Inhalt
Zwei Möchtegern-Kriminelle versuchen in den 1970ern eine Bank auszurauben. Leider setzen sie den Überfall gehörig in den Sand und fliehen danach in die Wüste. Als sie das Areal durchqueren, ahnen sie jedoch nicht, dass es noch schlimmer kommen kann, denn das abgeschieden liegende Stück Wildnis gehört einem ehemaligen Scharfschützen, der ihre Anwesenheit nicht gut heißt.
Kritik
Der derzeitige Trend im Horror-Genre, bei dem überwiegend jüngere Regisseure versuchen, den Stil und vor allem das Niveau an expliziter Gewalt prägender Genre-Epochen zu imitieren, scheint momentan noch nicht abflachen zu wollen. Filme wie We Are Still Here, The Sleeper, The House of the Devil und speziell Rob Zombies (The Lords of Salem) konzentrierte 70er-Hommagen Haus der 1000 Leichen und The Devil´s Rejects haben gezeigt, dass dieser Trend nicht gleich zu verteufeln ist und dabei durchaus höchst gelungene Werke entstehen können. Dann gibt es wiederum Filme wie Mickey Keatings (Ritual) Carnage Park, nach dessen Sichtung man sich wünscht, die glorreiche Epoche des wilden, die Sehgewohnheiten brechenden Horrorfilms der 70er bliebe zukünftig bitte unangetastet.
"Hommage" bedeutet für Keating, über die Bilder seines Films einen grässlichen Sepia-Filter zu klatschen, damit die Optik möglichst originalgetreu an flirrende Frühwerke eines Wes Craven (Hügel der blutigen Augen) erinnert. Hinzu kommt der konträre Einsatz von Country-/Pop-Songs, die das Geschehen immer wieder ironisch begleiten. Handwerklich bewegt sich Carnage Park nahe an einer Katastrophe. Dieser Eindruck wird zusätzlich durch die chaotische Montage verstärkt, bei der gelegentlich durch die Zeit gesprungen und auf unchronologische Weise Fetzen der Vergangenheit eingestreut werden. Die äußerst dünn gezeichneten, platten Figuren sollen so wohl zumindest etwas mit Charakter gefüllt werden, doch über den Eindruck eines verplanten Tarantino-Abklatschs kommt der Film hierdurch kaum hinaus.
Inhaltlich herrscht in Carnage Park bedauerlicherweise ebenfalls überwiegend tote Hose. Nachdem der Regisseur den Film direkt zu Beginn mit einer Texttafel noch überheblich als eine der bizarrsten Episoden in der Geschichte amerikanischer Verbrechen ankündigt, wird ein Großteil der nachfolgenden Handlung lediglich auf ein simples Spiel zwischen Jäger und Gejagter reduziert. Die Figur von Hauptdarstellerin Ashley Bell (Der letzte Exorzismus) hat in dem Film nicht gerade ihren besten Tag. Es reicht nicht, dass sie von zwei Kleinkriminellen als Geisel genommen wird. Im nächsten Moment, nachdem auf überraschende Weise blanke Gewalt in das Szenario eingebrochen ist, muss sie durch ein riesiges Wüstenareal flüchten, während es ein völlig durchgeknallter Scharfschütze auf sie abgesehen hat.
Keating klappert lustlos Klischees und vorhersehbare Stationen ab, die keinerlei Gefühl von unangenehm geschürtem Terror oder Spannung erzeugen, und auch die unnötig explizite Gewaltdarstellung zieht wirkungslos am Betrachter vorbei. Während die Hauptdarstellerin in der Rolle des durchaus wehrhaften, schlagfertigen Opfers als einzige in diesem Film Sympathiewerte für sich verbuchen kann, manövriert sich Carnage Park aufgrund des Schauspiels von Pat Healy (Cheap Thrills) endgültig ins Aus. Auch wenn Healy solch einen Charakter bislang noch nicht gespielt hat, schießt er komplett über das Ziel hinaus. Seine Darstellung eines übergeschnappten Psychopathen ist stellenweise fast schon unfreiwillig komisch, und selbst, wenn der Schauspieler mit seiner Performance beispielsweise an den zynischen Wahnsinn eines Mick Taylor aus Wolf Creek anknüpfen wollte, ist sein Wyatt Moss eher eine Witzfigur anstatt ernsthaft bedrohlich.
Fazit
Mickey Keatings Hommage an das Terror- und Grindhouse-Kino der 70er ist ein Fehlschlag auf ganzer Linie. "Carnage Park" wirkt mit seiner misslungenen Machart eher wie ein angestrengter, billiger Abklatsch, der inhaltlich zudem nur uninspirierte Klischees abhakt und durch das komplett unpassende, fast schon unfreiwillig komische Schauspiel von Pat Healy endgültig entgleist. Ein misslungener Film, der zeigt, dass Liebeserklärungen an eine bestimmte Epoche nicht zwangsläufig mit Leidenschaft durchzogen sind.
Autor: Patrick Reinbott