind Werke wie „Mandariinid“, „Puhdistus“ oder auch „Klass“ unter Filmliebhabern und Kennern bereits lange klare Empfehlungen. Im Falle von „Brüder/Feinde“ (OT: „1944“), welcher eine Koproduktion zwischen Estland und Finnland (ein ebenfalls stark wachsender Anbieter qualitativer Filmwerke) darstellt, lohnt sich gleich in mehrfacher Weise ein Blick. Denn abgesehen davon, dass  der Film voraussichtlich 2016 ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gehen wird, ist er mit einem Budget von 1,6 Millionen US-Dollar sowie einer völlig andersartigen Erzählweise ein wahres Kleinod im Genre, welches zurzeit eher von trashigen Billigproduktionen überschwemmt wird. „Brüder/Feinde“ bietet eher einen erfrischenden Einblick in den zweiten Weltkrieg, in eine tragische historische Nebennote und zeitgleich einen vergessenen Konflikt: Den Krieg in Estland. Doch wer jetzt bereits Pathos rufen hört und womöglich patriotische Verschwörungen zu sehen scheint, der kann beruhigt werden: Der Film über einfache Soldaten im täglichen Irrsinn des zweiten Weltkriegs ist ausgewogen, wirft Fragen auf, ist unangenehm und vor allem menschlich. Ein beeindruckendes Kriegsdrama, das mit einfachen Mitteln zu überzeugen weiß.

Dies liegt vornehmlich an der ungewöhnlichen Erzählung von Autor Leo Kunnas: „Im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit“. Dies hat sich Kunnas zu Herzen genommen und versucht mit einem klaren Fokus auf schlichte Soldaten im Feld die Wahrheit zwischen Granateneinschlägen, Maschinengewehrfeuer sowie Leid und Tod nach oben zu fördern. Um dies zu erreichen, bietet „Brüder/Feinde“ eine ungewöhnliche Perspektive, die hier am besten gar nicht verraten werden soll, sondern im Film erlebt werden muss. Nur so viel: Der menschlichte Faktor bleibt hoch und liefert uns einzelne Geschichten voller Tragik, Wut und Hoffnung, die nicht nur die faschistische Seite beleuchten, sondern auch die der Sowjetunion. Wer ist schuld? Am Ende gibt es darauf eine kluge wie bittere Antwort. Alleine dafür lohnt sich ein Blick in dieses bewegende Kriegsdrama.

Zudem kann uns „Brüder/Feinde“ auch optisch überzeugen: Das hohe Budget merkt man dem Film zu jeder Zeit an, sodass Ausstattung, Kulissen, Kamera und Kostüme über jeden Zweifel erhaben sind. Mehr noch: Im fiebrigen Trommelfeuer wird durch den Schlamm gewartet, während Bäume bersten, Massen an Erde und Feuer durch die Luft schwirrt und der Tod allgegenwärtig wird. Aber Regisseur Elmo Nüganen möchte den Zuschauer auch nicht gänzlich in einem nihilistischen Kriegschaos voller Verzweiflung zurücklassen. So gibt es immer wieder kleine Momente der Fröhlichkeit und sogar Humor. Zum Glück, denn aufgrund fehlender Hauptprotagonisten (bitte dafür den Film sichten) geht schnell ein roter Faden verloren, der aber durch die Inszenierung immer wieder aufgefangen wird. Alleine dies ist eine Meisterleistung.

Fazit

„Brüder/Feinde“ bietet einen völlig anderen Blick auf das Genre und damit den zweiten Weltkrieg. Angesichts der vielen Klassiker ist dies eine wahre Meisterleistung und zeigt einmal mehr, dass Estland auf dem Vormarsch in Sachen Film ist. Zudem ist der Film optisch in seinen Möglichkeiten opulent, tragisch erzählt und erfrischend anders. Wer markerschütternde Kriegsdramen mag, sollte diesen Beitrag nicht verpassen.

Kritik: Thomas Repenning

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