MB-Kritik

Calle Málaga 2026

Romance, Drama

Inhalt

Eine ältere Spanierin in Tanger wehrt sich gegen den Entschluss ihrer Tochter, ihr Haus zu verkaufen. Entschlossen, zu bleiben, setzt sie alles daran, ihr Zuhause zu behalten und die Erinnerungsstücke ihres Lebens zurückzuerlangen. Dabei entdeckt sie Liebe und Sehnsucht neu.

Kritik

So beständig wie Maryam Touzanis (Das Blau des Kaftans) Filme für den Oscar eingereicht werfen, scheint es fast unvermeidlich, dass die marokkanische Regisseurin und Schauspielerin die Ehrung schließlich erhalten wird. Womöglich für ihr jüngstes Werk, das nach seiner eher unscheinbaren Uraufführung in Venedigs Spotlight Sektion auf dem Marrakech Film Festival ein Gala Screening erhält. Memoire, Melancholie und ein Hauch Mystik verweben sich zu einem persönlichen Porträt, das ebenso sehr der reifen Protagonistin huldigt wie dem titelgebenden Viertel. Jenes beherbergt Tangiers spanischstämmige Gemeinde. 

Jene wuchs in den 30er, 40ern und 50er organisch aus Geflüchteten der Franco-Diktatur, unter denen auch die Mutter der war. Diese persönliche Verbindung erklärt den verklärten Blick auf die Hauptfigur (verkörpert von einer wunderbaren Carmen Maura, Land of Women) den Schauplatz und dessen Bewohnende. Unter letzten ist ein kahler Blick das Maximum an Antipathie. Zwist existiert in dieser in warme Terrakotta-Töne getauchten Straße ebensowenig Armut, Abfall oder schlechtes Wetter. Das Herz dieser bilingualen Gemeinde ist die von einer wunderbaren Carmen Maura verkörperte María Ángeles. 

Nach dem Auszug ihrer Tochter Clara (Marta Etura, Das Tal der geheimen Gräberund dem Tod ihres Mannes lebt sie allein in der geräumigen Wohnung, die inzwischen eine gefragte Immobilie ist. Clara will die auf ihren Namen eingetragene Wohnung verkaufen, um ihrer finanziellen Misere als geschiedene Krankenschwester mit zwei Kindern zu entkommen. Formal ist Maria zwar machtlos gegen den Verkauf, doch nach ein paar Tagen in der Senioren-Residenz flechtet sie zurück in ihre eigenen Wände. Viel mehr als die ist nicht geblieben, da Clara Marías Hausstand verkauft hat. 

Doch die eigensinnige Seniorin ist entschlossen, das Verlorene zurückzukaufen und findet dabei in Antiquitätenhändler Abslam (Ahmed Boulane, Islands) eine späte Romanze. Dass diese auch physisch ausgelebt wird, ist einer der einfühlsamen Elemente, die den sich gegen die stilistischen und narrativen Konventionen des nostalgischen Plots lehnen. Zwischen Sehnsucht, Süße und Sentiment versteckt der eine Szene symbolreicher Spukhaftigkeit, die den Ereignissen nach Marías Rückkehr eine andere Interpretationsebene öffnen. Diese dramaturgischen Spielereien, die gemäldehafte Optik und Mauras berührendes Schauspiel machen den Touch schwärmerischer Simplizität verzeihlich. 

Fazit

Getaucht in warme Goldtöne und schimmernde Patina zeichnet Maryam Touzani die zärtliche Hommage einer entschlossenen alten Dame, im Gedenken an ihre eigene Mutter. Feine Anklänge von magischem Realismus und Melancholie bewahren die sanfte Geschichte eines langen Abschieds davor, ganz in Kitsch abzufallen. Leinwand-Veteranin Carmen Maura verleiht ihrer Figur seelische Nuancen, die sich auch in ihren scheinbaren Kontrahenten finden. Die routinierte Mischung aus Sinnlichkeit, Tragik und verschmitztem Humor findet zwischen Studio-Settings und kunsthandwerklichem Konformismus jedoch immer zurück in eine zartbittere Pragmatik. 

Autor: Lida Bach
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