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Quelle: themoviedb.org

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Butch „Bullet“ Stein kommt nach 8 Jahren endlich aus dem Knast. Kaum auf freiem Fuß hängt er schon wieder hoffnungslos an der Nadel und legt sich erneut mit dem Gangster Tank an, der mit Bullet eh noch eine alte Rechnung offen hat…

Kritik

Schon mal von Sir Eddie Cook gehört? Nein? Keine Sorge, ist keine bedeutende Wissenslücke. Diesen Namen verwendete Mickey Rourke (Sin City), als er sich bei Homeboy (1988) erstmals als Drehbuchautor versuchte. Damals schrieb er sich die Rolle eines erfolglosen Boxers, der droht auf die schiefe Bahn zu geraten, selbst auf den Leib. Der Erfolg blieb jedoch aus. Dabei war Rourke zum damaligen Zeitpunkt auf dem Weg zum echten Superstar, praktisch mit diesem Flop folgte ein dramatischer Absturz. Anfang der 90er galt er bereits als vollends gescheitert und so versuchte er erneut, sich selbst ein Comeback maßzuschneidern. Bei dem völlig untergegangenen F.T.W. – Tiefer als Hass (1994) ging diese Rechnung nicht auf. Zusammen mit Bruce Rubenstein, der als Assistant Producer bereits an fünf seiner letzten Filme beteiligt war, verfasste er unter seinem alten Pseudonym danach das Skript zu Bullet – Auge um Auge, der bereits 1994 abgedreht wurde, dann jedoch keinen Verleih fand. Erst im Januar 1997 kam es doch noch zum Release, aus tragischen Gründen: Der Mord an Co-Star Tupac Shakur (Gangland – Cops unter Beschuss) schien Publicity genug zu sein, um doch noch ein paar Dollar mit dem Film zu verdienen.

Schon in Homeboy zelebrierte sich Rourke zu gerne in der Rolle des traurigen, aber harten Außenseiters, hier geht er noch eine Stufe weiter – und passt sich vielleicht unbewusst seinem Absturz auf der Karriereleiter ein Stückweit an. Butch „Bullet“ Stein wird nach acht Jahren aus Sing Sing entlassen und macht ohne Umwege dort weiter, wo er aufgehört hat. Sein Zuhälter-Kumpel Lester (John Enos III, Boston) und sein kleiner Bruder Ruby (Adrien Brody, Der Pianist) lesen ihn direkt vor dem Knast auf, ziehen direkt ein paar Schnösel ab und kochen sich danach einen frischen Schuss auf. Also alles beim Alten. Auch zuhause hat sich nicht viel geändert. Während sein Vater ihn und seine Brüder längst resigniert abgeschrieben hat und dies in Vorwürfen, Sarkasmus und mit viel Alkohol versucht zu verarbeiten, hat seine Mutter immer noch die leise Hoffnung, dass der einst talentierte Baseballspieler nach dem Knast doch noch die Kurve kriegt. Und dann wäre da noch der älteste der drei Gebrüder Stein: Louis (Ted Levine, Das Schweigen der Lämmer) hat in Vietnam seinen Verstand verloren und haust nun wie ein geisteskranker Bademantel-Rambo in seinem versifften Kinderzimmer. Während es für den künstlerisch hochbegabten Ruby vielleicht noch einen Ausweg aus dem ganzen Elend gibt, hat Bullet dies für sich schon längst aufgegeben. Eigentlich versucht er, sich möglichst schnell selbst zu zerstören, damit das Elend ein Ende hat. Und was wäre da naheliegender, als sich direkt wieder mit dem Gangster Tank (Tupac Shakur) anzulegen, dem er ohnehin schon ein Auge schuldet?

Es ist ziemlich leicht, auf Bullet – Auge um Auge einzuprügeln, dafür klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit viel zu deutlich auseinander. Mickey Rourke suhlt sich hier durch seine Figur mehr oder weniger in Selbstmitleid und stellt sich als geprügelter Kampfhund beinah märtyrerhaft ins Schaufenster, während sein Drehbuch von Klischees und wüsten Überzeichnungen nur so strotz. Als ernsthaftes Fixer- und Gangsterdrama funktioniert der Streifen genau genommen überhaupt nicht, auch da der Musikvideo-Profi Julien Temple vom effektiven Inszenieren eines Spielfilms nicht allzu viel Ahnung besitzt. Der kann zwar Rourke verwegen mit nacktem Oberkörper beim Streetfight im Regen in Szene setzen, alles andere wirkt wie ein zweit-bis drittklassiger TV-Film. Als prolliger Ghetto-Trash lässt sich der Film aber dennoch ganz vergnüglich konsumieren. Das liegt zum einem an dem erstaunlich ordentlichen Cast: so unreflektiert und eindimensional die Rolle von Mickey Rourke doch ist, er weiß sie dennoch irgendwie beeindruckend zu verkörpern. Es passt einfach perfekt zu ihm. Zu der gescheiterten Existenz, die er damals leider schon war. Dazu Adrien Brody (dessen damals noch frische Karriere ja erschreckende Parallelen zu der von Rourke später aufweisen sollte) & Ted Levine, der bis heute immer eine sichere Bank ist. Das ist schon recht stattlich. Zum anderen finden sich in dem generell einfältigen Drehbuch tatsächlich ein paar Ideen, die an und für sich ganz interessant oder in diesem Kontext zumindest unterhaltsam sind. Dieser ganze Part von Ted Levine könnte im Prinzip schon einen eigenen Film tragen – wenn es denn vernünftig ausgearbeitet wäre.

Es lässt sich durchaus erkennen, dass Bullet – Auge um Auge eigentlich recht viel vorhatte, am Ende aber mal wieder nur einen Bruchteil davon in Ansätzen erkennen lässt. Damit ist er weit entfernt von einem wirklich guten Film, ist aber auch alles andere als uninteressant. Besonders nicht im Gesamtbezug zu der sehr wechselhaften Karriere von Mickey Rourke, für den dieses Werk - besonders zu diesem Zeitpunkt – sehr bezeichnend, wenn nicht sogar stellvertretend ist. Zu plump und schlampig, um ernsthaft überzeugen zu können, aber darin immer noch zu reizvoll, als dass man wirklich die Finger davonlassen möchte.

Fazit

Trotz seiner zahlreichen Unzulänglichkeiten und seiner extrem schlichten Dramaturgie versprüht „Bullet – Auge um Auge“ einen ranzigen, beinah schon trashigen Charme. Speziell der überdurchschnittliche gute Cast (für so eine Produktion) enthält ungewöhnlich hohe Qualität und auch Mickey Rourke himself liefert hier zwischen seinen ganzen unmotivierten Billo-Heulern der 90er mal wieder eine Performance ab, an der ihm sichtlich etwas gelegen ist. Muss man nicht kennen, aber über welchen Film von Mickey Rourke in dieser Dekade lässt sich das schon mit gutem Gewissen sagen? Da ist der noch im oberen Drittel.

Kritik: Jacko Kunze

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